Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)
sich der Gral. So viel konnte ich in Erfahrung bringen, bevor mich Trendonis aus seinen Gedanken verbannt hat.«
»Warum wählst du deine Worte so sorgfältig, wenn du über den Führer der Stämme sprichst?«
»Tu ich das denn?«
»Ja.«
»Vielleicht ist es für mich die einzige Möglichkeit, meinen Hass zu kontrollieren.« Er ergriff ihre Hand und drückte sie. »Mein Vater hat für das Verteidigungsministerium von Dominus gearbeitet. Er und seine Mitarbeiter hatten sich darauf spezialisiert, einen Planetenschild instand zu halten, der die Waffen, die Dominus zerstört haben, hätte abschmettern können. Ich durfte mit niemandem über seine Arbeit sprechen. In einem Gespräch mit einem Freund habe ich allerdings einmal beiläufig erwähnt, dass mein Vater auf dem Berg arbeitet.«
»Auf dem Berg?«
»Das war ein Spitzname für seinen Arbeitsplatz. So, wie sich das Hauptquartier eures CIA die Farm nennt.« Jordan sammelte seine Gedanken. »Wie dem auch sei, nach dieser Bemerkung war es für die Stämme jedenfalls nicht mehr schwierig, meinem Vater zur Arbeit zu folgen, den Berg zu unterwandern und das planetarische Verteidigungssystem auszuschalten.«
»Du ziehst also eine Verbindung zwischen dieser beiläufigen Bemerkung und der Vernichtung deiner Welt?«
»Dieser Freund war Trendonis. Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte wissen müssen, dass er nicht der war, der zu sein er behauptete.« Lange hielt er ihrem Blick noch stand und wandte sich dann von ihr ab, weil er seine Schuldgefühle nicht mehr vor ihr zeigen wollte.
»Woher hättest du es denn wissen sollen?«, fragte sie sanft und war erstaunt darüber, wie er es geschafft hatte, diese Last so lange mit sich herumzuschleppen.
Ihre Sanftheit schien ihn nur noch härter gegen sich selbst zu machen. »Weil ich einmal hörte, wie er eine Botschaft geschickt hat. Und als ich ihn danach gefragt habe, hat er mir geantwortet, er sende einfach nur Botschaften an die Sterne – in der Hoffnung, irgendjemand werde sie hören. Ich Narr habe ihm geglaubt.«
»Natürlich hast du ihm geglaubt. Er war doch dein Freund.«
Sie legte die Hand vor den Mund, und ihr wurde schwindlig, als sie eingehender darüber nachdachte. Kein Wunder, dass Jordans Wunsch, Trendonis aufzuhalten, schon seit Jahrhunderten in ihm brannte. Trendonis hatte Freundschaft mit ihm geschlossen, ihn ausgenutzt und dann seine Welt zerstört.
»Wie seid ihr euch begegnet?«, fragte sie. Wenn Jordan solche Schuldgefühle empfand, dann musste er sich als für das Geschehene verantwortlich betrachten.
»In der Schule. Ich vermute, er war viel älter, als er mich glauben machen wollte.«
»Also hat er deine Jugend ausgenutzt.«
»Jugend ist keine Entschuldigung für Dummheit«, erwiderte Jordan.
Sein Verlust und Schmerz quälten sie. Für jeden Menschen war es zu viel, eine solche Last jahrhundertelang auf den Schultern zu tragen. Jemand mit weniger innerer Stärke hätte aufgegeben und wäre verrückt geworden. Aber Jordan hatte an König Arthurs Seite gegen die Stämme gekämpft, und obwohl sie den Feind besiegt hatten, war das noch nicht genug gewesen. Jordan würde erst dann zufrieden sein, wenn Trendonis endlich Einhalt geboten war.
Würde sich Jordan selbst jemals vergeben, auch wenn er Erfolg hatte? Würde er irgendwann in der Lage sein, sich nicht mehr selbst zu bestrafen und sich stattdessen ein wenig Glück gönnen?
Sie dachte nicht mehr klar. Wenn es Jordan gelang, den Stab mit dem Gral zu vereinigen, würde er sterben. Für ihn war der Erfolg gleichbedeutend mit der grausamen Tatsache seines eigenen Todes.
Aber sie wünschte sich, seine Schmerzen lindern zu können. »Jordan, du hast einen Fehler gemacht, der jedem hätte unterlaufen können. Selbst wenn du die Arbeit deines Vaters nicht erwähnt hättest, hätte Trendonis einen anderen Weg gefunden, Dominus zu vernichten. Es war doch Zufall, dass er deine Information gegen deine Welt benutzt hat.«
»Das ist wahr.« Seine Stimme klang traurig, wütend und hart. »Aber es ist und bleibt ein Fleck auf meiner Seele. All diese Milliarden von Leben sind in einem einzigen gigantischen Lichtblitz untergegangen. Sie alle sind tot. Was die Stämme nicht beherrschen können, töten sie.« In Jordans Augen blitzte es.
»Und jetzt haben sie es auf die Erde abgesehen.« Sie drückte seine Hand, und zum ersten Mal seit ihrer Landung auf Pentar spürte sie, wie Stärke und Zielstrebigkeit sie durchströmten. »Wir werden den Gral finden und
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