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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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näherte sie sich der Gesellschaft und blieb mit offenem Mund und staunenden Augen stehen.
    Unter den Zuhörern saß auch Mathilda. Sie wandte keinen Blick von den beiden Sängern, und ihre Wangen glühten vor Begeisterung und Ergriffenheit.
    Martin hatte Isabella bemerkt und winkte sie heran. Er deutete auf einen Platz neben sich auf einer der Stufen der Stiege. Isabella schlängelte sich zwischen den Zuhörern durch und ließ sich neben Martin nieder. Die beiden Sänger hatten ihr Lied beendet und bekamen begeisterten Beifall. Auch Isabella nickte anerkennend. Rudolf war doch ein wahrer Ritter, der nicht nur das Schwert zu schwingen wusste. Sie war allerdings froh, dass sie es nicht laut zugeben musste. Martin hätte sich vielleicht etwas darauf eingebildet, denn Rudolf war Martins Freund. Und Martin nahm es ja mit seiner Ritterehre nicht sehr ernst.
    »Sing uns ein Lied aus deiner Heimat«, bat Rudolf seinen Knappen. Patrick ließ sich nicht lange bitten und stimmte ein temperamentvolles englisches Lied an. Die Zuhörer klatschten im Takt dazu. Konstanze hatte irgendwo einen Schellenring aufgetrieben, auch eine kleine Trommel gab es.
    Isabella wiegte sich im Takt des rhythmischen Liedes. Martin unterdrückte ein Grinsen und lehnte sich vorsichtig an die schunkelnde Prinzessin. Sie schien es nicht zu bemerken. Erst als Martin seinen Arm um ihre Schulter legte, zuckte sie zurück. Sie runzelte empört die Augenbrauen, besann sich jedoch gleich wieder. Keinesfalls wollte sie Falten auf der Stirn. Doch sie konnte ihm auch nichts sagen, denn Patrick hatte sein Lied beendet, und die Zuhörer klatschten wieder lautstark.
    »Hat es Euch gefallen, Hoheit?«, fragte Martin.
    Isabella senkte schnell den Blick. Zu verräterisch hatten ihre Augen geleuchtet, als sie der wunderbaren Musik lauschte.
    »Es war ganz hübsch«, sagte sie betont herablassend. »Nur schade, dass man den Text nicht versteht.«
    »Oh, habt Ihr ihn nicht verstanden? Wirklich schade, dass Ihr keine fremden Sprachen beherrscht. Wo die Welt doch voller Musik ist! Aber es gibt ja auch schöne Lieder in der Muttersprache unseres hohen Gastes. Wollen wir ihr ein Lied singen, deren Text sie bestimmt versteht?«
    »Ja!«, riefen die Burgbewohner, und Martin gab den Takt an. Alle schienen das Lied zu kennen und sangen lautstark die letzte Zeile jeder Strophe als Wiederholung.
    Martin sang die Strophen vor, Rudolf und Patrick spielten die Laute, Konstanze schüttelte das Tamburin, und zwei Knechte klopften die kleinen Trommeln.
    »Einst lebte Gräfin von Beaumont,
    die eines Ritters Lieb’ erringen konnt.
    Ritter Maurice von Craon
    diente ihr um Minnelohn.«
    »Diente ihr um Minnelohn«, echoten die Umsitzenden und klatschten den Takt dazu. Martin blickte lächelnd auf Isabella herab und sang weiter:
    »Der Ritter sprach mit Huld zu ihr:
    ›Ich gestalte ein Turnier,
    von dem spricht man im Land sogar
    bewundernd noch in hundert Jahr.‹«
    Er forderte sie auf, den Refrain mitzusingen. Ein wenig zierte sie sich, doch dann klatschte sie wenigstens den Rhythmus des Liedes mit.
    »Den Staunenden im bunten Rund
    tat sich ein großes Wunder kund:
    Ein Schiff, das sonst fährt auf dem Meer,
    kam über trocknes Land daher.«
    »Kam über trocknes Land daher«, fiel nun auch Isabella in den Chor ein.
    »Darinnen steckten zwanzig Rosse,
    zogen an der starken Trosse,
    dass diese schöne Illusion
    gewinne einen Minnelohn.«
    »Gewinne einen Minnelohn!«
    »Dem Schiff entstieg der Rittersmann
    und kämpfte, wie ein Held nur kann.
    Die Gräfin rief mit tiefem Blick
    ihn in ihr Kämmerlein zurück.«
    »Ihn in ihr Kämmerlein zurück«, sangen die Zuhörer lautstark und lachten. Isabella schwieg verwirrt und blickte Martin von der Seite tadelnd an. Was war das für ein Lied?
    Martin grinste, als er weitersang:
    »Doch kam der treue Rittersmann
    recht müde bei der Gräfin an.
    Ermattet von dem Kampfturnier,
    lag er bald schnarchend neben ihr.«
    »Lag er bald schnarchend neben ihr!«
    »Nun liegt er wie ein totes Schaf,
    statt meiner wählt er nun den Schlaf.
    Was ist das für ein Rittersmann,
    der seinen Mann nicht stehen kann?«
    »Der seinen Mann nicht stehen kann!«, brüllte der Chor. Isabella errötete heftig und wollte sich erheben. Doch Martin packte ihr Handgelenk und zog sie wieder auf die Treppe zurück.
    »Sie warf ihn raus mit Schimpf und Schand,
    er fand sich wieder auf dem Sand
    und sann nach hundsgemeiner Rache
    im ehelichen Schlafgemache.«
    »Im ehelichen

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