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Der Kuss des Satyrs

Der Kuss des Satyrs

Titel: Der Kuss des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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zu Bett zu gehen.
    Im Schlosshof half ihr einer der bewaffneten Reiter aus der Kutsche. Für einen kurzen Moment stand sie allein auf dem Pflaster und fühlte sich unwohl. Sie war überrascht, dass kein Personal da war. Nick öffnete selbst die massive Eingangstür und begrüßte sie, während ihre Begleiter sich um ihr Gepäck kümmerten.
    Ihr Ehemann war gut gekleidet; er trug seine Lieblingsfarben, Schwarz und Weiß, und erschien ihr hier gelassener und entspannter als bei ihren vorherigen Treffen. Sie jedoch war staubig und verschmutzt von der Reise, und ihre Nerven waren angespannt.
    »Willkommen im Castello di Pietro Nera«, sagte Nick mit samtiger Stimme und zog sie die Stufen empor ins Foyer. »Habt Ihr gegessen?«
    »Ja.« Es war nur ein kleines Abendessen gewesen, aber sie wusste, sie würde keinen Bissen mehr hinunterbringen.
    Im Kastell sah sie sich neugierig um. Nick verfügte über alle Attribute, die einen wohlhabenden Gentleman ausmachten. Über dem Haupteingang hing das Familienwappen, darunter eine geschnitzte Schärpe mit den eingravierten Worten »Hüter der Pforte«. Farbenprächtige Gobelins, auf denen Szenen ausschweifender Feierlichkeiten dargestellt waren, schmückten die Wände, welche in eine hohe Kassettendecke aus Eichenholz übergingen. Die Verzierungen darauf bestanden aus Blattgold.
    Plötzlich erschien ein in Ehren ergrauter, uniformierter Kammerdiener. Seine Schritte hallten auf dem Fußboden aus italienischem Marmor wider.
    »Sorg dafür, dass die Diener ihr Gepäck nach oben schaffen«, befahl Nick. »Und die Kutscher sollen sich um die Pferde kümmern, bevor sie sich zur Ruhe begeben.«
    Der Kammerdiener nickte, wobei er es tunlichst vermied, Jane anzusehen, und huschte dann in seinem charakteristischen tänzelnden Gang hinaus.
    »Wo sind die anderen Diener?«, fragte Jane, als sie und Nick allein im Foyer standen.
    »Es ist spät«, sagte Nick. »Sie sind fast alle gegangen. Aber in Eurem Schlafzimmer wartet eine Zofe auf Euch.«
    Er hatte das Personal weggeschickt? Warum? Was hatte er mit ihr vor, dass er keine Diener in der Nähe haben wollte?
    »Kommt!« Er drehte sich um und führte sie zur Treppe. Gemeinsam schritten sie die Stufen aus poliertem Travertin hinauf. Porträts in vergoldeten Rahmen säumten ihren Weg, und es kam ihr so vor, als betrachteten seine Vorfahren sie mit unverhohlener Neugier.
    Am Kopfende der Treppe gingen sie einen langen Flur entlang, wobei ihre Schritte durch einen weichen persischen Teppich gedämpft wurden. Sie betrachtete das florale Muster, das unter ihren Röcken verschwand, und dachte daran, dass sie beim nächsten Mal, wenn sie dieses Schmuckstück betrat, keine Jungfrau mehr sein würde. Es war ein beunruhigender Gedanke.
    Vierundneunzig, fünfundneunzig … sie zählte sechsundneunzig Schritte von der Treppe bis zu ihrer Schlafzimmertür. Wobei seine Schritte natürlich länger gewesen waren. Sie würde sie das nächste Mal zählen und dann einen Mittelwert bilden.
    Du machst dich lächerlich, schalt sie sich selbst.
    »Ein Bad erwartet Euch. Ich bin bald zurück«, informierte sie ihr Mann. Mit einer knappen Verbeugung ließ er sie dort stehen, vor jener Tür, von der sie annahm, dass es sich um die zu ihrem Schlafzimmer handelte.
    Bald? Das Wort schoss wie eine Billardkugel in ihrem Hirn umher und versetzte sie in hektische Betriebsamkeit. Sie schoss in das Zimmer, das er ihr gezeigt hatte, und schloss die Tür hinter sich. Sie hasste es, wenn Leute so ungenaue Bezeichnungen verwendeten, besonders wenn es um wichtige Angelegenheiten ging. Das »Bald« ihrer Mutter hatte oft eine Stunde oder mehr bedeutet. Aber nach allem, was sie über ihn wusste, konnte sein »Bald« auch nur wenige Minuten heißen. Er durfte sie nicht unvorbereitet antreffen.
    Ihr Zimmer hatte eine blassolivfarben gestrichene Gewölbedecke und war wunderschön. In die Mitte des Gewölbes war ein Rosenbouquet gemalt, und dort hing ein gläserner Kronleuchter.
    Eine Zofe trat schüchtern vor und stellte sich in gebrochenem Englisch als Martine vor. Als es an der Tür klopfte, ging sie hin, um sie zu öffnen. Janes Gepäck wurde hereingebracht.
    Als die Diener wieder gegangen waren, nahm Martine sich die mühselige Arbeit vor, Jane aus ihren Gewändern zu schälen. Zuerst fiel ihr Kleid und dann ihr Korsett, so dass sie schließlich nur in ihrem Unterkleid dastand. Die Zofe streckte die Hand danach aus, aber Jane wich zurück.
    »Ich möchte allein baden«, murmelte

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