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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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verrichten.
    »Von Isabella, mein Herzog«, sagte de Cazeville in sanftem Ton wie zu einem kindischen Idioten.
    Gundram brummelte irgendetwas in seinen Bart.
    »Ich dachte, der Herzog sei viel älter«, wisperte Konstanze aufgeregt.
    »Die besten Jahre hat er schon hinter sich«, spottete de Cazeville. »Und nun hab keine Angst, er ist auch nur ein Mensch.« Er richtete sich auf und sagte laut: »Nun, liebe Konstanze, erzählt dem guten Herzog alles, was Ihr mir erzählt habt. Von Martin, von Isabella, von dieser seltsamen Burg …«
    Er zog sich zurück. Erschrocken drehte Konstanze sich um. »Ihr geht schon, Herr?«
    »Leider«, erwiderte er mit Bedauern in der Stimme. »Meine Pflichten rufen. Der Herzog wird Euch belohnen. Nicht wahr, Herzog, das ist es Euch doch wert?«
    Gundram hatte sich bei de Cazevilles Worten erstaunt erhoben. Er versuchte ein Lächeln, aber sein Gesicht verzerrte sich nur grotesk. Zu seinem Glück hatte Konstanze es nicht gesehen. »Ja, ja, sie bekommt eine Belohnung«, sagte er rasch. Seine Augen hefteten sich auf Konstanze.
    »Und seid bitte nicht zu barsch mit dem armen Mädchen, mein Herzog. Sie ist von Martin schwer betrogen worden und sehr verängstigt. Aber mir hat sie ihr Herz ausgeschüttet, und das wird sie bei Euch jetzt auch tun.«
    Er warf Gundram einen spöttischen Blick zu, in den er all seine Abneigung und Häme legte, die er für Gundram empfand. Dann schloss er die Tür.

Zwölftes Kapitel
    Der Vollmond tauchte die Landschaft in ein geisterhaftes, milchiges Licht und beleuchtete Martins blasses Gesicht. Seine Augen starrten hinaus in die Ferne, ohne etwas wahrzunehmen. Er spürte, dass er nicht allein war, doch er drehte sich nicht um.
    Isabella spürte, unter welcher Anspannung er stand. Walther, der Bote, hätte längst zurück sein müssen. Und wenn er kam, welche Antwort brachte er mit? Isabella fürchtete sich vor dieser Antwort, ganz gleich, wie sie ausfiel.
    Sie stellte sich neben ihn und starrte ebenfalls hinaus in die diffuse Dunkelheit. Unter anderen Umständen hätte sie diese laue Vollmondnacht als romantisch empfunden und Martins Nähe ihr Herz zum Flattern gebracht. Auch jetzt schlug ihr Herz heftig, aber es hatte einen anderen Grund. Während sie sich ruhelos auf ihrem Lager gewälzt hatte, waren ihr diese Gedanken wieder und wieder durch den Kopf gegangen, und sie kam zu keinem anderen Schluss: Ging der Herzog auf Martins Ultimatum ein, rehabilitierte er ihn. Damit zog er sich jedoch Gundrams Widerstand und vielleicht den weiterer Ritter zu. Also musste er Gundram besänftigen, indem er ihm Isabella zur Frau gab. Dieses Anrecht hatte sich Gundram durch den Sieg auf dem Turnier erworben. Isabella glaubte keinesfalls, dass er durch seine Lüge beim Herzog in absolute Ungnade fallen würde.
    Und ging der Herzog nicht auf sein Ultimatum ein, würden hier bald die Soldaten die Burg belagern. Wenn das geschähe, dann gäbe es für Martin ein schreckliches Ende.
    Sie stand neben ihm, klein, zierlich, so zerbrechlich. Aufseufzend zog er sie in die Arme und erschrak über ihr weißes Gesicht.
    »Mein Gott, Isabella, du zitterst ja! Du hast Angst!«
    »Nein, nein, es ist die nächtliche Kühle«, erwiderte sie rasch, aber die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. Martin hätte blind sein müssen, um es nicht zu erkennen. Ein Durcheinander von wechselnden Gefühlen überschwemmte ihn, und er wurde ärgerlich. Er sorgte sich sehr um Walther und befürchtete, dass irgendetwas schiefgegangen war. Und er ahnte Isabellas stumme Frage. Er fürchtete sich davor, dass sie sie aussprach.
    Zögernd tastete sie nach seiner Hand, die er auf der Mauerzinne aufgestützt hatte, und streichelte seine Finger.
    Er ließ seinen Blick weiter in die Ferne schweifen, während er sprach: »Ich kann nichts ungeschehen machen, Liebes, und ich will es auch nicht. Ich bereue nicht, in deinen Armen gelegen zu haben. Aber für uns beide gibt es keine gemeinsame Zukunft, gleichgültig, was wir uns wünschen.«
    »Nein, so darfst du nicht sprechen!« Angst schnürte ihre Kehle zu. »Lass mich nicht allein, Martin, verstoß mich nicht!«
    Er stieß heftig die Luft durch die Nase aus und schüttelte den Kopf. »Deine Geburt verlangt, dass du eine politische Ehe eingehst. Du kannst mich lieben, aber es wird nichts ändern.«
    »Und du? Liebst du mich nicht?« Ihre Augen richteten sich flehend zu ihm auf.
    »Doch, ich liebe dich über alle Maßen, so wie ich noch nie in meinem Leben einen Menschen

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