Der Kuss des Satyrs
sie rasch hinzu. »Und auch nicht alle.«
Er lächelte. »Ganz sicher nicht alle auf einmal. Und auch nicht alle. Nur die, an denen du Gefallen findest.«
»Wie finde ich heraus, welche das sind?«
»Mit der Zeit wird deine Neugierde wachsen, und wir werden ein bisschen herumexperimentieren. Du wirst in mir einen bereitwilligen Partner finden, jedem Vorschlag gegenüber offen. Du musst nur dein Interesse äußern, und ich werde versuchen, es zu befriedigen. Es besteht keine Eile. Wir haben unser ganzes Leben, um diese Dinge zu erforschen.«
»Und wenn ich nun Lust darauf bekäme, deinen Körper mit einigen dieser Utensilien zu erforschen?«
»Dann werde ich das in einem gewissen Rahmen zulassen. Es fällt mir schwer, die Kontrolle abzugeben.«
»Vielleicht können wir daran arbeiten. Hier in diesem Zimmer.«
»Vielleicht.«
Er wandte den Blick ab, aber ihr Herz war bei seinem Zugeständnis ganz leicht geworden. Es fühlte sich an, als beginne er, ihr zu vertrauen. Und vielleicht mehr.
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Kapitel 25
J ane saß aufgeregt und zugleich ängstlich zwischen den Bäumen im Satyr-Wald. Sie hatten angefangen, dieses Land und seinen Besitzer zu lieben. Emma würde ihr eines Tages hierher folgen. Und wenn sie es zuließ, würde Nick ihr ein Kind geben, das sie lieben konnte. Eine echte Familie schien möglich und in Reichweite.
Aber wenn sie ihren Fluch nicht abschütteln konnte – bald –, wäre alles zunichtegemacht.
Sie zerbrach die trockenen Stiele, die sie in ihrem Korb mitgebracht hatte, und ließ die getrockneten Kräuter in die Schüssel auf dem flachen Felsen rieseln. In den vergangenen Wochen war es ihr gelungen, alle Zutaten zu sammeln, die für die Heilmischung notwendig waren. Einige waren nicht einfach zu finden gewesen, und dann hatte sie warten müssen, bis sie getrocknet waren.
Ein Kraut nach dem anderen fand seinen Weg in ihren Mörser. Sie zerdrückte sie mit ihrem Stößel und beobachtete, wie sich ihre Regenbogenfarben miteinander vermischten.
Vorsichtig holte sie die wichtigste Zutat aus ihrem Korb – den Goldlauch. Sie hatte ihn in ihrem Garten gepflückt und seine Wurzeln mit einem feuchten Tuch eingewickelt, bevor sie sich auf den Weg hierher gemacht hatte. In dem Buch hatte gestanden, dass er frisch sein musste.
Sie zupfte die Blüten ab, warf sie in den Mörser und zerdrückte sie mit ihrem Stößel zu gelber Schmiere. Zuletzt fügte sie noch ein paar Tautropfen hinzu, die sie am Morgen von den Blättern des Frauenmantels gesammelt hatte. Alles zusammen verrührte sie zu einer zähen Paste.
Als der Trank fertig war, nahm sie alles auf einmal. Er schmeckte bitter.
Danach grollte kein Donner, kein Blitz teilte den Himmel und tauchte den Wald in grelles Licht. Es passierte nichts.
Sie hatte alles genau so gemacht, wie es in dem alten Buch beschrieben war, versicherte sie sich. Der Zaubertrank würde das Böse tilgen. Sie musste daran glauben.
Im Buch hatte gestanden, dass es einige Stunden dauern konnte, bis der Trank seine volle Wirkung entfaltete. Sie konnte nichts tun, als zu warten. Sie sprang auf und beschloss, die Umgebung der Grotte zu erkunden.
Jane trat dicht an eine der Karyatiden und bewunderte ihre anmutigen Konturen. Sie war sich nicht sicher, warum sie hierhergekommen war, um den Zaubertrank zu nehmen. Es war der Ort, wo sie einst die drei Irrlichter gesehen hatte, die sich in Frauen verwandelt hatten. Dieser Ort hatte ihr damals Angst eingejagt, aber das war vorbei.
Sie gähnte vor Müdigkeit – es war eine Nebenwirkung des Tranks. Sie setzte sich unter einen Baum, dessen Wurzelgeflecht so etwas wie einen Sessel gebildet hatte.
Es war bereits später Nachmittag, als sie wieder erwachte. Sie richtete sich auf und erinnerte sich daran, weshalb sie hier war. Hastig und ohne große Rücksicht auf ihr Kleid schlüpfte sie aus einem der Ärmel. Ihre Hand zitterte, als sie sie nach hinten streckte und ihr Schulterblatt damit absuchte.
Als weiche Daunen ihre Fingerspitzen kitzelten und Federn sie piksten, setzte ihr Herz einige Schläge aus, dann krampfte es sich zusammen. Sie hatte versagt. Der Zaubertrank hatte nicht gewirkt.
Sie zerrte an den Federn, jaulte vor Schmerz auf und versuchte sie auszureißen. Aber sie hatte das schon einmal versucht, und alles, was sie damit erreichte, war, dass sie geblutet hatte. Sie würden einfach nachwachsen.
Sie stieß einen Schrei aus und schleuderte den Korb und seinen verbliebenen Inhalt über den Weg. Sie brach durchs
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