Der Kuss des Wikingers - Hill, S: Kuss des Wikingers - Viking in Love
Schlagabtausches müde, stieß Breanne einen tief empfundenen Seufzer aus. »Gewährt Ihr uns nun Gastfreundschaft oder nicht?«
Er zögerte, bevor er fragte: »Für wie lange?«
»Ach, nur ein, zwei Tage - oder so.« Oder fünfzig.
»Was mich stutzig macht, ist das ›oder so‹.«
Dieser Mann war entschieden zu schlau. »Wir bitten Euch nur um einige Tage Gastfreundschaft und Schutz.«
Caedmon straffte sich abrupt. »Schutz ... das ist das erste Mal, dass Ihr etwas von Schutz sagt. Und was ist es, wovor Ihr Schutz benötigt?«
Ich halte jetzt besser den Mund, bevor ich noch das Falsche sage. Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, so dies und das.«
Er verengte die Augen, schöne blaue Augen, die von sündhaft dichten Wimpern umrahmt waren. »Ich erinnere mich an etwas, das Eure Schwester sagte: Sie sei die Witwe des Earls von Havenshire. Wann ist denn dieses schändliche, erbärmliche Exemplar von einem Mann verstorben?«
Breanne spürte die heiße Röte, die ihr in die Wangen schoss. »Erst kürzlich. Das heißt, er verschwand vor Kurzem. Und Ihr habt recht, er war ein Schuft.«
»Wie ist er zu Tode gekommen ... einmal angenommen, dass es so ist? Oswald war noch nicht sehr alt, soweit ich mich erinnere.«
»Nun ja, so genau weiß das eigentlich niemand.« Außer uns. »Er ist eines Abends fortgeritten, um seine Mätresse zu besuchen, und kam nie wieder.« Wie leicht mir neuerdings das Lügen fällt. »Aber sein Pferd schon. Kam wieder, meine ich.« Brutus steht in deinem Stall, Caedmon. Geh nachsehen. »Wahrscheinlich haben Straßenräuber Oswald überfallen und ermordet.« Puh! Lügen ist doch ziemlich harte Arbeit.
»Seine Leiche wurde also nicht gefunden?«
Breanne schüttelte den Kopf. Ich muss weg von ihm und seinen viel zu scharfsinnigen Fragen.
»Wo ist der Earl?«, fuhr er sie plötzlich an.
Sie zuckte zusammen. »Ihr müsst mich nicht anschreien. Ich habe Euch doch schon gesagt, dass er vermutlich tot ist.«
»Aber vielleicht lebt er ja auch noch.«
»Vielleicht. Aber ich halte es für wahrscheinlicher, dass er tot ist.« Mausetot.
In dem Moment kamen Ivan und Ivar, ihre Leibwachen, aus den Stallungen zu ihnen herüber und pflanzten sich mit leicht gespreizten Beinen zu beiden Seiten von ihr auf. Während sie dankbar für die Unterbrechung war, ließ Caedmon sich deutlich anmerken, dass er über die Anwesenheit der Männer nicht erfreut war. »Geht weg! Geht wieder!«, flüsterte sie den beiden schnell zu.
Aber die sturen Burschen rührten sich nicht vom Fleck.
»Um Gastfreundschaft zu bitten, ist das eine, aber Soldaten mit auf meine Burg zu bringen ist etwas völlig anderes«, raunzte Caedmon sie an, während seine Hand schon an den Griff seines Kurzschwertes glitt.
Ihre Leibwachen taten es ihm nach.
Breanne machte ihnen ein Zeichen, sich zu beruhigen, und wandte sich dann an Caedmon: »Sie sind harmlos.« Solange man sie nicht reizt. Dann solltet Ihr mal sehen, wie gut sie im Enthaupten sind!
Er musterte die beiden Wikinger. »Ha! Harmlos wie ausgehungerte Bären.«
Ivan, der Leibwächter, der Breanne am nächsten war, stieß ein Knurren aus, das dem eines Bären nicht unähnlich war. Und Ivar bleckte die Zähne - auch nicht sehr viel anders als ein Bär.
»Ich meinte, dass sie Euch nichts Böses wollen.« Stirnrunzelnd wandte Breanne sich an ihre beiden Wachen. »Geht jetzt, ihr zwei. Ihr müsst Tyra helfen, sich auf die Heimreise vorzubereiten.«
Nachdem die Männer sich widerstrebend zurückgezogen hatten, fragte Caedmon: »Darf ich fragen, wer Tyra ist?«
»Meine Schwester ... Eure angeheiratete Verwandte.«
»Ah, die Gemahlin meines nahen Verwandten Adams des Heilers.«
»Ich finde euren Sarkasmus höchst unerfreulich, Mylord.«
»Ach? Und dabei würde ich Euch doch wirklich gern erfreuen. Aber wie schon gesagt, ich bin kein Lord.«
»Ja, richtig. Vielleicht wäre Mytroll auch passender?«
Caedmon grinste. »Und wo will Eure Schwester Tyra hin?«
»Nach Hause, nach Hawkshire zu ihrem Ehemann.«
Sie ahnte, dass Caedmon die Frage auf der Zunge lag, wieso sie und ihre Schwestern Tyra nicht dorthin begleiteten, und deshalb versuchte sie, ihn schnell von diesem Thema abzulenken.
»Ihr blutet.«
»Was?«
»Im Gesicht.«
»Ach so.« Er legte die Hand an sein Kinn und betrachtete das Blut an seinen Fingerspitzen. »Ich habe mich beim Rasieren geschnitten.«
»Dreimal?«
»Ich kann von Glück sagen, dass es nicht noch öfter war. Wann immer Ihr mit diesem
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