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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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beide zwei Hälften waren, die es zueinanderdrängte, um ein Ganzes zu bilden. Er konnte nicht verhindern, dass sein Körper loderte. Das Feuer war bereits ihn ihm, er brauchte gar nicht die Hand auszustrecken, um sich zu verbrennen. Er wusste, dass es zu spät war. Er litt Höllenqualen, doch er war ein Ritter und würde sich niemals verantwortungslos benehmen. Er musste seine Leidenschaft hinter der glatten, kalten Rüstung verbergen. Ein spöttisches Lächeln verzog seine Lippen.
    »Ich weiß es, wenn eine Frau mich begehrt. Ich kann es in ihren Augen sehen.«
    »Nicht in den meinen«, erwiderte Isabella heftig und schlug die Augen nieder.
    »So? Warum schaut Ihr mich dann nicht an?«
    Isabella schwieg. Doch sie bebte vor Zorn. »Wenn Ihr wirklich ein Ritter wäret, dann würdet Ihr mich nicht so schändlich behandeln. Ich werde in eine Kammer gesperrt wie eine Verbrecherin! Was habe ich Euch getan?«
    Martin wandte sich ab. Sie sollte nicht sehen, wie unsicher er wurde. Sie sollte nicht wissen, dass es ihm unendlich wehtat, sie gefangen zu halten!
    »Ihr könnt die Kammer jederzeit verlassen«, sagte er, ohne sie anzuschauen. »Damit Ihr Euer Essen und Euer Wasser selbst holen könnt! Ihr seid hier keine Prinzessin!«
    Isabellas Augen funkelten. »So? Wer sagt das?«
    »Ich!« Er ging zur Tür.
    »Euer Wort ist wohl Gesetz? Das Wort eines Räubers und Mörders!«
    Martin wirbelte herum und packte sie derb an den Oberarmen.
    »Sagt das nie wieder! Hört Ihr? Sagt das nie wieder!« Seine Stimme überschlug sich fast.
    Erschrocken wollte Isabella zurückweichen, doch er hielt sie fest.
    »Es … es tut mir leid«, stammelte sie.
    Er ließ sie los und stieß sie zurück. »Ich habe Euch aus dem Kerker eines Mörders befreit! Aber wenn Ihr Euch nach Gundram sehnt, könnt Ihr gern zu ihm zurückkehren. Bitte! Die Tür steht Euch offen!«
    Er riss die Kammertür auf und stürmte hinaus. Isabella blickte ihm hinterher, als er im dunklen Gang verschwand. Dann presste sie die Hand auf den Mund und schluchzte.
    *
    Martin stand einsam auf dem Wehrgang und starrte hinaus in die Dunkelheit. Es war der schwärzeste Teil der Nacht. Der Mond war gekommen und wieder gegangen. Zerrissene Wolkenfetzen hingen zwischen den Sternen. Seine Augen richteten sich hinauf in das unendliche Firmament. Er streckte die Hand aus, als wolle er einen der Sterne mit seiner Hand greifen. Aber wie hoch er auch klettern würde, wie weit er sich auch strecken mochte, sein Wunsch würde niemals in Erfüllung gehen. Dieser Stern war Isabella, unerreichbar fern für ihn. Und gleichwohl erschien sie ihm durch die Unerreichbarkeit noch begehrenswerter.
    Er zuckte zusammen, als sich eine Hand, leicht wie ein Vögelchen, auf seine Schulter legte.
    »Konstanze«, flüsterte er und bedeckte ihre Hand mit seiner.
    »Du bist traurig«, stellte sie fest.
    »Nicht traurig, eher besorgt«, lenkte er ab. Er war froh, dass es dunkel war und Konstanze sein Gesicht nicht sehen konnte.
    »Es ist diese Prinzessin, nicht wahr?«, beharrte Konstanze.
    Er drehte sich zu ihr um und zog sie in seine Arme. »Ich bin mir zum ersten Mal nicht sicher, ob ich richtig gehandelt habe.« Er seufzte leise. »Bringt sie mich meinem Ziel näher?«
    »Welchem Ziel?«, fragte sie. »Der Ehre oder dem Verderben?«
    Martin lachte auf. »Was redest du da? Warum sollte sie mir Verderben bringen?«
    »Sie wird es«, sagte Konstanze mit einem seltsamen Unterton in der Stimme.
    Martin schob sie ein Stück von sich, ohne sie loszulassen. »Lass deine dunklen Prophezeiungen«, erwiderte er ungehalten. »Ich trage bereits genug Last auf meinen Schultern. Niemals würde ich euch alle gefährden. Ich habe Walther als Boten zum Herzog gesandt. Er soll ihm meine Forderungen überbringen. Ich glaube, dass der Herzog darauf eingehen wird. Er will ja seine Tochter wiederhaben.«
    »Und wenn nicht? Tötest du sie dann?«
    »Töten? Niemals!«
    Konstanze schwieg. Martin legte seine Hand unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an. Nur schemenhaft konnte er es erkennen. Ihre schwarzen Augen schienen unheilvoll zu glühen.
    »Was für seltsame Gedanken kreisen in deinem hübschen Köpfchen?«, wunderte er sich.
    »Seit sie da ist, lässt du mich allein.« Sie wich seinem Blick aus.
    Er lachte. »Aha! Daher weht der Wind. Meine kleine Konstanze ist eifersüchtig!« Er beugte sich zu ihr herab und berührte sacht ihre kirschroten Lippen.
    Konstanze erwartete den Kuss und senkte die Lider. Doch sie vermisste das Feuer

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