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Der Kuss des Satyrs

Der Kuss des Satyrs

Titel: Der Kuss des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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sie.
    Die Zofe sah überrascht aus, aber sie knickste gehorsam. Sie holte einen Kessel mit dampfendem Wasser vom Herd, goss seinen Inhalt in die Wanne und wärmte das bereits darin befindliche Wasser auf.
    »Soll ich Eure Truhen auspacken?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte Jane und zwang sich zu einem Lächeln.
    Sie schlüpfte hinter den Paravent und zog sich rasch aus, um eilig zu baden. Nick durfte nicht wiederkommen, bevor sie fertig war.
    Sie linste an dem Paravent vorbei und sah, dass Martine ihre Habseligkeiten ordnete. Sie hängte Kleider in den Schrank und stellte Fläschchen und Bürsten auf den Schminktisch. Sie schien in ungewöhnlicher Eile, ihre Pflichten zu erfüllen und gehen zu dürfen. Die Nervosität der Zofe übertrug sich auf Jane. Ihre Hände zitterten, als sie sich abtrocknete und nach dem Nachthemd griff, das Martine klugerweise über den Raumteiler drapiert hatte. Erst nachdem die Seide über ihren Kopf geglitten war und Falten über ihren bloßen Füßen schlug, trat sie zurück ins Zimmer.
    Während Martine sich über die Kleidertruhen beugte, drehte Jane ihren Rücken zum Spiegel. Ihre kurze Überprüfung beruhigte sie, denn das Nachthemd bedeckte tatsächlich ihre Schulterblätter. Sie hatte den Schneider ihrer Tante ausdrücklich angewiesen, dass dies der Fall sein musste, aber es war nicht genügend Zeit gewesen, das Nachthemd anzuprobieren und somit zu überprüfen, ob es tatsächlich ihren Wünschen entsprach.
    Die Zofe kam und stellte sich hinter sie. »Ihr seid sehr schön«, schmeichelte sie ihr, als sie Janes Haar herabließ und ausbürstete.
    »Danke«, sagte Jane. Sehr zu ihrem Unmut gelang es ihr nicht zu sprechen, ohne dass ihre Stimme dabei bebte. Die Zofe sah sie aufmunternd an. Jane wandte den Blick ab vom Mitleid in Martines Augen, und ihr Blick fiel auf ihr Spiegelbild.
    Schockiert keuchte sie auf. Während sie selbst sich nur um die Rückenpartie des Nachthemds gekümmert hatte, hatte ihre Tante dafür gesorgt, dass der Rest viel zu provokativ geschnitten war.
    Unter anderen Umständen hätte sie vielleicht das Gefühl des kühlen, edlen Stoffs auf ihrer Haut genossen und sich über das leichte Kratzen der Spitzeneinsätze des tief ausgeschnittenen Mieders, das kaum ihre Brustwarzen verhüllte, gefreut. Vielleicht hätte sie auch den Schnitt im Allgemeinen gutgeheißen, wenn sie nicht gewusst hätte, dass ein Mann – ein Fremder – sie darin sehen würde.
    Als ihre Zofe beschlossen hatte, dass sie ausreichend parfümiert und zurechtgemacht war, um ihren Ehemann zu empfangen, lächelte sie ihr noch einmal aufmunternd zu und verließ den Raum.
    Janes Spiegelbild ließ erkennen, dass sie hinreichend vorbereitet war, eine Frau zu werden, wenigstens von außen betrachtet. Ob im Innern, das war eine ganz andere Frage.
    Noch einmal überprüfte sie ihre Rückansicht im Spiegel, drehte sich nach rechts und links, um festzustellen, was ihre Bewegungen eventuell entblößten. Zufrieden darüber, dass das Nachthemd ihr Geheimnis verbarg, ging sie ans Fenster und zog den Vorhang beiseite. Tief atmete sie die beruhigenden Düfte von Eukalyptus und Pinie ein, die jetzt, nach der Hitze des Tages, schwer in der sich abkühlenden Luft lagen. Irgendwo in der Ferne erklang eine Panflöte.
    Am Horizont bohrte sich eine Reihe Zypressen pfeilgleich in den Himmel, tiefschwarze Silhouetten vor einem dunkelblauen Nachthimmel. Der Mond war eine dünne Sichel und spendete nur wenig Licht. Irgendwo da draußen lag ein dunkler Wald voller uralter Pflanzen. Wuchs dort das Heilmittel, das sie suchte? Sie hatte vor, es herauszufinden. Bald.
    Emmas Zukunft sowie ihre eigene hingen davon ab.
    Nick betrat ihr Schlafzimmer. Sein knöchellanger Morgenrock aus Brokat war an seiner Hüfte locker gebunden. Sein Blick fiel auf das leere Bett, dann entdeckte er Jane am Fenster.
    Ihr Nachthemd raschelte, als sie sich zu ihm umdrehte, und weckte seine Sinne. Er atmete ihren Duft ein, der ihm bereits vertraut war, und er fühlte bis ins Mark, dass sie die Richtige für ihn war. Ein instinktives, absolut männliches Verlangen, sie zu schwängern, überkam ihn, aber er hielt sich zurück. Sie würde sein Kind erst in einigen Wochen in der nächsten Vollmondnacht empfangen.
    Glücklicherweise war er ein geduldiger Mann.
    Er bemerkte, dass ihr Nachthemd ihr ausgesprochen gut stand. Wahrscheinlich hielt sie es für zu verführerisch. Sein Blick wanderte zu den rosigen Spitzen an ihrem Busen. Ihr dunkles Dreieck, dort, wo

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