Der Kuss des Wikingers - Hill, S: Kuss des Wikingers - Viking in Love
dass das der Grund war, aus dem Thorwald hierherkam.
»Ich befürchte, dass mein Vater außer sich vor Wut ist und mit Streitaxt und erhobenem Schwert in den Hof einreitet.«
Caedmon hatte gedacht, dass nun, da ihr Vater und seine Gefolgsleute gekommen waren, um die Prinzessinnen heimzubegleiten, alles gut würde. »Du denkst doch nicht etwa, dass er Edgar und Dunstan töten würde?«
Breanne zog die Schultern hoch. »Man kann nie wissen, was ein zorniger Wikinger tun wird. Papa wird nachgesagt, er könne jemandem den Kopf abschlagen und sich danach in aller Ruhe zum Essen niedersetzen.«
»Jetzt fängt mein Kopf an zu schmerzen.«
»Ich sollte dich vorwarnen ...«
Verdammt! Ihr Gesichtsausdruck gefällt mir nicht.
»... dass mein Vater, wenn er von unserer Vereinbarung oder auch nur der falschen Verlobung hört, vermutlich ziemlich wütend sein wird.«
Vergiss das Köpfen. Womöglich wird mir mein Schädel schon vorher platzen.
»Oh, sieh mal, da ist Tyra. In voller Rüstung!« Zuerst kicherte Breanne, wurde aber schlagartig ernst, als sie die Bedeutung dieser Aufmachung erkannte. »Und ein bisschen weiter hinten reiten Adam und ihre kleine Adela.«
Caedmon hatte noch nie eine Frau in einer Rüstung gesehen, geschweige denn eine, die dazu auch noch mit Schwert und Streitaxt bewaffnet war, obwohl Angelsachsen mit den Geschichten der kriegerischen Königin Boadicea aufwuchsen, die so tapfer gegen die Römer gekämpft hatte.
In dem Moment versteifte sich Breanne und zog überrascht den Atem ein.
»Was ist?«
»Oh meine Götter und Göttinnen! Das ist Rafn.« Sie zeigte auf einen wikingischen Krieger, der am Kopf der Truppe neben dem König ritt.
»Wer zum Teufel ist Rafn?«, fragte Caedmon, aber Breanne lief bereits weg.
Er folgte ihr über die Wehrgänge, die Treppe hinunter, durch den großen Saal und über den oberen und dann den unteren Burghof. Ihre Schwestern waren dicht hinter ihnen. Die Zugbrücke war herabgelassen worden, die Truppe auf der anderen Seite des Burggrabens hatte Halt gemacht, und der Mann namens Rafn war von seinem Pferd gestiegen.
»Rafn!«, schrie Breanne und stürzte sich in seine Arme, als er auf sie zuhinkte. Er war ein hochgewachsener Mann, größer noch als Caedmon, aber so schlank, dass er schon fast hager wirkte. Einige Frauen würden sein dunkles Haar und seine dunklen Augen vermutlich reizvoll finden, dachte Caedmon. Aber er nicht. Breanne lachte und küsste den Wikinger auf den Nacken.
Unter gemurmelten Verwünschungen trat Caedmon vor und riss Breanne aus den Armen des anderen Mannes. Der Krieger griff sofort nach seinem kurzen Schwert.
Caedmon tat das Gleiche.
»Caedmon! Was soll das? Das ist Rafn.«
»Und wer seid Ihr, dass Ihr es wagt, eine der Prinzessinnen anzurühren?«, schrie Rafn ihn an.
Bevor Caedmon erwidern konnte, er sei ihr Verlobter, legte Breanne ihm schnell eine Hand über den Mund. »Caedmon ist ein Freund und angeheirateter Verwandter. Er hat uns Schutz gewährt.« Dann wandte sie sich mit einem missbilligenden Kopfschütteln an Caedmon. »Und das ist Rafn, Vanas einstiger Verlobter, den alle für tot gehalten haben.«
»Hm!« Caedmon war noch nicht beschwichtigt.
»Was ist geschehen?«, fragte sie Rafn.
»Das werde ich dir alles später erzählen.« Er lächelte sie an.
Caedmon mochte es nicht, wenn andere Männer Breanne anlächelten. Ganz und gar nicht. Nicht einmal, wenn es ein Mann war, der allem Anschein nach einmal der Verlobte ihrer Schwester gewesen war. Wenn das nicht Stoff für noch mehr Verwicklungen war! Eine mutmaßliche Mörderin und ein von den Toten wiederauferstandener wikingischer Krieger!
Mittlerweile hatten die anderen Schwestern sie eingeholt und umringten Rafn, umarmten und küssten ihn.
Und dann ertönte ein Hüsteln hinter ihnen.
Caedmon und Breanne drehten sich zu einem finster dreinblickenden alten Reiter mit langem weißem Haar um, das rechts und links seines lederartigen Gesichts zu mit Glasperlen verzierten Kriegszöpfen geflochten war. »Wikinger sind für Langboote geschaffen, nicht für Pferde«, brummte er, als ihm zwei Männer aus dem Sattel halfen. Als er vor ihnen stand, konnte Caedmon sehen, dass er ein großer Mann und für sein Alter noch sehr gut in Form war. Breanne hatte ihm erzählt, dass sie und ihre Schwestern alle ehelich geboren waren, wenn auch von verschiedenen, inzwischen längst verstorbenen Müttern. Thorwald hatte anscheinend alle seine Frauen geheiratet, und manchmal mehr als eine
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