Der Kuss des Wikingers - Hill, S: Kuss des Wikingers - Viking in Love
womöglich nicht einmal begangen wurde?«, fragte Eirik mit vor Zorn gerötetem Gesicht.
»Ruft die Frauen herein und lasst uns dieser unschönen Angelegenheit auf den Grund gehen.« Edgar langweilte sich vermutlich schon. »Aber seid Euch über eines im Klaren, Caedmon: Jeder, der Lady Havenshire geholfen hat zu entkommen, wird als Komplize betrachtet und entsprechend verurteilt und bestraft werden, und das schließt auch ihre Schwestern und Euch ein.«
»Entkommen? Wie kann jemand entkommen, der nie unter Anklage gestellt wurde?« Eirik funkelte die anderen Mitglieder des Witans böse an. »Das Ganze hier ist eine krasse Dummheit, wenn Ihr meine Meinung hören wollt.«
Caedmon sprang auf und fuhr den König an: »Komplize? Die Ungerechtigkeit Eures Vorwurfs ist ein schwerer Schlag für mich. Droht mir nicht, Edgar, nachdem ich jahrelang nichts anderes getan habe, als Euch treu zu dienen!«
Nun war Edgar derjenige, der vor Verlegenheit errötete. »Ich bitte um Verzeihung, Caedmon«, trat er prompt den Rückzug an. »Ich schätze Eure Dienste sehr. Versteht aber bitte mein Dilemma. Ein geschätzter Edelmann und guter Freund wird vermisst, und die einzigen Hinweise auf sein Verbleiben deuten auf die Frauen, die unter Eurem Schutz stehen.«
»Lasst die Frauen holen und es hinter uns bringen«, befahl der Erzbischof.
* * *
Und dann wurde der ganze Schlamassel nur noch schlimmer ...
Je länger Breanne und ihre Schwestern warteten, desto nervöser wurden sie.
Länger als zwei Stunden hatten sie am Ende des großen Saals in der Nähe des Empfangszimmers darauf gewartet, dass sie an die Reihe kamen. Das Einzige, was ihnen Hoffnung gab, war das Erscheinen Lord Eiriks von Ravenshire und seiner Gattin Eadyth.
Lady Eadyth war eine faszinierende und noch immer schöne Frau, obwohl sie schon auf die Fünfzig zugehen musste. Ihr von Natur aus silberblondes Haar und ihre makellose Haut täuschten jedoch über ihr wahres Alter hinweg. Ihrer Schönheit wegen war sie einst als ›Silbernes Juwel‹ Northumbrias bekannt gewesen. Im Augenblick war sie mit Drifa und Ingrith in ein angeregtes Gespräch über ihre Bienenzucht vertieft. Sie hatte Breanne bereits versprochen, ihr beim Errichten eines Verkaufsstandes für ihre Holzarbeiten in Jorvik zu helfen, sobald sie so weit war, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Rashid saß bei den Frauen, aber ihm war geraten worden, sich still zu verhalten und sich von Dunstan fernzuhalten, der Araber fast ebenso sehr hasste wie Frauen. Dass Rashid ein weithin berühmter Heiler und Freund einiger Männer in hohen Positionen war, spielte dabei keine Rolle. »Selbst das Kamel weiß, dass es nicht an einem gefährlichen Ort verweilen und auf ein Wunder hoffen kann.«
»Was soll das nun wieder heißen?«, fragte Breanne seufzend.
»Es bedeutet, dass Allah denen hilft, die sich selbst zu helfen wissen. Ihr und Eure Schwestern habt gut daran getan, euch aus dem Staub zu machen, euch zu verunstalten und hinter dem Schutzschild starker Männer zu verbergen. Und vor allem nur dann etwas zu sagen, wenn alles andere nichts mehr nützt. Ihr seid Kämpferinnen, ihr alle, und das ist etwas Gutes in den Augen Allahs.«
»Es gibt solche und solche Kämpfe. König Edgar hält sich nicht an die Regeln. Er ist ein widerwärtiger Mensch.«
Rashid zuckte mit den Schultern. »Ein Schwein ist ein Schwein, selbst wenn es mit Gold beladen ist.«
Eadyth, die Rashids weise Worte mitbekommen hatte, lächelte. Als sie Breannes Nervosität bemerkte und sah, wie sie immer wieder ihre Warze berührte, um sich zu vergewissern, dass sie noch an Ort und Stelle war, sagte sie zu den Schwestern: »Macht euch keine Sorgen wegen eurer Verkleidungen. Habe ich euch schon erzählt, wie ich Eirik zu Beginn unserer Ehe dazu brachte, mich für eine alte Frau zu halten?« Sie lachte. »Indem ich mir monatelang das Gesicht mit Asche einrieb, wie ein altes Weib losgackerte und einen Schleier getragen habe, ist es mir gelungen, ihn so zu täuschen, dass er nicht einmal Verdacht schöpfte. Meiner Ansicht nach sehen Männer ohnehin nur das, was sie zu sehen erwarten, aber nicht, was sie tatsächlich vor sich haben.«
»Du meinst also, dass Männer ziemlich unbedarft sind?«, fragte Breanne.
»Genau das meinte ich«, erwiderte Eadyth lachend.
»Das habe ich gehört«, sagte Eirik, der in dem Moment zu ihnen herüberkam. Doch statt gekränkt zu sein, beugte er sich über seine Frau und küsste sie auf die Wange, bevor er sagte: »Und
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