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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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zeigen, sich persönlich um Milde für sie einzusetzen.
    Viele Zuschauer standen im Kreis um die Angeklagte herum, neben ihr Gundram als ihr Verteidiger. Wie ein Häufchen Unglück hockte Gunilla am Boden, das schwarze Haar fiel ihr über die Schultern, und die schweren Ketten um ihren Hals und ihre Arme schnürten grausam in ihr Fleisch. Isabella musste wieder ihren schönen, fraulichen Körper bewundern. Sie war enttäuscht, sich so in Gunilla geirrt zu haben.
    Sie stieß ihren Vater an, die Vernehmung zu eröffnen. Es war sein Recht als Gerichtsherr seines Landes. Der Herzog spielte an den Armlehnen seines Stuhles.
    »Gunilla von Wintersberg, Ihr seid des Diebstahls einer Schatulle aus den Gemächern meiner Tochter Isabella angeklagt. Was habt Ihr dazu zu sagen?«
    Gunilla schwieg und blickte zu Boden.
    Isabella ruckte unruhig auf ihrem Hocker umher. »Gunilla, erspart mir doch, andere Methoden anwenden zu müssen, um Euch zum Sprechen zu bringen. Ich hatte geglaubt, Euer Vertrauen zu besitzen. Und ich habe Euch vertraut. Was ist geschehen? Was habt Ihr in meinen Gemächern gemacht? Was wolltet Ihr mit diesem Kästchen?«
    Sie sah, wie Gunilla mit sich rang. Isabella ließ ihr Zeit. Plötzlich hob Gunilla den Kopf. In ihrem Gesicht stand Qual.
    »Ich wollte Euch nichts Böses tun, Hoheit. Es hat gar nichts mit Euch zu tun.«
    »Womit denn sonst?«, fragte Isabella erstaunt. Gunilla senkte wieder den Blick. »Und erhebt Euch bitte! Schaut mir in die Augen! Und sagt mir um unserer begonnenen Freundschaft willen die Wahrheit!«
    »Ich habe es nicht aus freien Stücken getan, Isabella, das müsst Ihr mir glauben. Ich wurde dazu gezwungen!«
    »Gezwungen? Aber von wem?« Isabella schüttelte verwundert den Kopf.
    »Von diesem Teufel, diesem …« Gunilla stockte mitten im Satz und riss die Augen auf. Entsetzt starrte Isabella auf den Pfeil, der aus Gunillas Brust ragte. Dann stürzte Gundrams Schwester vornüber auf den Boden.
    Isabella stieß einen Schrei aus und sprang von der Empore herunter. Sie sah, wie sich Gunillas Hände verkrampften und dann still liegen blieben.
    »Gunilla«, flüsterte sie tonlos und starrte immer noch auf den Pfeil, der in ihren Rücken eingedrungen, ihren Brustkorb durchschlagen und vorn wieder ausgetreten war.
    »Wer war das?«, schrie sie, und alle Anwesenden, die das Entsetzen gelähmt hatte, liefen durcheinander, riefen, behinderten sich, rempelten sich an und verursachten ein heilloses Chaos. Gundram zog sein Schwert und brüllte wie ein Tier. »Mörder! Mörder!«
    In all dem Durcheinander stand ein Mann seelenruhig neben dem großen Kamin des Audienzsaales und wischte sich unauffällig die Hände an seinem Umhang ab. Dann ging er langsam in Richtung des Ausgangs. Isabella behielt er dabei ständig im Blick. Sie trug den Schlüssel um den Hals. Er brauchte nur die passende Gelegenheit abzuwarten, und er konnte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
    Isabella beugte sich über die tote Gunilla. Etwas war merkwürdig an diesem Pfeil. Plötzlich zuckte sie zurück. Es war der Pfeil einer Armbrust! Damit konnte man genauer zielen, seine Durchschlagkraft war stärker. Aber eine Armbrust wurde nur zur Jagd benutzt! Niemand käme auf die Idee, damit auf einen Menschen zu schießen. Das hatte die heilige Kirche verdammt!
    »Sucht eine Armbrust! Sucht einen Mann, der eine Armbrust bei sich trägt!«, rief sie in das Durcheinander hinein.
    Doch Gundram war nicht mehr zu beruhigen. Er fuchtelte mit seinem Schwert in der Luft herum, dann packte er Isabella grob am Arm.
    »Mein Herzog! Ungeheuerliche Dinge geschehen in Eurer Burg, die nach Vergeltung schreien. Erst lasst Ihr zu, dass Eure Tochter von Wegelagerern ausgeplündert wird, dann verschmäht sie mich als Gatten, obwohl sie mir rechtmäßig zugesprochen ist als dem Sieger des Turniers, dann wird meine Schwester des gemeinen Diebstahls bezichtigt, und jetzt wird sie vor unser aller Augen ermordet! Glaubt Ihr, ich lasse mich von Euch zum Narren machen? Ich nehme Isabella als meine Gefangene, bis sie es sich überlegt hat, meinen Antrag anzunehmen! Und gleichzeitig soll sie sühnen für den Tod meiner Schwester, bis Ihr den wahren Schuldigen gefasst habt!«
    Er zerrte Isabella aus dem Saal. Hilflos stand der Herzog auf der Empore. »Aber so haltet ein, haltet doch ein!«, rief er.
    Gundrams Gefolge hatte die Waffen gezogen und hielt die Soldaten des Herzogs in Schach. Mit wütenden Schritten stürmte Gundram hinaus und riss Isabella mit

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