Der Kuss des Wikingers - Hill, S: Kuss des Wikingers - Viking in Love
hatte schwarzes, grau meliertes Haar und trug einen feinen Wollumhang über einer Tunika und weichen Lederhosen. Die Brosche an seiner Schulter und sein Gürtel waren aus purem Gold. Diese beeindruckende Erscheinung war Eirik von Ravenshire, ein angeheirateter Verwandter von Breannes Schwester Tyra. Caedmon kannte ihn nicht persönlich, aber er hatte ihn schon hin und wieder bei Hofe gesehen.
Hinter Eirik betrat Geoff das Zimmer, setzte sich neben Caedmon und flüsterte ihm zu: »Die Frauen sind zum Kampf bereit.«
»Bitte sag mir, dass du scherzt.«
Eirik machte eine knappe Verbeugung vor dem König und sagte: »Ich grüße Eure Eminenz und Eure Hoheit. Ich kam, sowie ich hörte, dass eine Ratsversammlung einberufen worden war. Ich muss meine Einladung übersehen haben.« Ohne dazu aufgefordert worden zu sein, zog sich Eirik einen Stuhl an den Tisch, an dem die anderen saßen. Dann drehte er sich um und zwinkerte Caedmon so schnell zu, dass niemand anderer es bemerkte.
»Das hier ist keine offizielle Ratsversammlung«, erklärte König Edgar mit seiner üblichen quengeligen Stimme.
Caedmon hatte gemischte Gefühle hinsichtlich Eiriks Erscheinen. Einerseits störte ihn, dass man zu glauben schien, er könne seine Angelegenheiten nicht allein regeln. Andererseits jedoch schaute ein guter Soldat einem geschenkten Pferd niemals ins Maul. Oder wie Rashid sagen würde: »Schau nie einem geschenkten Kamel ins Maul.« Es musste ein Zeichen seines nachlassenden Verstandes sein, dass er sich schon Sprüche mit Kamelen ausdachte.
»Fahrt nur fort«, bedeutete Eirik ihnen mit einer Handbewegung. »Lasst Euch von meiner Anwesenheit nicht stören.« Letzteres war lächerlich, wenn man bedachte, wie sehr seine Anwesenheit die anderen Mitglieder des Witans nervös machte.
»König Edgar fragte gerade, warum er seine Erlaubnis zu meiner Verlobung mit Lady Breanne geben sollte«, informierte Caedmon Eirik, dessen Augen sich nur ein kleines bisschen weiteten, als er von der Verlobung hörte. »Ich war im Begriff zu erwidern, dass ich zweimal geheiratet habe, um den Wünschen der Krone zu entsprechen, und danach geschworen hatte, nie wieder eine Ehe einzugehen. Aber das war, bevor ich meine Liebste traf, eine sanfte, warmherzige junge Dame. Sie hat einfach alles, was ein Mann sich von einer Ehefrau wünschen kann.« Geoff und Wulf würden sicher eines Tages Tränen lachen, wenn sie sich an diese Beschreibung seiner feurigen Wikingerin zurückerinnerten. Und Breanne wahrscheinlich auch.
»Aber sie ist eine Heidin«, protestierte Dunstan.
»Ich sagte Euch doch schon, dass ihre gesamte Familie getauft ist.«
»Glaubt Ihr, ich wüsste nicht, dass Wikinger sich taufen lassen, um problemloser unser Land bereisen zu können?«, höhnte Dunstan. »Sie sind nicht christlicher als Kamele.«
Gut, dass Rashid nicht zugegen war, dem die Herabwürdigung seiner geliebten Kamele sehr missfallen würde.
»Gebt Obacht, über wen Ihr etwas Schlechtes sagt, Euer Eminenz«, warf Eirik warnend ein. »Ich bin selbst zur Hälfte Wikinger.«
Dunstan schnaubte nur.
»Soweit ich weiß, steht der jungen Dame eine sehr beträchtliche Mitgift zu«, sagte Edgar. »Wie hoch ist sie, und in welcher Form wird sie zur Verfügung gestellt werden?«
Was er wirklich meinte, war, wie viel er selbst davon bekommen würde, falls er seine Zustimmung zu der Heirat gab. Einer Heirat, die nie stattfinden würde. Was für ein Durcheinander!
»Ich habe noch nicht einmal mit ihrem Vater gesprochen«, sagte Caedmon. »Bis ich das getan habe, kann ich nichts dazu sagen.«
»Worum geht es hier eigentlich?«, wollte Eirik wissen. »Der König, zwei Höflinge, ein Erzbischof und ein Magistrat begeben sich doch nicht in dieses abgelegene Gebiet des Königreichs, um eine Verlobung zu erörtern, die, mit dem übrigen Königreich verglichen, nur eine Lappalie ist.«
Dunstan trommelte mit den Fingerspitzen auf den Tisch. »Der eigentliche Anlass unserer Zusammenkunft ist der Mord an Lord Oswald von Havenshire ... und wir haben Grund anzunehmen, dass seine Witwe diese Tat begangen hat.«
Mit gespielt bekümmertem Gesichtsausdruck wandte sich Eirik nun Caedmon zu. »Ist das wahr?«
Caedmon zog die Schultern hoch. »Ich wusste nicht, dass seine Leiche gefunden worden ist.«
Dunstan errötete vor Ärger. »Wir brauchen keine Leiche, um zu wissen, dass hier ein Verbrechen verübt wurde.«
»Soll das heißen, dass dieses ganze Theater eines Mordes wegen aufgeführt wird, der
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