Der Kuss des Verfemten
Drängen ihrer Hüften nach seinem Drängen, die kleinen Schweißperlen, die sich wie Tautropfen auf ihrer Haut bildeten. Ihr Blick lag entrückt auf seinen sich gleichmäßig bewegenden Lenden, wo sich das blonde Haar jetzt feucht kringelte. Das leise, schmatzende Geräusch, das aus ihrem Inneren drang, verriet den übervollen Kelch mit köstlichem Nektar, den sie ihm schenkte, der sie bereit machte für ihn.
Er lächelte, und sein Blick wurde warm und liebevoll. Erstaunt bemerkte sie die Veränderung, die in seinem Gesicht vor sich gegangen war. Die Anspannung hatte sich gelöst, war einer tiefen Wärme und Vertrautheit gewichen. Dieses kleine Lächeln, das um seine Augen spielte, seine leicht geöffneten Lippen, hinter denen die weißen Zähne blitzten, berührten sie so tief in ihrem Herzen, dass der Schmerz fast unerträglich wurde. Ihre Blicke versanken ineinander, saugten sich aneinander fest, und plötzlich lächelte er nicht mehr. Konzentriert wartete er auf die sich anbahnende Explosion, auf das stetige Zusammenziehen aller Fasern seines Körpers, das sich an einem Punkt konzentrierte.
Der Rhythmus ihrer Bewegungen steigerte sich. Auch auf Isabellas Gesicht zeichnete sich die Spannung ab, die sich in ihr aufbaute.
Ihr stoßweiser Atem keuchte im Gleichklang, die Bewegungen wurden heftiger und härter. Seine Wogen warfen sich in ihre Brandung, sie kam jedem seiner Stöße hart entgegen. Sie gipfelten in unerträglich lustvollen und zugleich schmerzhaften Wellen an einem Punkt ihres Schoßes, wo sich der sanfte Hügel zu den jetzt feuchten und geschwollenen Lippen öffnete. Ihre Augen weiteten sich im unendlichen Erstaunen über die Lustfähigkeit ihres Körpers. Sie rang ruckartig nach Luft, als das Drängen in ihr immer unerträglicher wurde. Mit allen ihr verbleibenden Kräften warf sie sich ihm entgegen und verspürte gleichzeitig eine schockartige, heftige Implosion ihres Fleisches. Ein raubtierhafter, tiefer Aufschrei aus seiner Brust drang von fern in ihr Bewusstsein, als sein Körper sich in heftigen Zuckungen auf ihr wand. Anhaltende Wellen von Feuer rasten über sie hinweg, und ihr Schrei vereinte sich mit seinem zur Explosion einer Leidenschaft, die beide vorher noch nie erlebt hatten. Sie spürte, wie sich die Grenzen ihres Körpers auflösten, wie die Wärme sich auch außerhalb von ihr ausbreitete und ihn mit sich riss bis zum äußersten Rand ihres Seins, jeden Winkel von ihr ausfüllte und sie in eine tiefe, warme Dunkelheit hinabzog, die sie mit aller Macht umfing.
*
Isabella erwachte durch einen seltsamen Lärm, der aus Schreien, hastigen Schritten und dumpfem Donnern bestand. Verwirrt blickte sie auf. Sie lag allein im Bett. Das Laken war zerwühlt, der Abdruck seines Körpers noch sichtbar. Zärtlich strich sie mit der Hand darüber.
Gleich darauf riss Mathilda die Tür zur Kammer auf. »Isabella, raus hier!«
»Was ist los?«, wollte Isabella wissen.
»Gundram greift an! Und es sieht nicht gut aus für uns!«
Für uns! Isabella zögerte einen Moment und dachte über Mathildas Worte nach.
»Beeilung! Du musst dich im Wohnturm verstecken!« Mathilda trat ungeduldig mit dem Fuß auf.
»Verstecken? Und du?«, fragte Isabella.
»Ich kämpfe!« Sie stürmte wieder hinaus.
Isabella spürte Brandgeruch in der Luft, und gleich darauf stieß sie einen Schrei des Entsetzens aus. Das alte Rieddach des Haupthauses brannte! In Panik lief sie aus der Kammer durch den dunklen Gang hinaus auf den Burghof. Dort herrschte großes Durcheinander. Einige versuchten mit Wassereimern das brennende Dach zu löschen, andere schleppten Steine auf den Wehrgang, um sie von dort auf die Angreifer zu werfen. Andere wieder verbarrikadierten das Burgtor mit weiteren Balken. Das dumpfe Dröhnen kam von einer Ramme, mit der Gundrams Soldaten versuchten, das Burgtor aufzustoßen.
Martin stand mitten auf dem Burghof und dirigierte die Leute, die aufgeschreckt umherliefen. Verzweifelt blickte er auf das Tor, das den Rammschlägen kaum noch standhielt.
»Sie greifen die Mauer an!«, rief Rudolf vom Wehrgang herunter.
»Mehr Steine!«, schrie Martin. »Brecht den Wohnturm ein!«
»Es sind zu viele!«, hörte Isabella Mathildas Stimme neben sich. Sie hastete keuchend, mit Steinen beladen, zum Wehrgang.
»Balken zum Tor!«, befahl Martin.
Isabella lief zu ihm. »Was kann ich tun?«, fragte sie händeringend. Er packte Isabellas Handgelenk und zerrte sie die Treppe hinauf auf den Wehrgang. »Was ist los, was
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