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Der Kuss des Werwolfs - 1

Der Kuss des Werwolfs - 1

Titel: Der Kuss des Werwolfs - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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Wie sie sich ihm an den Hals geworfen und gebettelt hatte, und er sie wie ein törichtes Ding zurechtgewiesen hatte. Noch nie hatte sie sich derart gehen lassen. Die Scham brannte heiß auf ihren Wangen.
    Nola zog den Morgenmantel über und stellte sich näher ans Feuer. Angenehme Wärme umschmeichelte sie von vorne, linderte ihre Übelkeit keineswegs. Wie sollte sie Rhodry je wieder unter die Augen treten? Sie verstand sich nicht mehr. Seit sie ins 19. Jahrhundert gerutscht war, war sie eine andere.
    Nola drehte sich um und kehrte dem Feuer den Rücken zu. Es klopfte an der Tür, und Rhodry trat ein. Sie schlug die Hände vors Gesicht. Leider verbarg das weder sie vor ihm, noch ließ es ihn verschwinden. Sie schielte durch die Finger. Dalton folgte dem Hausherrn und stellte auf dem Tisch beim Kamin ein Tablett ab. Nola sah eine Teekanne, einen Brotkorb, Butter und Marmelade und die bei Werwölfen unvermeidliche Fleischration.
    »Ich wollte sehen, wie es dir heute Morgen geht, Prinzessin«, sagte Rhodry, nachdem der Butler gegangen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    »Nicht gut. Ich möchte allein sein.«
    »Du musst erst ordentlich was in den Magen bekommen, dann wird es besser.« Er glitt in einen der beiden Sessel und schenkte Tee ein. »Setz dich.«
    Nola blieb nichts anderes übrig, als der Einladung Folge zu leisten, wollte sie sich nicht zickig gebärden. Sie akzeptierte eine Tasse Tee und wünschte, Rhodry möge gehen. Weich und heiß rann der Tee durch ihre Kehle. Rhodry trank ebenfalls.
    »Werwölfe trinken nicht viel Tee«, merkte sie an, denn er sah von dem Getränk nicht begeistert aus.
    »Nur wenn es die Umstände erfordern. Zu viel Wasser drin.«
    »Und jetzt erfordern es die Umstände?«
    »Ich dachte, ein heißes Getränk weckt deine Lebensgeister, vertreibt die Kopfschmerzen, und danach bist du bereit, endlich die Räume der Hausherrin in Besitz zu nehmen.«
    Nola setzte ihre Tasse mit einem Klirren ab. Sie benahm sich unmöglich, und er bot ihr das an. Das konnte nicht sein Ernst sein. Sie schüttelte den Kopf und sprach aus, was sie dachte.
    »Prinzessin, ich nutze die Lage einer Frau nicht aus. Und du bist und bleibst die Herrin meines Herzens. Zieh dich an, oder ich helfe dir.«
    Es war klar, was er wollte. Nola wäre am liebsten im Boden versunken. Schlimm genug, dass sie im dünnen Morgenmantel vor ihm saß.
    »Ich habe von dir schon alles gesehen«, erriet er ihre Gedanken.
    »Trotzdem … «
    Er erhob sich, verneigte sich vor ihr und verließ den Raum. Oh Gott, musste sie ständig alles falsch machen? Er reichte ihr die Hand und sie schlug sie aus. Selbst wenn sie sich fest vornahm, freundlich und vernünftig zu sein, schaffte er es mühelos, ihre schlechtesten Seiten zum Vorschein zu bringen. Werwölfe und Menschen, das passte nicht.
    Vor der Tür fragte sich der Earl gerade, was zu tun war, damit Menschen und Werwölfe besser zusammenpassten. Er knirschte mit den Zähnen. Nola ließ ihre Launen an ihm aus, und das hatte noch nie eine Frau gewagt, selbst dann nicht, als er noch kein Werwolf gewesen war. Er würde jetzt wieder reingehen und nicht rauskommen, ehe sie ihn angebettelt hatte, ihre Leidenschaft zu befriedigen.
    Er wollte nach der Türklinke greifen, als Eugene hastig die Treppe hochkam. »Endlich finde ich dich. Die Krakauer wurden gesichtet, mindestens zwanzig von ihnen. Ich habe das Rudel versammelt, nur du fehlst noch.«
    Rhodry nahm die Hand wieder von der Türklinke. Das Rudel ging vor.
    Im Zimmer lief Nola zwischen Tür und Fenster hin und her. Sie war aufgesprungen, sobald der Earl die Tür hinter sich geschlossen hatte. Im letzten Augenblick hatte sie gesehen, wie sehr sie ihn verletzt hatte, und ihm nachgewollt, dann hatte sie der Mut verlassen. Konnte sie mit Rhodry in dieser Zeit leben, so wie Eugene und Moira? Sie hatte die beiden gestern Nacht gesehen, wie ihnen Blicke ausreichten, wo andere Worte brauchten. Konnte es das jemals zwischen ihr und Rhodry geben? Sie musste ihm nach, aber nicht im Morgenmantel, sie musste sich bei ihm entschuldigen, und dann konnte zwischen ihnen noch alles gut werden. Hoffentlich.
    Sie warf den Morgenmantel aufs Bett, das Nachthemd flog hinterher, und zog sich ein einfaches weißes Wollkleid über. Sie schlüpfte noch in Pantoffeln und rannte aus dem Zimmer. Rhodry war nirgends zu sehen. Shavick Castle war kein Cottage mit drei Räumen, sondern eine Burg, und sie fand Rhodry nicht. Dafür traf sie auf Dalton, der aus der

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