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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Gesicht war ganz nah, und sie konnte seinen Atem spüren. In ihren Fingern kribbelte es. Ihre Augen hefteten sich auf seine Hände.
    Er fühlte ihr heftig schlagendes Herz unter dem Stoff ihres Kleides, und seine Finger begannen plötzlich zu zittern. Sie presste seine Hände gegen ihre Brust, und ihre Blicke versanken ineinander.
    Als sie seine Lippen spürte, kam sie ihm entgegen, und die Welt drehte sich um sie.
    Er zuckte zurück. »Weißt du, was du da tust?«, murmelte er. »Ich bin ein Ritter ohne Land und Gut, ohne Ehre und Recht. Ein Vogelfreier, Verfemter, Entrechteter. Ich könnte dir keine Burg bieten mit Rittersaal, keine beheizte Kemenate, keine schönen Kleider …«
    »Ich bin die Tochter eines armen Ritters und besitze nicht einmal eine Mitgift, um attraktiv genug für einen Mann zu sein. Ist das von Bedeutung?«
    »Nein«, hauchte er. »Oh, Rotfuchs, ich liebe dich!«
    Ihre Lippen verschmolzen ineinander, und so sanken sie umschlungen in den duftenden Klee.
    *
    Wie ein gefangenes Raubtier im Käfig lief Isabella hektisch in ihrer kleinen Kammer hin und her. Immer wieder blickte sie misstrauisch und abwartend zu Tür. Irgendetwas Schreckliches war geschehen. Seit dem Vortag war Mathilda verschwunden! Sie war von ihrem Spaziergang nicht zurückgekommen. Nicht am Abend, um ihr die Mahlzeit zu bringen, nicht zur Nacht! Am nächsten Tag hatte Isabella ebenso vergeblich auf Mathilda gewartet, und sie blieb auch die zweite Nacht verschwunden.
    Zwar kam ab und zu eine Magd herein, um Isabella warmes Wasser zum Waschen und das Essen zu bringen, aber auf Isabellas Frage nach Mathilda zuckte sie nur die Schultern.
    Panik stieg in Isabella auf. Sie hatten Mathilda ermordet! Bestimmt als erste Warnung an den Herzog!
    Sie hockte zitternd auf ihrem Bett und bereute zutiefst, dass sie Mathilda so ungerecht behandelt hatte. Schließlich hatte Mathilda freiwillig Isabellas Los geteilt, war an ihrer Seite in Gundrams feuchtes Verlies gegangen und hatte sich auch nicht von ihr getrennt, als die beiden Männer sie aus dem Verlies entführt und auf diese Raubritterburg gebracht hatten. Und nun hatte sie sich wieder für sie geopfert! Arme Mathilda!
    Isabella stand vor der Tür. Sollte sie es wagen, hinauszugehen und Martin zur Rede zu stellen? Doch würde er nicht wutentbrannt auch sie misshandeln oder gar töten? War das wirklich dieser Martin, der ihr im Rosengarten Liebe und Treue geschworen hatte?
    Mit verweinten Augen blickte sie auf, als sich die Tür öffnete.
    »Mathilda!« Mit einem Aufschrei zog Isabella ihre Freundin in die Arme. »Mathilda, was haben sie dir angetan?«
    Mathilda strich besänftigend über Isabellas Haar. »Nichts, Hoheit, gar nichts«, flüsterte sie.
    »Aber wo warst du? Warum durftest du nicht zu mir?« Isabella krallte sich an Mathildas Oberarmen fest.
    »Ich war hier, ganz in der Nähe. Und es ist etwas sehr Schönes geschehen.«
    Isabella ließ Mathilda los und blickte sie fragend an. »Etwas Schönes? Sag schon, sind die Truppen meines Vaters eingetroffen? Werden wir befreit?«
    Mathilda schwieg, und erst jetzt wurde ihr klar, dass es nicht einfach sein würde, Isabella die Wahrheit zu erzählen. Vor allem konnte sie in dieser Situation von Isabella kein Verständnis erwarten. So senkte sie den Kopf.
    Beunruhigt schüttelte Isabella wieder an ihren Schultern. »Nun sag doch schon, was ist los da draußen?«
    »Nichts, ich hoffe, dass da draußen nichts passiert«, murmelte Mathilda. Dann blickte sie Isabella in die Augen. »Ich habe mich verliebt!«
    Isabella stand vor ihr und starrte sie an, doch der Sinn dieser Worte drang nicht in ihr Bewusstsein. Nach einem langen Schweigen stieg ein irres Kichern aus ihrer Kehle herauf. Es steigerte sich zu einem hysterischen Lachen, das hart und unecht klang.
    Mathilda erhob sich und trat an das kleine Fenster heran. Sie ließ den Blick über den grünen Wald schweifen und sah den Vögeln nach, die sich als dunkle Punkte ins Himmelsblau erhoben.
    »Ich liebe Ritter Rudolf«, sagte sie leise. »Und er liebt mich auch.«
    Isabella schluckte, bevor sie ihre Fassung wiederfand.
    »Was sagst du da?« Ihre Stimme war ein raues Flüstern. »Wiederhole das noch einmal!«
    »Ritter Rudolf und ich, wir lieben uns.« Mathildas Stimme klang fest.
    »Das kannst du mir doch nicht antun!«, war Isabellas erste Reaktion. »Warst du deshalb so lange verschwunden? Warst du die ganze Zeit bei ihm?«
    Mathilda senkte den Kopf, doch dann wandte sie sich um.
    »Warum

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