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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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in seiner Zärtlichkeit. Wie gedankenverloren lagen seine Lippen auf ihren, ohne dass sie Leidenschaft spürte. Sie zuckte zurück. Plötzlich umschlang sie seinen Hals und presste sich an ihn. Fordernd küsste sie ihn, fast gierig sog sie seinen Atem ein.
    Martin erschrak über die Heftigkeit ihres Gefühlsausbruches. Ein wenig befremdet schob er sie von sich. »Sei nicht böse, Konstanze, aber heute ist mir nicht nach Zärtlichkeiten zumute. Mein Kopf ist voller Sorgen um Walther.«
    »Walther? Drehen sich deine Gedanken nicht um Isabella? Sie macht alle auf der Burg verrückt mit ihren Launen. Was ist an ihr Besonderes, außer dass sie eine Prinzessin ist? Sie ist klein und mager und benimmt sich wie eine … eine …«
    Martin bremste ihren Redeschwall mit einem Kuss. »Und nun lass es gut sein, Konstanze. Sie ist unsere Gefangene, ich brauche sie als Druckmittel. Dass ihr das nicht behagt, ist verständlich. Sieh darüber hinweg, so wie ich es tue!«
    »Ich habe nicht den Eindruck, dass du darüber hinwegsiehst. Du schaust sie an, immer wieder. Sie ist schön, nicht wahr? Schöner als ich.«
    Martin lächelte milde. »Nein, sie ist nicht schöner als du. Sie ist anders. Eben ganz eine Prinzessin.«
    »Oh, wenn Prinzessinnen immer solche keifenden und meckernden Ziegen sind, dann wünsche ich mir, niemals eine Prinzessin zu sein!« Konstanzes Stimme wurde trotzig.
    »Nein, du sollst es ihr auch nicht gleichtun. Ich liebe dich so, wie du bist. Und du bist schön, rassig, mit kirschroten Lippen, heißer Haut und leidenschaftlichen Augen.«
    »Und warum kommst du dann nicht mehr zu mir?«, wollte sie wissen.
    »Willst du nur meinen Körper, oder willst du mich ganz?«, fragte er zurück.
    Sie stutzte einen Augenblick. »Ich will dich ganz«, sagte sie mit rauer Stimme.
    Er nickte. »Dann willst du auch, dass mein Geist frei und meine Seele rein ist. Aber solange ich auf eine Antwort des Herzogs warte, bin ich gespalten. Es steht so viel auf dem Spiel, alles, was das Ziel unserer ganzen Bemühungen ist. Ich dachte, du verstehst mich.«
    »Ja, ich verstehe dich«, erwiderte Konstanze enttäuscht. »Doch dein Verhalten deckt sich nicht mit deinen Worten.«
    Sie wandte sich ab, um zu gehen. Er hielt sie nicht zurück. Sein Blick ging wieder hinaus in die samtschwarze Dunkelheit, in die die Sterne funkelnde Löcher stachen. Etwas hatte sich verändert. Das spürte er. Und Konstanze spürte es auch. Sie wusste, dass sie ihn verloren hatte.
    *
    Schnaufend schleppte Konstanze zwei Eimer Wasser in Isabellas Kammer und stellte sie verächtlich ab, dass es gewaltig schwappte.
    »Kannst du nicht aufpassen, du Trampel?«, zeterte Isabella.
    »Was geht es mich an?«, konterte Konstanze und blickte die Prinzessin herausfordernd an. »Eigentlich bin ich nicht dazu da, Euch zu bedienen. In Zukunft holt Ihr Euer Wasser allein, wenn Ihr welches braucht. Keiner auf der Burg will noch etwas mit Euch zu tun haben, weil Ihr so ein unmögliches Benehmen habt.«
    Isabella runzelte zornig die Brauen. »Was erlaubst du dir? Wie sprichst du mit mir? Weißt du nicht, wen du vor dir hast?«
    »Doch«, erwiderte Konstanze schnippisch. »Eine Gefangene.«
    Isabella schnappte nach Luft. »So? Wenn ich nicht gefangen wäre, würde ich mein Wasser auch allein holen!«
    »Kein Problem! Ich werde Ritter Martin davon unterrichten, dass Ihr Euch selbst bedienen wollt. Es wird Euch auch gar nichts anderes übrig bleiben. Denn ich werde Euch keinesfalls mehr bedienen!«
    Mit dem Fuß stieß sie die Eimer um, und das Wasser ergoss sich auf den Boden der Kammer. Mit einem Aufschrei sprang Isabella auf das Bett und starrte Konstanze wütend an. Im gleichen Augenblick flog ihr Körper wie ein Pfeil auf die Widersacherin zu. Isabellas Hände verkrallten sich in Konstanzes schwarzem Haar. Schreiend wälzten sich die beiden Frauen auf dem nassen Boden der Kammer.
    »Ich kratze dir die Augen aus, du Miststück!«, kreischte Isabella.
    »Versuch es doch, wenn du so viel Kraft hast!«, keuchte Konstanze und packte mit derbem Griff Isabellas Hals.
    Das Geschrei lockte eine Menge Neugierige an, die sich in der offenen Tür drängten und die beiden kämpfenden Frauen anfeuerten.
    »Zeig’s ihr, Konstanze!« – »Pass auf, sie tritt mit den Füßen!« – »Habt ihr schon einmal eine rollende Prinzessin gesehen?« – »Donnerwetter, die sind ja wie Furien!«
    »Was ist hier los?«, donnerte Martins Stimme. Er drängte sich durch die Zuschauer und blieb sprachlos

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