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Der Kuss des Satyrs

Der Kuss des Satyrs

Titel: Der Kuss des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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oben, als wäre sie besorgt, Jane könnte mit Emma aus dem Fenster fliehen. Die Zeit, die Jane noch mit ihrer Schwester verbringen konnte, war kostbar, aber von der Anwesenheit ihrer Tante und dem Wissen, dass sie sich bald voneinander trennen mussten, getrübt. Als Emma einschlief, verließen die beiden Frauen ihr Zimmer.
    Im Flur platzte Jane mit der Frage heraus, die ihr Denken beherrschte: »Wusstest du, dass er Wein herstellt?«
    Ihre Tante lächelte nur, während sie nach unten gingen. »Aber sicher. Das weiß doch jeder.«
    »Warum hast du nichts gesagt? Du weißt doch, wie ich zu der Sache stehe.«
    »Sei nicht so laut, Kind«, sagte ihre Tante und deutete auf Nick, der unten auf sie wartete. »Als seine Frau wird es deine Pflicht sein, ihn zur Mäßigung anzuhalten.«
    Jane schaute Nick an, der stark und fest nur ein Dutzend Treppenstufen unter ihnen stand. Wenn in ihrer Ehe irgendjemand gemäßigt werden würde, dann würde das wohl eher sie betreffen als ihn.
    »Hat sich Eure Schwester beruhigt?«, fragte er, als sie bei ihm ankamen.
    »Für den Augenblick, aber sie wird sehr traurig sein, wenn sie aufwacht«, erzählte Jane. »Am liebsten würde ich bei ihr bleiben.«
    Nick runzelte die Stirn. »Ich muss zurück. Es ist eine kritische Zeit für die Reben.«
    »Ich könnte später nachkommen«, schlug sie vor.
    Bevor er ihr antworten konnte, erinnerte Izabel sie: »Dein Platz ist von jetzt an bei deinem Mann.«
    »Ja, sicher, aber –«
    »Jane, du wirst dich an die Regeln halten«, sagte Izabel. »Wir sprechen über Emma, wenn ihr wieder Gäste empfangt.«
    Dieses Mal zweifelte Nick die Entscheidung ihrer Tante nicht an, und schweren Herzens ließ sich Jane von ihm zur Kutsche bringen.

[home]
    Kapitel 10
    W ie es zuvor besprochen war, ritt Nick voraus zu seinem Landgut in der Toskana. Jane folgte ihm allein in einer luxuriösen Privatkutsche. Drei Tage lang wurden ihr sämtliche Knochen im Leib durchgerüttelt.
    Drei bewaffnete Reiter begleiteten sie. Sie ritten vor und hinter der Kutsche, die Nicks Familienwappen schmückte, verhandelten über ihre Mahlzeiten und Unterbringung während der Reise und bewachten jede Nacht die Tür zu dem ihr zugewiesenen Zimmer, als gelte es, die englischen Kronjuwelen zu verteidigen.
    Die Straßen von Tivoli bis zum Landgut bei Florenz erwiesen sich als gut passierbar. Der Morast von den Regenfällen des Winters war größtenteils getrocknet, und der schreckliche Staub des Sommers war noch fern. Und doch verursachte ihr das Rumpeln der Kutsche starke Kopfschmerzen, so dass sie nicht lesen konnte. Also schob sie die Vorhänge am Kutschenverschlag zurück, um die vorüberziehende Landschaft zu betrachten.
    Als sie weiter nach Norden kamen, durchquerten sie einen Landstrich aus Hügeln und Ebenen, der mit niedrigen, rechteckigen Häusern aus grauen, pfirsich- oder ockerfarbenen Ziegelsteinen besetzt war. Schäfchenwolken zogen über den tiefblauen Himmel, über gelegentliche Bauernhöfe, romanische Kirchen und zylindrische, steinerne Kornspeicher.
    Am letzten Tag ihrer Reise aß sie in einem Gasthaus in Florenz zu Abend, danach war sie noch eine Stunde unterwegs. Die Sonne stand rot und tief am Horizont, als das Haus ihres Gatten in Sicht kam. Bei seinem Anblick stockte ihr der Atem: Es war nichts weniger als ein Kastell.
    Es thronte auf der Kuppe eines Hügels, der von Obstbäumen bestanden war, und dominierte die umliegende Landschaft, verkündete der ganzen Gegend seine Pracht. Ein undurchlässiger Steinwall, der höchstwahrscheinlich das Überbleibsel einer früheren Verteidigungsanlage war, erstreckte sich zu beiden Seiten des Haupthauses und verwehrte den Zutritt auf das Grundstück, außer durch den Haupteingang des Kastells. Der Wall umgab einen riesigen Wald, aus dem sich Hügel erhoben, auf denen sich Reihe um Reihe Weinstöcke drängten. Zumindest nahm sie an, dass es sich darum handelte.
    Vor ihr türmte sich das Kastell auf – majestätisch, unbezwingbar und viel zu groß für seine Umgebung. Der breite Streifen Grasland davor wurde von einem gepflasterten, sich windenden Weg geteilt wie das Haar auf dem Kopf eines Menschen. Ihr Gefährt stieg den Hügel hinan.
    Viel zu früh passierte die Kutsche die Schlosstore. Sie war aufgewühlt und hatte gehofft, ein wenig Zeit zu haben, um sich mit ihrem Mann und seinem Heim etwas vertraut zu machen, wenn sie ankam. Aber als die Kutschenräder über die Zugbrücke ratterten, war es dafür zu spät. Es war schon Zeit,

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