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Der Kuss des Werwolfs - 1

Der Kuss des Werwolfs - 1

Titel: Der Kuss des Werwolfs - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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Kissen waren weich, sie lag unter einer dicken Decke, und das ganze Bett war so breit, dass drei Personen darin Platz gehabt hätten.
    Nolas Sinne klärten sich zusehends. Das Bett sah alt aus, oder besser gesagt: Der Stil war alt, das Bett selbst neu.
    Sie zog die Hände unter der Decke hervor, wollte sich aufsetzen.
    »Es geht Ihnen wieder besser, ich bin so froh.«
    Eine weibliche Stimme - vage bekannt. Nola zuckte zusammen.
    An der linken Seite ihres Betts saß eine junge Frau in einem Sessel, die Füße auf eine Bank gestellt. Ihr dunkles Haar hatte sie zu einer altmodischen Frisur hochgesteckt, bei der sich einige Löckchen um Stirn und Ohren ringelten. Dazu trug sie ein einfaches dunkelbraunes Kleid, das ihr bis zu den Knöcheln reichte. Ihre Miene zeigte pure Freundlichkeit, dahinter glaubte Nola jedoch Neid und Falschheit zu erkennen.
    »Ich …« Nolas Stimme kratzte. Sie räusperte sich und versuchte es noch einmal: »Wer sind Sie?«
    »Ich heiße Amelia Hillier. Mein Vater ist Butler auf Shavick Castle, und ich helfe ihm bei der Arbeit im Haushalt.«
    Die Tochter eines Butlers, so was Lächerliches. Wer hatte heutzutage noch einen Butler oder Bedienstete? Shavick Castle brauchte sicher keine. Nola richtete sich auf. Sofort sprang ihr Amelia zur Seite und schob ihr fürsorglich ein Kissen in den Rücken.
    »Sie müssen vorsichtig sein, Mylady, Sie waren ohne Bewusstsein, als wir Sie im Keller fanden, und danach noch mehrere Stunden. Haben Sie Schmerzen?«
    Hatte sie Schmerzen? Nola bewegte die Finger, die Zehen, die Beine, zuletzt schüttelte sie den Kopf. Nicht einmal die linke Ferse schmerzte.
    »Ich habe Durst.«
    »Ich bringe Ihnen gleich etwas.«
    Amelia huschte aus dem Zimmer, und Nola hatte Muße, sich weiter umzuschauen. Durch die beiden Fenster sah sie grauen Himmel. Der Kerzenleuchter, den sie als Erstes bemerkt hatte, stand auf einem Sims über dem Kamin, in dem ein Feuer glimmte. Auf einem Nachttisch neben ihrem Bett stand ein weiterer Kerzenleuchter — unangezündet -, und vor dem Kamin ein Sessel; den anderen hatte Amelia ans Bett gerückt. Auf der anderen Seite des Zimmers befanden sich neben der Tür ein Sekretär und ein Vitrinenschrank, hinter dessen Glastüren sich allerlei Porzellanfiguren und Zierteller die Regalböden teilten.
    Das Schlafzimmer einer Lady aus dem 19. Jahrhundert. Der Raum passte perfekt nach Shavick Castle, so musste es in der Glanzzeit des Schlosses ausgesehen haben. Ob Shavick Castle womöglich nur äußerlich verfallen war, die oberen Räume jedoch voll ausgestattet waren?
    Amelia Hillier kam zurück. Sie trug ein Tablett mit einer Karaffe, in der eine milchig-grüne Flüssigkeit schwappte. Außerdem standen auf dem Tablett ein Glas, das nach Kristall statt nach Ikea aussah, und ein Teller mit Kuchen.
    »Kalter Pfefferminztee«, verkündete Amelia. »Sehr erfrischend. Es gibt nichts Besseres, um Sie wieder auf die Beine zu bringen, Mylady. Und für den Hunger Kuchen.«
    Nola nippte vorsichtig an dem Getränk. Tatsächlich kalter Pfefferminztee — und soweit sie herausschmecken konnte, auch nichts anderes. Er löschte ihren Durst hervorragend, sie trank zwei Gläser.
    »Wieso sind Sie hier?« Sie musste mehr über diese Frau erfahren, musste wissen, was sie vorhatte und was von ihr zu halten war. Und vor allen Dingen, wie sie zu Rhodry stand.
    »Ich arbeite und wohne hier.«
    »Die Burg ist doch eine Ruine.«
    »Na, hören Sie!« Amelia spitzte empört die Lippen. »Die Burg steht seit dreihundertfünfzig Jahren. Es ist vielleicht nicht mehr alles neu, aber sie ist keine Ruine! Und der Earl tut, was er kann.«
    Die Altersangabe kam Nola kurz vor, ihrer Meinung nach müssten Shavick Castle etwa fünfhundertfünfzig Jahre alt sein — genau erinnerte sie sich nicht, wann es erbaut worden war.
    »Ich bin mittags zur Burg gekommen, und es war mitten im Sommer. Jetzt sieht es nicht aus wie im Sommer.« Sie deutete zum Fenster. »Ich will wissen, was hier gespielt wird.«
    »Gar nichts, Mylady. Niemand ist unaufrichtig zu Ihnen. Sie müssen mit dem Earl sprechen, er wird Ihnen alles erklären.«
    »Was wird er mir erklären?«
    Mit Amelias Ruhe und Freundlichkeit war es vorbei. Sie hatte die Stirn gerunzelt, sodass die Augenbrauen gerade Striche waren. »Sie müssen mit dem Earl sprechen.«
    »Wo ist er, der Earl?«
    »Er wird zu Ihnen kommen, sobald er bereit ist. Er weiß, dass Sie da sind.«
    »Was war mit dem Toten im Keller?«
    »Das … oh …« Amelia schlug eine

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