Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)
bezahlen, den wir verlangen.«
»Und die Algen?«, fragte Morganen seinen älteren Zwilling. »Willst du die Blöcke den ganzen Winter im Lagerhaus liegen lassen? Bis zum Frühling? Das Zeug fängt nach ein paar Monaten an zu stinken, das weißt du. Der Gestank verschwindet erst, wenn es in die Erde gepflügt wird.«
»Wir werden sie jetzt, solange es noch möglich ist, in den Norden verkaufen«, erwiderte Koranen sachlich. » Danach lagern wir die neu produzierten Blöcke ein. Es gibt keinen Zauber, der dauerhaft verhindern kann, dass sie stinken, aber kurzfristig ist das möglich.«
Rydan betrat die Halle. Er kam zu spät zu Tisch, trug aber einen frischen Krug Stout auf der schwarz gewandeten Schulter. Ein schlichtes Heben der schwarzen Brauen bedeutete seinem kupferhaarigen Zwilling, ihm zu erklären, worüber die Brüder gerade sprachen.
»Wir überlegen, wie wir die Algenblöcke den Winter über lagern können, ohne dass sie anfangen zu stinken, damit wir sie im Frühling als Dünger verkaufen können«, fasste Trevan zusammen.
Zur Antwort neigte Rydan lediglich den Kopf und nahm seinen Platz ein.
Alys musterte ihn ein wenig verunsichert, denn der sechste Bruder war in den Jahren, in denen sie ihn nicht gesehen hatte, noch eigenartiger geworden, als sie ihn in Erinnerung hatte. Dann konzentrierte sie sich auf das momentane Gesprächsthema und wagte einen vorsichtigen Vorschlag. »Ihr könntet die Blöcke zerstampfen und das Pulver mit Grünpflanzen vermischen, zum Beispiel den Büschen von den Weiden, die wir für das Vieh anlegen müssen. Und auf dem Waldboden liegt reichlich totes braunes Laub. Ich habe daheim etwas Ähnliches mit grünen und braunen Pflanzenabfällen versucht, und der daraus entstandene Kompost war gut. Mit den Algenblöcken vermengt dürfte er noch besser werden.«
»Ich glaube, sie hat recht«, pflichtete Kelly ihr rasch bei. »Ich habe da einmal diese Show gesehen – es würde jetzt zu weit führen, euch zu erklären, was ich daraus gelernt habe – aber ich weiß, dass man, wenn man Grünzeug mit braunen Pflanzenabfällen mischt, also abgemähtes Gras mit Laub, und dann noch ein paar Essensreste wie Obstschalen und Ähnliches dazugibt, einen perfekten Kompostdünger für den Garten bekommt.
Wir bräuchten dazu allerdings ein paar Lattenkisten – und Regenwürmer. Da das Salz aus den Algenblöcken herausgefiltert wurde, haben wir grüne Algen und braunes Plankton. Fügen wir Pflanzenabfälle hinzu, erhalten wir einen äußerst hochwertigen Dünger, den wir zu einem weit höheren Preis verkaufen können als die Algen. Außerdem ist der Geruch erträglicher, das Zeug würde nicht mehr nach totem Fisch stinken. Es lässt sich natürlich nicht mehr so leicht transportieren, nicht mehr in hübscher, praktischer Blockform, aber ich denke, es wäre die Mühe wert.«
Trevan schüttelte seufzend den Kopf, als er Evanor ansah. »Was ist heutzutage nur mit den Frauen los? Alles, worüber die beiden reden wollen, ist Dünger, Dünger und nochmals Dünger. Wo ist nur die typische weibliche Romantik geblieben?«
»Möchtest du ein Brötchen an den Kopf bekommen?«, fragte Kelly süß, dabei bewaffnete sie sich mit einem, das vom Frühstück übrig geblieben war, und schwang es drohend.
»Denk noch nicht einmal darüber nach, Kel«, warnte Saber seine Frau, während Rydan begann, jedem von ihnen von dem Stout einzuschenken, das er mitgebracht hatte. Kelly hob die Brauen, um klarzustellen, dass sie sich keine Befehle erteilen ließ, und er maß sie mit einem strengen ⊃Benimm dich, oder...˓-Blick.
Überraschenderweise war es Rydan, der auf ihre stumme Rebellion reagierte, indem er ihr den ersten Becher reichte. »Das ist ein ausgezeichnetes, frisches Brötchen, Schwester. Die, die schon ein paar Monate alt sind, hinterlassen schönere blaue Flecken.«
»Du Verräter!« Sein kupferhaariger Bruder griff sich an sein Herz, als wäre er tödlich verletzt. »Mein eigener Zwilling fällt mir in den Rücken und gibt dem Feind Ratschläge, wie er mich vernichten kann! Du kannst lange warten, bis ich dir wieder Brötchen backe!«
Kelly betrachtete das Brötchen in ihrer Hand, schüttelte den Kopf und legte es seufzend wieder weg. »Ich bringe es einfach nicht fertig, einem Mann etwas zuleide zu tun, dessen … hmmm … Brötchenhälften viel knackiger sind als meine eigenen.« Sie sandte einen Blick in Richtung des Mannes zu ihrer Rechten. »Das heißt, du bist schon mal auf der sicheren Seite,
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