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Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)

Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)

Titel: Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Kearney
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reichte, damit es die hässlichen flachen Sandalen verbarg, auf denen Jordan bestanden hatte.
    »Du siehst großartig aus«, sagte er mit einem Lodern in den Augen, das ihr bis in die Zehenspitzen fuhr, während sie durch die zwanzig Fuß hohen Vordertüren trat.
    »Ohne hohe Absätze wirkt das Kleid aber irgendwie nicht richtig«, gab sie zurück, denn sie befürchtete, dass jemand gerade deswegen die Fremde in ihr erkennen konnte.
    Ihre Rolle bestand darin, die Aufmerksamkeit von Jordan abzulenken, damit er sich ganz auf das Gedankenlesen konzentrieren konnte. Sie wollten miteinander tanzen und sich durch den Raum bewegen, damit er die Möglichkeit hatte, nach Informationen Ausschau zu halten, ohne dabei in Gespräche verwickelt zu werden. Aber es gab gar keine Musik.
    Abgesehen von den farbenfrohen Kleidern und der atemberaubenden Architektur machte diese Party einen ziemlich langweiligen Eindruck. Hier gab es kein Gelächter, nicht einmal ein Lächeln, keine Freude, keinerlei Kunst.
    »Und wie sieht Plan B aus?«, fragte sie.
    »Warum glaubst du denn, dass ich einen Plan B habe?«, gab er zurück.
    »Ich hatte es gehofft.« Nur weil sie selbst immer einen Notfallplan hatte, bedeutete das noch lange nicht, dass es sich bei Jordan ebenfalls so verhielt. Er schien ausschließlich nach Gefühl und Intuition zu handeln. Bisher funktionierte das offenbar recht gut.
    »Das Büfett ist lang und windet sich durch die Menge«, bemerkte er.
    Sie hakte sich bei ihm unter, und gemeinsam gingen sie auf die Getränke und Häppchen zu. Selbst diese sahen nicht allzu appetitlich aus. Es war eine sehr durchschnittliche Auswahl, und offenbar war nicht einmal der Versuch unternommen worden, die Speisen ansehnlich herzurichten. Hatte die Regierung hier alle Kreativität ausgelöscht? Oder hatten diese Leute einfach nur andere Werte?
    Das Paar, das in der Warteschlange zum Büfett vor ihnen stand, drehte sich um. Vivianne setzte ein Lächeln auf. »Guten Abend.«
    Die Frau betrachtete Viviannes Kleid, ihre Haare und ihr Make-up mit einem verächtlichen Naserümpfen. Dann nickte die Frau, deren Haar pfirsischfarben getönt war, herablassend und tat so, als hätte sie Viviannes Gruß gar nicht gehört. »Anscheinend haben sie den Pöbel heute auch hereingelassen.«
    Ihr Mann warf ihnen einen um Entschuldigung bittenden Blick zu.
    Vivianne stupste Jordan mit dem Ellbogen an. »Ich habe dir doch gesagt, dass es nicht die richtigen Schuhe sind. Jede Frau bemerkt das. Aber du hast nicht auf mich gehört.«
    »Ich habe mich eben geirrt. Tut mir leid«, murmelte Jordan zwar noch, doch sie bemerkte, dass er abgelenkt war.
    Wenigstens taten ihr die Füße nicht weh. Vivianne hatte schon an Hunderten von gesellschaftlichen Ereignissen teilgenommen, doch so angespannt wie jetzt war sie noch nie zuvor gewesen. Die gehässige Bemerkung der Frau hatte sie zwar nicht aus der Fassung gebracht, aber sie empfand es doch als einschüchternd, sich mitten in der Elite des Feindes zu befinden. Überall waren Wachleute zu sehen.
    Jordan hatte die Wahrnehmung des Türstehers verändert und ihn davon überzeugt, dass sie eine Einladung hatten. Aber es gab Dutzende von Kameras in der Decke, und vielleicht verfügte man hier über eine Gesichtserkennungssoftware. Oder ein Gerät hatte ihre fremde DNS erkannt. Oder …
    Reiß dich zusammen. Tu so, als wäre dies hier eine Party deiner Firma oder eine politische Veranstaltung auf der Erde.  
    Die meisten Paare unterhielten sich miteinander. Dadurch, dass Vivianne und Jordan schwiegen, fielen sie also auf. Nun kam es auf sie an. Schließlich war sie die Expertin für Plaudereien. Dazu war es gleichgültig, auf welchem Planeten sie sich gerade befand.
    Vivianne wandte sich an das Paar hinter ihnen. »Eine wunderbare Nacht für eine Party.«
    Die ältliche Frau spähte durch ihre Brille und runzelte die Stirn. »Was ist daran so wunderbar?«
    Hier unten gab es ja kein Wetter! Aber Vivianne zwang sich trotz allem, fröhlich zu klingen, während sie sich von ihrem kleinen Irrtum erholte. »Finden Sie es nicht aufregend, hier zu sein?«
    »Vermutlich schon.« Aber die Frau klang gelangweilt und drehte sich zu dem Paar auf der anderen Seite um. Dort flüsterte man erst miteinander, und dann warfen sie Vivianne seltsame Blicke zu.
    Nicht aufzufallen war schwerer, als sie erwartet hatte. Unverdrossen reckte Vivianne das Kinn.
    Sie bemerkte, dass sie ein Mann quer durch den Raum anstarrte. An seinem einen Auge war etwas

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