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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Euch der großen Ehre bewusst sein, dass sich über sechzig Ritter um Eure Gunst bemühen! Sie singen, rezitieren, dichten und kämpfen nur für Euch. Sie würden ihr Leben für Euch geben, und Ihr lauft einem Traum nach!«
    Isabella senkte den Blick. »Von mir aus sollen sie singen oder im Sand sterben, ich will nur den Ritter mit den blauen Augen zum Gemahl haben.«
    Mathilda verdrehte entnervt ihre Augen. »Ich ahne großes Unheil auf Euch zukommen, wenn Ihr weiter so verstockt seid. Das Herzogtum Eures Vaters braucht in Bälde eine starke Hand, denn Euer Vater ist alt und schwach.«
    »Das ist nicht wahr! Er steht in der Blüte seiner Jahre! Er wird noch lange das Land regieren.« Trotzig ballte Isabella ihre kleinen Fäuste. »Wie kannst du es wagen, so von deinem Landesherrn zu sprechen!«
    »Weil ich nicht blind bin. Und der Herzog weiß auch, wie es um ihn und sein Reich seht. Deshalb will er Euch an den tapfersten seiner Ritter vermählen, auf dass er einen würdigen Nachfolger bekommt. Für Liebe und blaue Augen ist da kein Platz. Die Ehe dient nur dem Zweck, Eurem Land zu dienen, Prinzessin. Lieben könnt Ihr, wen Ihr wollt. Doch ihm wird der Zutritt zu Eurer Kemenate versperrt bleiben.«
    »Es ist grausam«, flüsterte Isabella.
    »Ja«, bestätigte Mathilda. »Und zum ersten Mal bin ich froh, keine Prinzessin zu sein.«
    Isabella schwieg verwirrt. Vielleicht entsprach es ja gar nicht der Wahrheit, was sie im Wald gesehen hatte, was überhaupt im Wald geschehen war. Es war ein Überfall, ein hundsgemeiner Überfall, bei dem sieben ihrer acht Soldaten getötet worden waren. Und wahrscheinlich hätten auch sie und Mathilda auf dem schlammigen Weg ihr Leben ausgehaucht, wenn die Räuber nicht geglaubt hätten, sie wären Nonnen. Denn das Gesetz sagt: Wer eine Nonne vergewaltigt, wird aus der Höhe hinabgeworfen, aber wer eine Nonne tötet, wird bei lebendigem Leibe verbrannt. Hatte sie in ihrem abgrundtiefen Schreck nur diese blauen Augen gesehen als eine Art Licht der Hoffnung auf Rettung, eine Sinnestäuschung? War es ein von Gott gesandtes Zeichen, dass sie errettet würden?
    »Hol ihn her, er soll vor uns singen!«, befahl Isabella und stampfte ungeduldig mit dem Fuß auf.
    »Wie soll ich zu ihm gelangen, es sind so viele Menschen hier!« Mathilda hopste auf und nieder, um den Sänger zu entdecken, der aus ihrem Blickfeld geraten war.
    Mit Ellbogen kämpfte sie sich durch, bis sie vor ihm stand. Er war ein gut aussehender Mann mit blonden Locken, auf denen er eine kleine blaue Kappe mit einer Fasanenfeder trug. Wie viele der Troubadoure trug er eine Tunika über einem weißen Leinenhemd, eine dunkelblaue Hose und einen gleichfarbigen Umhang, den er über die Schultern zurückgeschlagen hatte. Er blickte zu dem kleineren rothaarigen Mädchen herunter, das ihn am Ärmel zupfte.
    »Prinzessin Isabella wünscht, Euren Vortrag zu hören«, sagte sie zu ihm.
    »Meinen Vortrag?«, fragte er ungläubig.
    »Natürlich! Ihr seid doch ein Sänger, oder?«
    »Schon, aber … ich singe nicht in der Öffentlichkeit!«
    »Was? Wo singt ein Troubadour dann?«, fragte sie verblüfft.
    »Wenn er allein mit der Dame seines Herzens ist.«
    »Na, so was!«, staunte Mathilda. Da würde Isabella aber sehr enttäuscht sein! »Dann kommt in die Weinlaube unterhalb des Wehrganges. Dort wird Euch die Prinzessin erwarten!«
    Mathilda kämpfte sich wieder zu Isabella zurück. »Nun, was sagt er?«, wollte Isabella wissen.
    »Er singt nicht!«
    Isabellas Mund blieb offen stehen ob dieser Kühnheit. »Er singt nicht?«
    »Doch, schon, aber nur für Euch allein. Er will nicht vor all diesen Leuten singen!«
    Verständnislos schüttelte Isabella den Kopf. Mathilda zog sie an der Hand aus dem Prunksaal. »Ich habe ihn in die Weinlaube bestellt. Kommt mit, dann wird er für Euch singen.«
    Sie eilten zur Weinlaube am inneren Fuße der Burgmauer. Mathilda, Rosamunde, Margarete und Sieglinde setzten sich im Kreis um Isabella. Sie waren neugierig, dem Lied des Sängers zu lauschen, der nicht vor allen anderen Gästen singen wollte.
    Isabella winkte ihn heran, als sie ihn gewahrte, und lächelte ihm aufmunternd zu. »Ihr seid so schüchtern«, sagte sie, und die Mädchen kicherten.
    Martin hielt die Laute fest am Hals und näherte sich der Gesellschaft der jungen Damen. Sie war es tatsächlich, Isabella, die Prinzessin, Tochter des Herzogs!
    Isabella blickte ihm interessiert, aber ohne ein Zeichen des Erkennens entgegen.
    Für einen Moment

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