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Der Kuss des Morgenlichts

Der Kuss des Morgenlichts

Titel: Der Kuss des Morgenlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Cohn
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mit ihrem Schwert blitzschnell Schläge in alle Richtungen aus und drängte die Angreifer zurück. Ich konnte ihren Bewegungen kaum folgen; das Schwert schien nicht einfach nur die Luft zu zerhacken, sondern eine stählerne Grenze zwischen ihr und den Feinden zu ziehen. Von diesen konnte ich kaum mehr erkennen als flatternde Mäntel. Ich wusste, dass sie aus Stoff gemacht waren, so wie die Kleidung der Menschen, doch hätte man mir in diesem Augenblick gesagt, dass aus den Schultern der Nephilim Flügel wie bei Fledermäusen wachsen würden – ich hätte es geglaubt.
    Ich wartete, dass Nathan in den Kampf eingreifen würde, doch er tat nichts dergleichen, sondern zog mich rasch von der Wohnzimmertür zurück.
    »Sophie, hör zu, du bist hier in Gefahr!«
    Ich kicherte trocken. »Ach, tatsächlich?«
    »Caspar hat es vor allem auf Aurora abgesehen, doch wenn Cara und ich uns darauf konzentrieren, sie zu beschützen, können wir uns nicht ausreichend um dich kümmern. Selbst wenn Caspars Gehilfen dich ignorieren, kannst du leicht verletzt werden. Du bist zu langsam und zu schwerfällig, ihnen auszuweichen.«
    »Danke fürs Kompliment!« Wieder lachte ich auf. Es war, als wäre mein Hirn blockiert und nicht länger fähig, Furcht zu empfinden. Die Situation war so absurd, dass ich nicht anders konnte, als hysterisch zu lachen, doch schon im nächsten Augenblick verstummte ich. Wieder vernahm ich das Klirren eines Schwertes, diesmal jedoch nicht aus dem Wohnzimmer, sondern ganz dicht neben mir, und es war auch nicht Cara, sondern Nathan, der einen Schlag austeilte und damit blitzschnell auf einen Angreifer reagierte, der ihn von hinten überraschen wollte. Ich wusste nicht, wie er ins Haus gekommen war und wie es Nathan so schnell gelungen war, seiner Herr zu werden. Ich sah diese dunkle Kreatur nur plötzlich auf dem Boden liegen. Sie wand sich, umklammerte ihren Arm. Hatte sie überhaupt noch einen Arm? Oder hatte ihn Nathan abgeschlagen?
    Jetzt fiel mein Blick auf die wächserne Haut und das bläuliche Blut dieses Wesens. Nur die schwarzen Augen konnte ich nicht erkennen, sie waren zusammengekniffen, tief in Höhlen versunken.
    »Sophie, du musst Hilfe holen!«, schrie Nathan mir zu. Zwischen jeder Silbe ertönte ein neuerliches Klirren. Ein weiterer Angreifer war wie aus dem Nichts gekommen und auf ihn losgegangen.
    Ich duckte mich. »Hilfe, von wem?«
    Plötzlich stand Cara neben mir und beugte sich just in dem Moment, als eine Klinge dicht neben mir niederging, schützend über meinen Körper. Es musste ihr in der Zwischenzeit gelungen sein, ihre beiden Gegner im Wohnzimmer zu überwältigen: »Caspar will uns nervös machen, uns einschüchtern – darum sind diese Awwim hier. Doch das ist nicht der eigentliche Kampf, für den er sich gerüstet hat, der Kampf um Aurora – auf Leben und Tod. Noch wird er nicht in Kauf nehmen wollen, dass es Zeugen gibt. Caspar will keinen Skandal, das wollte er nie, und darum … Sophie, du musst die Polizei rufen! Ich bin mir sicher, dass seine Gehilfen die Anweisung haben, sich sofort zurückzuziehen, wenn Fremde auftauchen.«
    Ich folgte ihren Worten skeptisch. Auch wenn sie sich ihrer Sache sicher schien – was, wenn sie sich irrte? Was, wenn diese dunklen Wesen auf jeden, den ich um Hilfe rief, mit ihren Schwertern losgingen? Durfte ich das verantworten?
    Doch im nächsten Augenblick zählten diese Bedenken nicht mehr, nur Aurora. Die Kreatur, die eben noch gekrümmt auf dem Boden gelegen und ihren Arm gehalten hatte, war wieder erstarkt aufgesprungen, hatte blitzschnell mein Kind um die Taille gefasst und zerrte es nun durch den Flur. Cara stürzte auf sie zu und versperrte der Kreatur den Weg, woraufhin diese Aurora nur noch fester mit ihren großen, kräftigen Händen packte. Ich sah, wie Cara zunächst versuchte, mein Mädchen von diesem Wesen loszureißen, und dann – als es nicht glückte – erneut ihr Schwert kreisen ließ. Ein wilder Tumult entstand; so schnell drehten, sprangen, fuchtelten, liefen, zerrten die Gestalten, dass ich nicht länger erkennen konnte, wessen Füße und Hände es waren, die diesen wilden, tödlichen Tanz vollführten. Als die stählerne Klinge des Schwertes haarscharf an Auroras schmächtigem Körper vorbei durch die Luft schnitt, wollte ich mich am liebsten in diesen Wirrwarr aus Leibern stürzen, wollte ich lieber selbst von einem Schwert gespalten werden, als sie getroffen zu sehen. Doch kaum lief ich auf den Tumult zu, glaubte, nach

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