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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Burg zu verlassen? Konnte sie es wagen, allein mit ihm …
    Schnell wandte sie sich um, lief hastig die Treppe hinab, über den Burghof und hinaus zum Tor. Niemand hinderte sie daran, niemand nahm Notiz davon. Dann besann sie sich doch zu einem langsameren Schritt, um Rudolf nicht zu deutlich ihre Freude zu zeigen. Er lachte ihr entgegen, und jetzt sah Mathilda auch, was er im Gras gesucht hatte. In seinen Händen hielt er einen kleinen Strauß wilder Veilchen!
    »Ich wünsche Euch einen wunderschönen Tag, kleiner Rotfuchs«, sagte Rudolf, und seine braunen Augen blickten sie so liebevoll an, dass es Mathilda beinahe schwindelte. Ein rosiger Hauch überflog ihre Wangen, und sie schlug verlegen die Augen nieder.
    »Ihr beschämt mich, Ritter Rudolf«, erwiderte sie. »Welchem glücklichen Umstand habe ich es zu verdanken, dass Ihr ausgerechnet mir Eure Aufmerksamkeit schenkt?«
    Rudolf lachte. »Da fragt Ihr noch?« Er reichte ihr die Veilchen, und Mathilda senkte ihre Nase zwischen die duftenden Blumen, um ihm nicht in die Augen schauen zu müssen.
    Patrick hatte sich diskret zurückgezogen. Auch wenn ihm darüber kein Urteil zustand, er war mit der Wahl seines Herrn zufrieden.
    Rudolf reichte Mathilda galant den Arm, und sie legte ihre Hand darauf. Beide schlenderten sie über die blühende Wiese. Zwischen weißen Kleeblüten ließen sie sich nieder. Die Nähe des Mannes entfachte in Mathilda einen seltsamen, unbekannten Gefühlssturm. Sein verlegenes Lächeln, das den großen, mutigen und gut aussehenden Mann so liebenswürdig machte, ließ Mathildas Herz höher schlagen. Sie empfand eine warme Sympathie für diesen Mann, war es nicht vielleicht schon Zuneigung? Sie erschrak darüber.
    Rudolf bemerkte ihre Unsicherheit. »Ich hoffe, Ihr nehmt es nicht so schwer, dass Martin Euch und Eure Herrin hierher bringen ließ«, sagte er entschuldigend. »Wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte, dann hätte er sie wahrgenommen. Es war die Tat eines Verzweifelten.«
    »Den Eindruck habe ich auch«, erwiderte Mathilda.
    »Aber Isabella nicht.« Rudolf senkte den Kopf. »Ich gebe zu, dass es ein herber Schlag für sie sein muss, von der strahlenden Braut und angehenden Erbin eines Herzogtums zur Geisel eines Verfemten herabzusinken …«
    »Strahlende Braut!« Mathilda pustete die Wangen auf. »Sie hat sich geweigert, Gundram zu heiraten, weil sie einem Hirngespinst nachläuft. Sie träumt immer noch von der idealen Liebe zu einem überirdischen Ritter, der sie in allen Lebenslagen beschützt, ohne dass er näher als fünf Schritte an sie herantritt.« Mathilda unterbrach sich, und wieder flammte Röte über ihr Gesicht.
    Rudolf hatte sie aufmerksam angeschaut, während sie sprach. Noch nie hatte sie so im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit eines Mannes gestanden. Doch in Rudolfs Nähe fühlte sie sich unbefangen, sie lebte plötzlich auf und entdeckte etwas an sich, das sie noch nie zuvor bemerkt hatte – ihre eigene Persönlichkeit.
    Mathilda blickte ihn fragend an. »Und Ihr? In welcher Beziehung steht Ihr zu Martin?«
    »Er ist mein Freund«, sagte Rudolf schlicht.
    »Ich bewundere Euch«, erwiderte Mathilda ergriffen.
    »Oh, ich bin es ihm schuldig, aber das ist es nicht allein. Wir haben Seite an Seite im Heiligen Land gekämpft. Und wir haben schreckliche Dinge erlebt. Doch nichts war so schrecklich wie das, was uns in der Heimat erwartete.« Er senkte den Kopf. »Ich stehe aus Überzeugung an seiner Seite.«
    »Und habt selbst deshalb alles verloren?«
    Mathilda hatte nach seiner Hand gegriffen und hielt sie in ihrer. Rudolf ließ es geschehen, und er fand es schön. Verlegen blickte sie zu Patrick, doch der saß abseits und passte auf die Pferde auf. »Woher stammt Euer Knappe?«, fragte sie.
    »Sein Herr fiel während des Kreuzzuges. Ich habe ihn bei mir aufgenommen, er wäre sonst auch gestorben. Er ist ein guter Junge!«
    Sie sah liebevolle Zuneigung auf seinem Gesicht, als er sich nach Patrick umdrehte.
    »Er spricht so seltsam«, bemerkte Mathilda.
    »Natürlich. Er stammt aus England, sein Herr war ein Ritter von König Richard.«
    »Ein Engländer?«, fragte Mathilda erstaunt. »Ihr nehmt den Knappen eines Feindes unter Euren Schutz?«
    Rudolf schüttelte den Kopf. »Würdet Ihr ihn als Feind betrachten, nur weil Ihr jetzt wisst, dass er Engländer ist?«
    »Nein«, antwortete sie kleinlaut.
    Er nahm wortlos die Veilchen aus ihrer Hand und versuchte, sie am Ausschnitt ihres Kleides zu befestigen. Sein

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