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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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unmöglich!«
    »Ich befehle dir zu gehen!«, rief Isabella aufgebracht. »Bevor es zu spät ist!«
    »Es ist zu spät!«, entgegnete Mathilda. Warum nur nahm Isabella keine Vernunft an?
    »Dann geht eben Rosamunde!«, bestimmte sie energisch. Rosamunde huschte aus der Loge und eilte hinüber zu dem Holzpodest, auf dem Winfried als Turniermeister thronte.
    Isabella konnte nicht erkennen, was dort geschah und ob Rosamunde eine Auskunft bekam, denn die beiden Kontrahenten trieben nun ihre Pferde an. Der Sand flog unter den mächtigen Hufen der muskulösen Pferde auf. Der stoßweise Atem der galoppierenden Pferde vereinte sich mit dem Keuchen der beiden Ritter. Direkt vor der Ehrenloge prallten beide aufeinander. Während Ritter Heinrich der Lanzenspitze seines Gegners geschickt auswich, indem er seinen Oberkörper zur Seite neigte, konnte er seine Lanze jedoch nicht genau auf Gundrams Brust platzieren. Es krachte, Gundram taumelte, aber er hielt sich im Sattel. Die hohe Rückenlehne gab ihm Halt.
    Sie zügelten ihre Pferde, wendeten und stellten sich erneut gegeneinander. Isabella war aufgesprungen. Ihre Augen suchten Rosamunde. Diese diskutierte lebhaft mit Winfried. Als sie sah, dass Winfried mehrmals den Kopf schüttelte, stieg Panik in Isabella auf. Irgendetwas stimmte nicht!
    Gundram und Heinrich begannen ihren zweiten Angriff. Diesmal konnte Gundram seine Lanze auf Heinrichs Schulter setzen. Heinrich wurde nach hinten geschleudert und packte in seiner Not den Sattelknauf, um nicht zu stürzen. Seine Lanze flog durch die Luft und traf Gundram am Kopf. Er fiel vornüber auf den Hals seines Pferdes, das für einen Augenblick in die Knie ging. Wiehernd riss es sich selbst hoch.
    Bodo eilte herbei, aber Gundram jagte ihn unwillig fort. Er öffnete sein Visier und rang nach Luft. Die scharfen Metallkanten der Rüstung schnitten in sein Fleisch, der schwere, mit Eisenplatten belegte Schild zog seinen linken Arm herunter. Seine Lungen wollten platzen, sein Atem rasselte wie die Kette des Fallgatters. Mit letzter Kraft umklammerte er die Lanze. Dieser Angriff musste die Entscheidung bringen! Für eine weitere Attacke würde er keine Kraft mehr besitzen. Auch wenn der ritterliche Ehrenkodex neben Einsatz und Mut ebenso Fairness gegenüber dem Gegner forderte, diesmal war der Preis zu hoch. Er musste Heinrich am Hals treffen! Gundram war sich darüber im Klaren, dass er Heinrich damit töten würde. Jetzt stand Gundram nur einen Schritt vor dem Ziel seiner Träume, vor dem Ziel seines Strebens nach einer Macht, zu der ihm nur Isabella verhelfen konnte! Und es wäre nicht das erste Mal, dass Gundram zur Durchsetzung seiner ehrgeizigen Ziele über Leichen ging!
    Zum dritten Mal senkten die beiden Ritter ihre Lanzen gegeneinander und trieben ihre schweißnassen Pferde an. Heinrich hielt seinen Schild vor Brust und Schulter, weil er dort Gundrams Angriff erwartete. Und sein Schild war zu tief, um seinen Hals zu schützen!
    Gundram erkannte es in dem Augenblick, als sie sich auf eine reichliche Lanzenlänge genähert hatten. Er hob die Spitze seiner Lanze nur wenig und traf damit genau den Halsriemen von Heinrichs Helm. Mit einem gurgelnden Laut stürzte er aus dem Sattel. Ein Aufschrei gellte über den Platz, als er in den Sand krachte. Er bäumte sich kurz auf, dann blieb er reglos liegen. Sein Knappe und die Helfer liefen zu ihm und nahmen seinen Helm ab. Entsetzt blickten sie auf den toten Ritter und bekreuzigten sich.
    Die Zuschauer waren aufgesprungen, Isabella hielt die Hände vors Gesicht. Nein, keiner der Ritter sollte sein Leben dafür geben! Natürlich gelobten sie alle, ihr Leben für sie einzusetzen. Aber es war doch etwas anderes, es nur zu schwören oder tatsächlich vor ihren Augen zu sterben!
    Verzweifelt drehte sie sich nach Rosamunde um, die atemlos angelaufen kam und sich durch die Zuschauer drängelte.
    »Es gibt keinen Ritter Michael von Drachenfels!«, keuchte sie. »Ein Ritter dieses Namens ist ihm nicht bekannt.«
    »Das verstehe ich nicht! Er war doch hier, er hat sich mir selbst vorgestellt! Du warst doch auch Zeuge, nicht wahr?«
    Rosamunde nickte. »Nur …«
    Isabella packte das Mädchen an den Schultern und schüttelte sie unsanft. »Sprich doch endlich!«
    »Winfried sagte, auch für den Sängerwettbewerb hat sich kein Ritter Michael von Drachenfels eingeschrieben. Es gibt ihn gar nicht!«
    »Was soll das heißen, es gibt ihn gar nicht? Habe ich das alles etwa bloß geträumt?«
    Rosamunde wand

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