Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)
es hat nur wenige Sekunden vorgehalten. Diesmal aber waren es dreidimensionale Bilder, die über eine Minute lang ganz und gar echt ausgesehen haben. Sie waren so überzeugend, dass sogar die Sensoren der Wachmänner den Betrug nicht bemerkt haben. Das haben wir vor allem deiner zusätzlichen Kraft zu verdanken.«
Sie blickte ihm in die Augen und wollte herausfinden, ob er sie aufzog. Aber er wirkte todernst. In ihren Schläfen pochte es, und sie rieb sich den Kopf. »Ich war der Meinung, dass du deine Kraft aus dem Stab ziehst.«
»Auf der physischen Ebene stimmt das auch. Was du getan hast, gehört aber in die geistige Ebene.«
»Wie die Telepathie?«
Er schüttelte den Kopf. »Das war keine Botschaft. Du hast mir emotionale geistige Energie geschickt.«
War ihr Wünschen also eine Art geistiger Energie gewesen? Hatte Vivianne sie wirklich Jordan übermittelt? Das erschien ihr unmöglich. Aber warum sonst war sie plötzlich so ausgelaugt? Sie konnte seine Erklärung nicht einfach abtun, nachdem sie in letzter Zeit so viele Dinge gesehen hatte, die sie früher für unmöglich gehalten hätte.
Ihr wurde schwindlig. »Wie ist es denn möglich, dass ich dich mit Energie füttere?«
»Der Stab hat mich mein ganzes Leben lang mit Energie gespeist. Daher halte ich es durchaus für möglich, dass meine DNS einen Weg gefunden hat, zusätzliche Energie aufzunehmen.« Er legte ihr einen Arm um die Schulter. »Ich habe ja schon immer gewusst, dass du etwas ganz Besonderes bist.«
Wirklich? Wenn der Stab ihnen nicht diese Lust aufgezwungen hätte … wenn er sie nicht dazu getrieben hätte, ihre Erinnerungen miteinander zu teilen, wäre sie dann trotzdem in der Lage gewesen, ihm Kraft aus ihren Gefühlen zu schenken?
»Jordan, kann es denn sein, dass ich eine irgendwie … gleichartige Kraft in mir habe, die deine eigenen Fähigkeiten stärkt?«
»Es ist möglich, dass mein Stab auch deine DNS verändert hat«, sagte er. »Während wir unsere Erinnerungen miteinander geteilt haben, hat er dir vermutlich beigebracht, auf der richtigen Energiefrequenz zu senden.«
»Wie viele Wesen im Universum sind wohl in der Lage, dich mit geistiger Energie zu speisen?«
»Ich weiß nur von einem solchen Wesen«, sagte er, während es in seinen Augen dunkel wurde. »Nämlich von dir.«
Vivianne wollte nicht weiter darüber sprechen. Nicht jetzt jedenfalls. Aber ihr Verdacht wuchs. Sie schüttelte den Kopf. Es war gut, dass Jordan ihre Gedanken nicht las. Zweifellos wäre er nicht besonders erfreut, wenn er wüsste, dass sie ihn verdächtigte, den Stab nach seinen Bedürfnissen programmiert zu haben. Aber auf der anderen Seite hatte sie keineswegs vergessen, wie diese blauen Lichter in ihren Körper eingedrungen waren, als sie mit ihm geschlafen hatte. Vielleicht hatten ja weder Jordan noch der Stab etwas mit ihrer neuen Fähigkeit zu tun. Vielleicht hatten die Lichter, die Jordan verändert hatten, auch sie verwandelt.
35
Mut ist das Einstehen für den eigenen Glauben gegen alle Aussichten und Hoffnungen und auch gegen jeden Druck von außen .
Die Herrin vom See
Die Elite von Pentar schien überall auf dieser Ebene zu feiern, doch die wichtigste Festlichkeit fand im Palast statt. Der gewölbte Ballsaal mit den kristallenen Säulen und einem polierten, beleuchteten Marmorboden war der geeignete Hintergrund für die Feierlichkeiten – und die eingeladenen Bewohner hatten sich tatsächlich herausgeputzt! Ihre üblichen eintönigen und farblosen Kleider waren durch prunkvolle Stoffe und Schnitte ersetzt worden. Die Frauen trugen mit glitzernden Edelsteinen bestickte Bänder in den hochgesteckten Frisuren, die Männer zeigten juwelenbesetzte Schulterpolster über ihren Jacketts.
Vivianne hatte keine Ahnung, wer für diese Party bezahlte, aber an den goldenen Dekorationen und dem Geglitzer, das überall im Raum herrschte, war abzulesen, dass keine Kosten gescheut worden waren. Zuerst hatte sie noch geglaubt, die silbern angemalten Statuen bestünden aus poliertem Marmor, aber als sich die Figuren langsam drehten, begriff sie, dass gut ausgebildete Schauspieler und ausgefeilte Kostüme sie genarrt hatten. Die Springbrunnen verblüfften sie ebenfalls.
Jordan stand neben ihr und sah in seinem schwarzen Jackett mit den schwarzen Schulterpolstern, das seinen breiten Brustkorb betonte, sowie dem schwarzen Hemd und der schwarzen Hose äußerst elegant aus. Vivianne hatte sich ein goldenes Kleid ausgesucht, das bis auf den Boden
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