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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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die Hände bekäme!«
    »Sie kann genauso wenig mit diesem Gefühl umgehen wie du.«
    Martin blickte Rudolf zweifelnd an. »Du meinst, das, was sie mir an Hass und Verachtung entgegenbringt, ist Liebe?«
    Rudolf lachte. »Ja, sie weiß es nur nicht.«
    »Und warum weiß ich es nicht? Warum sehe ich es nicht?«
    »Weil du die Augen davor verschließt. Aber auch wenn du es nicht sehen willst, heißt es nicht, dass es nicht da wäre.«
    »Liebe!«, schnaufte Martin verächtlich. »Liebe ist für jene da, die Mann und Frau werden können. Für alle anderen führt sie nur zur Bitterkeit!«
    »Liebe ist eine Himmelsmacht. Sie fragt nicht nach weltlichen Vernunftsgründen. Sie ist einfach da und zieht schmerzhaft an euren Herzen.«
    »Willst du damit sagen, dass sie ebensolche Qual empfindet, ebensolche schmerzhafte Pein?«
    »Gewiss! Es äußert sich nur etwas anders bei ihr. Dafür ist sie eine Frau.«
    »Mein Gott, Rudolf, warum trifft es gerade mich?«
    Rudolf wies mit dem Zeigefinger zum Himmel. »Höhere Gewalt, mein Freund. Du konntest dich bislang nicht gegen sie wehren. Du wirst dich ihr wohl beugen müssen.«
    Jakob kam keuchend auf den Wehrgang gelaufen. »Herr Ritter, Prinzessin Isabella …«
    Martin fuhr erschrocken herum. »Was ist mit ihr? Ist etwas geschehen?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Jakob mit einem kläglichen Augenaufschlag. »Sie schreit und tobt und verlangt Euch zu sprechen!«
    »Da hast du es«, grinste Rudolf. »Jeder quält sich auf seine Weise.«
    »Diese verdammte Wildkatze! Ich werde sie übers Knie legen und ihren süßen kleinen Hintern versohlen, bis sie um Gnade winselt!«
    Rudolf lehnte sich vergnüglich lächelnd an die Zinnen und verschränkte die Arme über der Brust. Er blickte Martin nach, als dieser mit ausgreifenden Schritten den Wehrgang verließ.
    »Was hat er denn?«, fragte Jakob besorgt.
    »Ihm wird die Hose zu eng, und er weiß nicht, wie er sich dieser Qual entledigen soll.«
    »Die Hose? Warum zieht er sie dann nicht aus?«
    Rudolf blickte den Knappen tadelnd an. »Verdammt, Jakob, scher dich in den Stall, und schau zu, wie es die Spatzen treiben, ehe du dir Gedanken um deinen Herrn machst!«
    Jakob grinste verständnisvoll. »Spatzen haben es besser, die haben keine Hosen an!« Er lief flink davon, ehe Rudolf diese Frechheit mit einer Ohrfeige bestrafen konnte.
    *
    Martin betrat Isabellas Kammer, ohne anzuklopfen. Er bemühte sich, ein grimmiges Gesicht zu ziehen und seiner Stimme einen ungehaltenen Klang zu verleihen.
    »Was ist los, Isabella, werdet Ihr nicht mit Respekt behandelt? Fühlt Ihr Euch nicht wohl?«
    Isabella stand mit kerzengeradem Rücken und hochmütig erhobenem Kopf inmitten des Raumes und blickte ihm verächtlich entgegen. »Nein, ich fühle mich überhaupt nicht wohl. Und ich fühle mich vernachlässigt. Von Mathilda, von Euch …«
    »Von mir?« Ein spöttisches Lächeln spielte um seine Lippen. »Ich hatte bislang den Eindruck, Ihr würdet mich verabscheuen.«
    »Das tue ich auch!«, rief sie erregt.
    »Na also! Was kann ich dann für Euch tun?«
    »Gar nichts!« Trotzig runzelte sie die Stirn und schob die Unterlippe vor.
    »Gut, dann werde ich wieder gehen. Ich bin sehr beschäftigt.« Er wandte sich zur Tür.
    »Mit Konstanze?«
    Abrupt blieb Martin stehen. Langsam drehte er sich um und zog verwundert die Augenbrauen hoch.
    »Und wenn?«, fragte er. »Was geht Euch das an?« Er sah, wie eine heiße Röte über Isabellas Gesicht flog.
    »Es ist mir egal, völlig egal!«, erwiderte sie hastig. Sie spürte die verräterische Röte und versuchte, ihr Gesicht vor Martin zu verbergen. Sie stellte sich vor das kleine, mit geölter Leinwand bespannte Fenster und starrte hinaus, ohne etwas zu erkennen.
    Wenn sie ihn so brüskieren wollte, hatte sie den falschen Weg gewählt. Er empfand sie als stolz und wunderschön. Sie war eine Herausforderung, der er unmöglich widerstehen konnte. Doch er wollte mehr als nur eine Gunstbezeugung, er wollte sie ganz und gar. Seine Fäuste schlossen sich im inneren Kampf, und er presste seine Augenlider zusammen, als ob er einen starken Schmerz ertragen müsste.
    Er trat an sie heran und fasste ihre Schultern. Seine plötzliche Nähe ließ sie erschauern, und Martin spürte dieses Zittern bis in seine Fingerspitzen. »Das glaube ich aber nicht«, flüsterte er. Seine Lippen berührten flüchtig ihre Halsbeuge.
    Sie atmete tief durch, eine seltsame Verzückung hatte sie erfasst. Martin streichelte ihre Schultern. Am

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