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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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geliebt habe. Aber das ist unwichtig, hörst du? Völlig unwichtig!«
    »Nein, Martin, das ist es nicht! Liebe ist etwas, das die Welt verändern kann. Und ich spüre, dass wir eine gemeinsame Zukunft haben.«
    Er legte seinen Arm um ihre Schulter, und beide starrten sie weiter auf die silbrige Landschaft hinaus, über die der runde Mond seine Bahn zog. Sie hingen ihren Gedanken nach. Es waren beunruhigende Gedanken.
    Sie wandten sich um, als sie Schritte hinter sich auf dem Wehrgang hörten. Es war Rudolf.
    »Ich störe nur ungern«, sagte er leise, »aber ich muss mit dir reden.« Er warf einen kurzen Blick auf Isabella und schwieg.
    »Vielleicht solltest du versuchen zu schlafen«, sagte Martin leise zu ihr. Sie senkte den Kopf. Sie wusste, dass sie nicht schlafen konnte, doch sie nickte folgsam. Eilig verließ sie den Wehrgang und blieb im Schutze des dunklen Schattens unter der Stiege stehen. Niemals zuvor hatte sie heimlich gelauscht, aber ihre anhaltende Angst zwang sie dazu. Die quälende Ungewissheit musste doch irgendwann ein Ende haben!
    »Ist dir aufgefallen, dass Konstanze seit einiger Zeit verschwunden ist?«, fragte Rudolf seinen Freund, als sie allein waren.
    »Konstanze? Nein, wieso?«
    »Ich weiß nicht genau, wie lange sie schon fort ist, aber ich sorge mich.«
    »Fort? Wo sollte sie denn hin? Und warum?«
    »Das frage ich dich. Immerhin steht ihr euch doch … standet ihr euch nahe.«
    Martin starrte ihn an. »Mein Gott!«, entfuhr es ihm. »Meinst du, sie hat sich wegen Isabella zurückgezogen?«
    »Ich weiß nicht, ob sie sich nur zurückgezogen hat oder einfach kopflos davongelaufen ist. Auf jeden Fall wird es wegen Isabella sein. Zu offensichtlich hast du dich der Prinzessin zugewandt.«
    »Ich liebe Isabella, dagegen kann ich nichts machen«, rief Martin erregt.
    »Konstanze denkt möglicherweise anders darüber. Immerhin habt ihr fast wie Mann und Frau zusammengelebt, und vielleicht hat sie sich doch irgendwelche Hoffnungen gemacht.«
    »Herrgott noch mal, sie muss doch wissen, dass ich sie niemals hätte heiraten können!«, entfuhr es Martin.
    »Wieso eigentlich nicht? Solange du ein Entrechteter bist, stehst du mit ihr auf einer Stufe. Es wäre für dich kein Abstieg gewesen.«
    »Aber …« Martin stockte, als er Rudolfs Blick spürte. »So weit habe ich gar nicht gedacht«, hauchte er entsetzt. »Aber sie musste doch wissen, dass ich auch niemals Isabella zur Frau bekommen werde!«
    »Das tut nichts zur Sache. Sie hat gesehen, dass du Isabella liebst. Mehr brauchte sie nicht zu sehen, um ihr Herz brechen zu lassen.«
    Martin schwieg und rang um Fassung. »Was habe ich nur getan? Gott, was habe ich getan?«
    Isabella hockte zusammengesunken unter der Holztreppe und presste ihre Hände auf den Mund, um nicht laut aufzuschreien. Welche Prüfung wurde ihnen denn noch auferlegt?
    »Pssst!«, warnte Rudolf und hob die Hand. Er deutete zum Waldrand, wo sich aus dem dunklen Streifen die Gestalt eines Reiters gelöst hatte. Der Mond hatte den Zenit erreicht und erhellte das Land mit einem unwirklichen Schein. Sein Licht war so stark, dass es Schatten warf. Das Pferd ging langsam, als hätte es schwer an seinem Reiter zu tragen.
    Mit brennenden Augen starrten die beiden Ritter über den Hügel. Langsam, aber stetig näherte sich der Reiter. Mit Entsetzen erkannten beide den rot und weiß geteilten Waffenrock, den der Reiter über seiner Rüstung trug, und den ebenfalls rot und weiß geteilten Stierkopf am Zimber. Etwas Unförmiges, Dunkles lag vor dem Reiter quer über dem Pferderücken. Das Ross blieb einen Steinwurf weit vor der Burgmauer stehen, und der Reiter warf das Bündel ab. Die beiden Ritter erkannten, was dieses Bündel war, das jetzt mit erschreckender Deutlichkeit auf der Wiese lag: Es war Walther!
    *
    »Seid gegrüßt, meine Herren Ritter!«, höhnte Gundram. »Ich überbringe Euch die Antwort des Herzogs!« Ein breites Grinsen überflog sein Gesicht. Martin und Rudolf standen erstarrt auf dem Wehrgang. Als Erster fand Rudolf die Fassung wieder. Er rannte in den Burghof hinunter und schlug Alarm.
    »Das war nicht nötig«, rief Gundram. »Euch bleibt gar nichts anderes übrig, als Isabella freizugeben.«
    »Niemals!«
    »Glaubt Ihr, ich habe den weiten Weg gemacht, nur um Euch eine Leiche vor das Tor zu werfen?« Er ließ sein Pferd im Kreis tänzeln. Auf seinem Fell spiegelte sich der nächtliche Himmel. Sie hörten sein grauenhaftes Lachen. Er hob seinen rechten Arm. Wie Geister

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