Der Kuss des Satyrs
Stimmen wurden leiser.
Jane ging zur Tür und spähte hinaus. Izabel und Signore Cova waren nirgends zu sehen.
Signora Natoli tätschelte ihre Hand, die auf dem Türknauf lag. »Meine Liebe, regt Euch darüber nicht auf. Männern fehlt oft das nötige Verständnis.«
Jane befreite ihre Hand. »Ich muss jetzt los.«
Die Damen folgten ihr, als sie aus dem Salon durch das Foyer zur Eingangstür ging. Der Diener öffnete die Tür. Sein Grinsen verriet ihr, dass er alles mit angehört hatte.
Sie drückte die Schultern durch.
Die Damen begleiteten sie noch auf den Treppenabsatz. »Ihr könnt Euch mit weiteren Fragen jederzeit an eine von uns wenden«, rief ihr eine nach.
»Vielen Dank, Ihr seid sehr freundlich«, antwortete Jane, während der Kutscher ihr in die Kutsche half.
Sie würde nicht wiederkommen, aber sie würde Nick bitten, Izabel in einem Brief um Emmas Besuch während ihrer Schwangerschaft zu ersuchen.
Als die Kutsche anfuhr, umarmte sie ihren Bauch, als wollte sie ihr ungeborenes Kind trösten.
»Scher dich nicht darum, was sie denken. Ich verspreche, dass ich mich um dich kümmern und dich beschützen werde. Und ich werde dich lieben«, flüsterte sie, »ganz egal, was du bist.«
Nach Janes Abfahrt unterhielten sich die Frauen angeregt.
»Sie wird bei der Geburt sterben, das könnt Ihr mir glauben.«
»Solange das Kind nicht stirbt, würde ihr Tod unserem Ziel sehr dienlich sein.«
»Wie lang Signore Satyrs Schwanz wohl wirklich ist, was glaubt Ihr?«
»Jedenfalls viel länger als fünfzehn Zentimeter. Habt Ihr gesehen, wie sie geschaut hat?«
»Das macht Hoffnung hinsichtlich der Ausstattung seiner Nachkommen.«
Sie kicherten.
Izabel kehrte in den Salon zurück, ein breites Grinsen im Gesicht. »Meine Damen! Die Dinge entwickeln sich ungewöhnlich schnell. Es sieht so aus, als müssten wir unseren Plan etwas beschleunigen.«
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Kapitel 29
D er Abendhimmel war von dunkelvioletten und orangefarbenen Streifen überzogen, als Jane nach Pietro Nera zurückkehrte. Die Tagesdiener waren zu dieser Zeit bereits gegangen, und nur der Kutscher war noch da, ihr zu helfen. An seinem Arm kämpfte sie sich aus dem Gefährt und die ersten Stufen der Treppe zum Haupteingang hinauf.
Signore Faunus eilte ihr entgegen und bedeutete dem Kutscher zu gehen. Sie akzeptierte dankbar seinen Arm, und sie machten sich auf den Weg zu der verzierten Eingangstür.
»Der Herr wartet bereits auf Euch«, tadelte er sie.
»Er ist schon aus dem Weinberg zurück?«
»Si.«
»Aber er war zuletzt immer bis spät in die Nacht fort. Ich hatte angenommen, das wäre heute auch so.«
Nicks Stimme erreichte sie. »Jane!«
Als sie durch die Eingangstür traten, hob Jane den Blick und sah ihren Ehemann, der ihr vom Geländer am oberen Ende der Treppe zuwinkte. Sein Gesicht war vom Schmerz verzerrt, und er war blasser, als sie ihn je gesehen hatte. Obgleich die Sonne gerade erst untergegangen war, trug er bereits seinen Morgenmantel.
»Geht es dir nicht gut?«, fragte sie. Hinter ihr verschloss Signore Faunus die schwere Eingangstür und entfernte sich.
»Wo warst du?«, knurrte er.
»Bei meiner Tante«, gestand sie und beeilte sich, so schnell es ihr möglich war, zu ihm zu gelangen. »Bei Izabel, meine ich. Ich wollte Emma besuchen, aber sie war nicht da.«
»Verdammt noch mal, Frau! Du hättest in deinem Zustand nicht so weit fahren dürfen. Aber wir werden ein andermal über deine Dummheit sprechen. Komm jetzt.« Er drängte sie den Flur entlang zu seinem Schlafzimmer und ließ sie ein.
Nick warf die Tür hinter sich ins Schloss und griff mit einem lüsternen Glitzern im Blick nach den Knöpfen ihres Kleids.
Jane fasst ihn am Handgelenk. »Was tust du da?«
Seine Lippen liebkosten ihren Hals, und er flüsterte: »Ich ziehe dich aus, Jane. Es ist Vollmond. Wir müssen uns paaren.«
Sie klopfte ihm auf die Finger, entwand sich seinem Griff und hielt ihn mit ausgestrecktem Arm auf Abstand. »Du hast doch gesagt, wir müssten uns zurückhalten.«
»Nicht mehr.«
»Aber Izabel hat gesagt, es wäre sinnvoll.«
Er jagte sie durchs Zimmer. »Izabel kann mich mal.«
»Nick!«
Sie wich weiter zurück. Er hatte sie in die Ecke gedrängt. Seine Augen glitzerten und versengten ihre Haut, wo sein Blick sie traf.
Kräftige Hände griffen nach ihr, hielten aber plötzlich inne, als Mondlicht durchs Fenster auf ihn fiel.
Ein grässlicher Krampf wallte durch seinen Unterleib. Er taumelte und klammerte sich mit
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