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Der Kuss des Meeres

Der Kuss des Meeres

Titel: Der Kuss des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Banks
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meint, dass wir Freitagabend ausgehen sollten. Du weißt schon, um so zu tun, als ob.«
    » Oh«, sagt sie, und ihre Wimpern verheddern sich zum längsten Blinzeln der Welt. Sie gähnt wieder. » Kino oder so etwas?«
    » Sie hat ein paar Dinge vorgeschlagen. Ins Kino gehen war dabei, denke ich. Und da war noch was von wegen Inlineskaten und Bowling.«
    Emma stößt ein schläfriges Lachen aus. » Wenn du denkst, dass ich schon in Flipflops eine tödliche Gefahr bin, willst du mich nicht auf Inlinern sehen.«
    » Also dann Kino. Ich werde keine weitere Gehirnerschütterung riskieren.« Er bringt sie zur Tür und darf sie sogar für sie öffnen. Ein Mitschüler namens Tyler mit einem Adamsapfel, der so groß wie seine Nase ist, winkt sie unauffällig zu den Plätzen, die er ihnen in der hintersten Reihe frei gehalten hat. Galen steckt ihm einen Zwanzigdollarschein zu, als Tyler seine Sachen zu einem freien Pult weiter vorne schafft.
    Während Emma Physik verschläft, notiert Galen pflichtschuldig alles über Thermodynamik. Auf einem anderen Blatt listet er Fragen auf, die er Romul stellen will. Doch selbst nachdem er die Liste zweimal überprüft, fehlt eine Frage, auf die er einfach nicht kommt. Sie nagt an ihm, liegt ihm auf der Zunge, ist aber nicht konkret genug, um sich fassen zu lassen.
    Neben ihm seufzt Emma im Schlaf. Galen versteift sich. Emma. Wer wird auf Emma aufpassen, wenn ich fort bin? Toraf ist noch nicht von seiner Suche nach Paca zurückgekehrt. Rachel kann an Land auf sie aufpassen, aber wenn Emma ins Wasser geht, ist sie so gut wie verloren. Nicht dass es aussieht, als könne sie in absehbarer Zeit trainieren, so erschöpft wie sie ist. Aber Emma besteht praktisch nur aus Trotz und Starrsinn und Widerborstigkeit und was einem das Leben sonst noch schwer macht. Wenn sie ins Wasser gehen will, wird sie es tun.
    Damit bleibt nur eine Person übrig. Rayna.

21
    Der Fernseher zappt von einem Sender zum nächsten und hört nicht einmal auf, als Rayna die Fernbedienung längst aus der Hand gelegt hat. Sie gleitet vom Rand der Couch und setzt sich auf den Boden. » Vierhundert Sender und nichts, was man ansehen könnte. Unglaublich«, murrt sie.
    Ich gucke von meinem Fernsehsessel auf und knicke die Seite meines Buches ein. » Du könntest mir beim Training helfen. Sie brauchen es ja nicht zu erfahren.« Mir ist überhaupt nicht nach Training zumute. Aber irgendwie finde ich, dass ich schon aus Prinzip ins Wasser gehen sollte. Schon allein, weil Galen gesagt hat, dass ich nicht soll. Und vor allem, weil er mir einen Babysitter aufgedrückt hat.
    Sie wirft mir einen Seitenblick zu. » Die dicke Lippe würde es aber erfahren. Er kann mich von überall aus spüren, erinnerst du dich? Und er würde mich bei Galen verpetzen. Er würde ahnen, dass etwas nicht stimmt, wenn wir beide ohne meinen Bruder ins Wasser gehen.«
    Ich zucke die Achseln. » Seit wann kümmert es dich, dass du in Schwierigkeiten geraten könntest?«
    » Das hat mich noch nie gekümmert. Aber Galen hat versprochen, dass er mir Autofahren beibringt, wenn ich dich vom Wasser fernhalte.«
    Jackpot. » Ich kann auch Auto fahren. Ich könnte es dir beibringen.«
    » Galen hat gesagt, dass der Deal gelaufen ist, wenn ich dich frage.«
    » Du hast mich nicht gefragt. Ich habe es angeboten.«
    Sie nickt und beißt sich auf die Unterlippe. » Stimmt. Das hast du.«
    Ich lege das Buch auf den hässlichen gläsernen Couchtisch und hocke mich neben sie. » Ich werde dir beibringen, wie man Auto fährt, wenn du mich ins Wasser lässt. Du musst nicht mal mitkommen.«
    Die Art, wie sie die Augenbraue hochzieht, erinnert mich an Galen. » Also, wenn du mich fragst, verschwendest du deine Zeit. Du wirst dich nicht verwandeln. Du bist halb menschlich. Wahrscheinlich hast du dadrin nicht mal eine Flosse.«
    » Was weißt du über Halbblüter?«
    Sie zuckt die Achseln. » Nicht viel. Aber genug, um zu wissen, dass du gar nicht versuchen brauchst, dich zu verwandeln, wenn du eines bist. Niemand wird dich akzeptieren. Zumindest kein Syrena.«
    Ich beschließe, nicht beleidigt zu sein. Ich gebe sowieso nicht viel auf ihre Meinung, und ihr wird es egal sein, ob sie mich gekränkt hat oder nicht. Bei Rayna kann man sich immerhin darauf verlassen, dass sie sagt, was sie denkt. Beleidigt sein wäre Zeitverschwendung für alle Beteiligten. Außerdem ist sie immer noch da. Wenn sie mich für eine Abartigkeit halten würde, wäre sie schon lange auf und davon, oder?
    »

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