Der Kuss des Werwolfs - 1
Hörst du die Musik?«
»Ich höre sie, Prinzessin.«
Seine Hände lagen fest auf ihrem Hintern, und sie glaubte, sein Herz schlagen zu hören. Sie hob ihm den Kopf mit halb geöffneten Lippen entgegen. Rhodry widerstand der Versuchung nicht. Ihre Münder fanden einander, verschmolzen miteinander.
Nola hing in seinen Armen, und in ihrem Kopf drehte sich alles. Und das lag nicht nur an dem genossenen Wein, der Kuss ließ sie alles andere vergessen. Sie taumelte, fiel rückwärts aufs Bett und zog Rhodry mit sich. Ihr Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben im 21. Jahrhundert war nicht mehr wichtig, wenn sie einen Werwolf haben konnte, der so küsste. Sie gab dem Drängen seiner Zunge nach.
Atemlos beendeten sie den Kuss. Rhodry stemmte den Oberkörper ein wenig hoch und schauten auf sie herab. Sein Blick war verhangen, sie erkannte die Lust darin und die Liebe. Nola zog ein paar Nadeln aus dem Haar, damit es wie ein goldener Wasserfall über die Bettdecke floss, anschließend sorgte sie dafür, dass ihr Kleid über eine Schulter herunterrutschte. Rhodry zog scharf den Atem ein.
Ihr Busen hob und senkte sich heftig und fing Rhodrys Blick so sicher ein wie ein Magnet ein Stück Eisen.
»Mir ist schrecklich heiß«, maulte sie mit zuckersüßer Stimme. Gleichzeitig rollte sie sich unter ihm hervor und setzte sich auf. Sie mühte sich mit den Haken ab, mit denen das Kleid im Rücken geschlossen war. Was so einfach war, wenn es sich um die zwei Schließen eines BHs handelte, stellte sich beim Ballkleid als unüberwindliches Hindernis heraus. Oder es war eine schlaue Erfindung der Schneider, denn Rhodry machte sich mit Begeisterung daran, ihr zu helfen.
Ein Haken nach dem anderen sprang auf, und jeden quittierte er mit einem heißen Kuss.
»Ist dir warm, Prinzessin?«, flüsterte er, als sie mit entblößtem Oberkörper auf dem Bett saß.
»Noch viel heißer.« Sie drehte sich zu ihm um. »Und es gefällt mir, Rhodry.«
Wieder fanden sich ihre Lippen zu einem Kuss, wieder fiel sie aufs Bett zurück und zog ihn mit sich. Er küsste ihren Hals, ihre Schultern, den Ansatz ihrer Brüste und entfachte ein Feuer der Gefühle. Sie wollte schmelzen und brennen im selben Augenblick und reckte sich ihm entgegen. Rhodry spielte mit ihr, tupfte überall Küsse auf ihre Haut, nur nicht dorthin, wo sie es am meisten ersehnte. Ihr Schoß brannte, dort wollte sie den Werwolf spüren, tief in sich, und wenn es das Letzte war, was sie erlebte. Sie machte Anstalten, sich das Kleid vom Leib zu streifen.
»Nimm mich, Rhodry. Jetzt, sofort.«
Er löste seine Lippen von ihrer Haut, schaute auf sie herunter. Sein Gesicht war auf einmal ernst. »Du weißt, was es bedeutet, wenn du die meine wirst.«
»Ja, ja, ich kann nicht länger warten.«
»Du willst es?«
»Ja, ja.« Das Kleid hing ihr auf den Oberschenkeln. »Ich brenne, komm und lösche mich.« Sie wollte ihn mit einem dunklen Lachen locken, es geriet zu einem betrunkenen Kichern, und sie musste genau darüber noch mehr lachen.
Rhodry richtete sich ganz auf und streichelte ihre Wange. »Du hast zu viel Punsch getrunken und weißt nicht, was du redest. Ich will mit dir nichts tun, das du bei Tageslicht bereust.«
Unter der Bettdecke zog er ihr züchtiges Nachthemd hervor und streifte es ihr über. Das Ballkleid warf er auf einen Sessel. Zuletzt verfrachtete er Nola unter die Bettdecke und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
»Schlaf gut, Prinzessin. Ich werde warten, bis du für mich bereit bist.«
Nola wachte davon auf, dass jemand die Tür schloss. Im Raum war niemand, im Kamin brannte ein Feuer, und neben der Kerze auf dem Nachttisch standen ein Glas kalter Minztee und ein Teller mit Biskuits. Sie hatte einen schlechten Geschmack im Mund, ihr Kopf fühlte sich doppelt so groß an wie gewöhnlich und entsprechend schwer. Sie trank den Tee, den Kuchen verschmähte sie.
Die Proteste ihres Körpers ignorierend, schwang sie die Beine aus dem Bett. Dem Feuer war es noch nicht gelungen, den Raum zu erwärmen, die Härchen auf den Armen richteten sich in der Kälte auf; sie griff nach ihrem Morgenmantel. Das gelbe Kleid lag nicht mehr auf dem Sessel. Der Ball — die Gedanken schossen siedend heiß in alle Richtungen - die Zweisamkeit mit Rhodry …
Ihre Kopfschmerzen wichen einem Dröhnen, sie presste die Fäuste gegen die Augen. Sie hatte gestern Abend nicht nur zu viel getrunken, sie hatte sich auch vor dem gräflichen Werwolf erniedrigt und prompt die Quittung bekommen.
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