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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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fest und unerschütterlich wie eine Eiche, und lachte! Dann packte er ihr Handgelenk und zog sie mit sich fort.
    Er schwang sich auf sein Pferd und zog sie vor sich auf den Sattel. Mit den Sporen trieb er es an und galoppierte durch das geöffnete Burgtor hinaus.
    »Zurück!«, rief er seinen Männern zu.
    In einer Lichtung im Wald stoppte er und stieß Isabella unsanft herunter. Seine Soldaten hatte sich hierher zurückgezogen, um sich zu sammeln. Einige Verletzte wurden versorgt, die Toten hatten sie zurückgelassen.
    Isabella war zu keiner Regung fähig. Mit erstarrtem Gesicht stand sie da, registrierte nicht mehr die Geschehnisse in ihrer Umgebung. Ein bleierne Leere bemächtigte sich ihrer. Alles in ihr war erkaltet, alle Gefühle abgestorben.
    Sie wunderte sich auch nicht mehr, als sie ihren stolzen weißen Zelter sah, der ihr gebracht wurde. Gundram war sich seines Sieges sehr sicher gewesen. Wieso eigentlich?, fragte sich Isabella, doch ihre Gedanken wollten ihr nicht gehorchen. Wie zu Eis erstarrt war ihr Herz, eine lähmende Schwere lag in ihren Gliedern. Willenlos ließ sie sich auf das Pferd heben. Sie starrte blicklos vor sich hin, während der Zug sich in Bewegung setzte. Mit jeder Meile Entfernung, die mehr zwischen ihr und den rauchenden Trümmern der Burg lag, wuchs der unbändige Schmerz in ihrem Inneren. Eine verzweifelte Hand krallte sich in ihre Eingeweide. Martin! Wie Schuppen fiel es ihr von den Augen. Sie hatte ihn geliebt. Dieser süße Schmerz, den sie in seiner Gegenwart verspürte, ja bereits bei dem Gedanken an ihn, dieses qualvolle Sehnen, diese Hitze in ihren Adern, die Glut in ihrem Schoß, die er entfachte, es war keine fleischliche Lust, es war keine niedere Begierde, er war es, der sie beherrschte. Es war sein Lachen, seine Zärtlichkeit, sein Mut, seine Verwegenheit – und seine Liebe zu ihr!
    Ein heftiges Schluchzen schüttelte sie, und sie krümmte sich über dem Sattelhorn zusammen.
    Gundram beobachtete sie aus den Augenwinkeln, und seine Lippen verzogen sich spöttisch. Isabella hatte ihre Lektion bekommen, und sie würde eine Weile daran zu nagen haben. Damit war ihr der Übermut hoffentlich ausgetrieben.
    Am Rande des Weges ragte ein riesiges Wagenrad in den Himmel. Entsetzt erkannte Isabella eine Gestalt, deren Glieder man gebrochen und durch die Speichen des Rades gezogen hatte. Und kaltes Grauen überkam sie, als sie das weinrote Kleid erkannte und das ehemals schwarze Haar, das aschgrau im Wind flatterte.
    »Konstanze!«, flüsterte sie mit erstickter Stimme und presste ihre Fäuste vor den Mund. »Was hat man mit ihr getan?«
    »Was man mit einem Verräter tut«, antwortete Gundram und zügelte sein Pferd. »Schau sie dir gut an, und merk dir, wie Verräter bestraft werden!«
    »Wen hat sie verraten?«, fragte sie erschüttert.
    Gundram grinste spöttisch. »Wen wohl? Martin! Was glaubst du, woher wir so genau wissen, wo sich dieser Bastard verschanzt und wie viele Männer er um sich geschart hat? Es war ein Kinderspiel!«
    »Aber warum habt Ihr sie dafür getötet?«
    »Dumme Gans!« Gundram runzelte ärgerlich die Stirn. »Verrat ist Verrat! Sollte ich sie dafür belohnen? Ich weiß, dass du sie aus Martins Bett vertrieben hast!«
    Isabella starrte ohnmächtig vor Zorn in das Gesicht dieses Mannes mit dem perfiden Grinsen. Ein heftiger Druck legte sich um ihren Magen. Sie krümmte sich zusammen und erbrach sich direkt vor ihm. Sie versuchte es nicht zu verbergen. Es galt ihm!

Dreizehntes Kapitel
    Leise, mit verlegenem Gesichtsausdruck, huschten Margarete, Rosamunde und Sieglinde zur Tür herein und legten ein prächtig besticktes Samtkleid auf das Bett. Es war Isabellas Hochzeitskleid, das Gundram höchstpersönlich für seine zukünftige Frau hatte nähen lassen. Doch Isabella würdigte den Traum aus Samt und Seide keines einzigen Blickes. Sie starrte aus dem Fenster ins Leere. Hilflos standen ihre Zofen hinter ihr. Die Freude auf das Hochzeitsfest war ihnen vergangen, weil Isabella sich tiefer Trauer hingab. Die Prinzessin saß willenlos in ihren streng bewachten Gemächern, die Augen verweint und geschwollen, doch nun hatte sie keine Tränen mehr. Ein leerer, ausgebrannter Körper umhüllte ihre gequälte Seele.
    Ihre Lippen bewegten sich zitternd, und ihre Stimme klang heiser und trocken. »Ich habe niemals einen Mann wie Martin kennen- und liebengelernt. Jetzt erst begreife ich, was Liebe wirklich ist. Nicht der romantische Traum ist es, das Sehnen nach einem

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