Der Kuss des Wikingers - Hill, S: Kuss des Wikingers - Viking in Love
nun seid ihr an der Reihe, meine Damen.«
Alle erhoben sich, und auch Eirik wandte sich von seiner Frau ab. »Ach du liebe Güte«, sagte er und fuhr beinahe vor Schreck zurück, als er den Schwestern jetzt gegenüberstand. Es war das erste Mal seit seiner Ankunft, dass er sie zu Gesicht bekam, da er sich sofort nach seiner Ankunft zum König begeben hatte. Nun riss er verblüfft die Augen auf und lachte dann laut heraus.
Breanne hatte ihr Haar geflochten und aufgesteckt, um so noch mehr von den Flecken in ihrem Gesicht zu zeigen. Caedmon hatte ihr in der Küche geholfen, ihre Warze neu zu befestigen, was mit vielen Berührungen verbunden gewesen war, wenn auch kaum an ihrer Nase.
Ingrith trug ihr dick machendes Kostüm und hatte sich zudem mit Stoff die Wangen ausgestopft, um sie pausbäckiger zu machen. Wenn sie sprach, hörte es sich an, als wäre sie betrunken. Vana hatte sich mit geschwärzten Zähnen, gebückter Haltung und einem Gehstock in eine alte Frau verwandelt. Und Sybil trug natürlich ihren Buckel.
Die vier Schwestern gingen auf das Arbeitszimmer zu und hofften, dass ihnen die bevorstehende Begegnung mit dem König nicht zum Verhängnis werden würde. Caedmon und Geoff erwarteten sie an der Tür, um sie hineinzubegleiten. Ihre ernsten Mienen hätten ausgereicht, um die Frauen in Angst und Schrecken zu versetzen, wenn sie diesen Punkt nicht längst erreicht hätten.
Die Frauen sowie Caedmon und Geoffrey setzten sich auf die Bank vor dem langen Tisch, an dem inzwischen auch Eirik bei den anderen Mitgliedern des Königlichen Rates Platz genommen hatte.
König Edgar musterte die Frauen eingehend, bevor er angewidert die Lippen kräuselte. »Lasst uns weitermachen. Ich habe Appetit.«
Allen Anwesenden war klar, worauf er Appetit hatte, sogar Dunstan, der ihm tadelnd etwas ins Ohr flüsterte. König Edgar zuckte nur die Schultern. Er würde tun, wie ihm beliebte, und dann zur Buße die eine oder andere Kirche erbauen lassen.
Lord Orm begann mit der Befragung: »Wo ist Lady Vana?«
Zuerst antwortete niemand, aber dann erkannte Breanne, dass ihre Schwestern sie als ihre Sprecherin betrachteten. »Ich weiß es nicht.«
»Wann habt Ihr sie zuletzt gesehen?«
Breanne sah ihre Schwestern an, die beide mit den Schultern zuckten. »Vor ein oder zwei Wochen.«
Sie konnte sehen, dass ihre knappen Antworten Lord Ormon ungeduldig machten. Aber Caedmon hatte ihr geraten, so wenig wie möglich preiszugeben.
Dunstan schlug mit der Hand auf den Tisch. »Wo habt Ihr sie zuletzt gesehen? Warum ist sie fortgegangen? Wer hat sie begleitet? Wohin wollte sie?«
Breanne hob tapfer das Kinn und tat ihr Bestes, um sich nicht einschüchtern zu lassen, aber ihre Stimme zitterte, als sie zu sprechen begann, was erst besser wurde, als Caedmon ungesehen von den anderen ihr Knie berührte. »Vana trauerte um ihren verschwundenen Mann, aber sie wurde einer bedrohlichen Befragung unterzogen ... so wie Ihr nun uns befragt.«
Alle Mitglieder des Witans runzelten die Stirn über ihre Kühnheit, mit Ausnahme von Eirik, der ihr zuzwinkerte und ihr ein ermutigendes Lächeln schenkte.
»Da außer unseren beiden wikingischen Wachen niemand da war, um Vana zu beschützen, überredeten wir sie, mit uns nach Norden zu reisen, um meinen Verlobten zu besuchen.« Sie warf Caedmon ein schüchternes Lächeln zu, worauf er seine Finger mit ihren verschränkte. »Nachdem wir ein paar Tage hier waren, wollte Vana nach Stoneheim und in die Obhut meines Vaters zurückkehren. Unsere wikingischen Wachen Ivan und Ivar begleiteten sie. Sobald Oswald nach Havenshire heimkehrt, wird sie natürlich zurückkehren.«
»Warum habt Ihr und Eure Schwestern sie nicht heimbegleitet?«
»Weil ich noch ein wenig Zeit mit meinem Verlobten verbringen wollte und meine Schwestern bereit waren, bis zu unserer Hochzeit zu bleiben ... oder zumindest bis zu der offiziellen Verlobungszeremonie.« Breanne schluckte, um den Kloß in ihrer trockenen Kehle loszuwerden. Lügen war sehr strapaziös, fand sie.
Und König Edgar war noch immer misstrauisch.
Breanne war angeekelt von den verschlagenen Augen und schlaffen Lippen des angelsächsischen Königs, die von einem lüsternen Charakter zeugten. Er war bekannt dafür, jeden Raum, den er betrat, nach seiner nächsten Beute abzusuchen, ganz gleich, ob sexueller oder anderer Natur. Er war erst knapp über einundzwanzig, aber sein verlebtes Gesicht ließ ihn um zehn Jahre älter wirken. Sybil hatte ihnen an diesem Morgen
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