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Der Kuss Im Kristall

Der Kuss Im Kristall

Titel: Der Kuss Im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Ranstrom
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schweigen, stopfte Strümpfe und Strumpfbänder in die Innentasche ihres Umhangs und eilte zur Tür. „Bemitleide mich nicht, McHugh. Ich bereue nichts. Wie könnte ich dich lieben, ohne mich dir hinzugeben?“
    Lieben? Alethea liebte ihn? Bittersüße Freude erfüllte ihn. Er wünschte, er hätte nicht so viel Zeit damit vergeudet, seine Gefühle für sie zu bekämpfen. Er hielt die Decke fester, in die er sich eingewickelt hatte, und stolperte hinter Alethea her. „Alethea, hör mir zu. Du hattest recht. Ich war der Schlimmste aller Feiglinge. Ich hatte Angst, dich zu lieben, und auch, dich zu verlieren. Maeve habe ich nie geliebt.“
    Doch ehe er ausgesprochen hatte, war sie schon längst fort. Fluchend kleidete er sich in aller Eile an und trat ans Fenster, um auf die Straße hinunter zu sehen. Keine Spur von Alethea. Er würde ihr folgen müssen, damit sie sicher im Hause von Mrs. Forbush eintraf. Aber zuerst musste er dafür sorgen, dass sie ihn finden konnte, während er sich verstecken musste.
    Er öffnete die kleine Kiste mit Briefpapier auf dem schäbigen Schreibtisch und nahm ein Blatt heraus, eine Feder und das kleine Tintenfass. „Meine liebste Alethea“, schrieb er. „Bitte komm zu mir in den Weißen Löwen in Holburn. Wir müssen reden. R. M.“
    Er lehnte die Notiz gegen die Kristallkugel in der Mitte des Tisches. Wenn er sie heute nicht mehr einholte, würde sie die Nachricht morgen entdecken.
    Alethea schlief nicht gut und ging am Vormittag zum Frühstück mit Kopfschmerzen nach unten. Ihre Erinnerungen waren angefüllt von McHugh – seine Berührungen, seine Seufzer, wie er sie verwöhnt hatte. Seine entschiedene Antwort auf ihre Frage.
    Wie kann ich dich finden?
    Gar nicht.
    Ihr sehnsüchtiger Seufzer entlockte ihrer Tante Grace einen neugierigen Blick, und sie bedeutete Alethea, dass sie sich später darüber unterhalten würden.
    Als Dianthe sich entschuldigte, um an ihre Freunde in Wiltshire einen Brief zu schreiben, schob Alethea ihre Teetasse beiseite und trat ans Fenster, wo sie dem sanft fallenden Schnee zusah. Ach, wie sehr sie Tante Henrietta und ihr Haus in Wiltshire vermisste. Wie sehr sie sich wünschte, das Leben wäre wieder so einfach wie damals, als sie ein Kind war.
    Wie sehr sie sich wünschte, McHugh hätte Maeve nie geheiratet und niemals einen Fuß nach Algier gesetzt.
    Sie spürte einen schlanken Arm um ihre Schulter, als Grace sie liebevoll an sich drückte. „Alethea, stimmt etwas nicht?“
    „Henrietta …“
    Grace nickte, und ihre grauen Augen schimmerten feucht. „Ich vermisse sie auch. Und heute ist der letzte Tag. Der 31. Dezember. Morgen müssen wir den Behörden von Henrietta erzählen. Aber Alethea, sie wird trotzdem in Frieden ruhen. Sie würde nicht wollen, dass du dich in Gefahr begibst. Und morgen wirst du zu den Behörden gehen müssen. Wenn es dir lieber ist, kann ich es arrangieren, dass du mit Lord Barrington sprichst.“
    Mit dem Handrücken wischte sich Alethea die Tränen ab. „Ich stecke jetzt so tief darin, dass ich fürchte, ich werde nicht einfach aufhören können.“
    „Was meinst du damit, Alethea? Wie tief steckst du darin?“
    „Bis über beide Ohren. Ich habe Dinge erfahren, die ich nicht wissen wollte, und ich habe Angst vor dem, was sie vielleicht mit sich bringen. Und ich habe Dinge getan …“ Sie seufzte wieder und wandte sich vom Fenster ab. „Aber wie auch immer. Ich werde es schaffen, da herauszukommen.“
    „Alethea? Wo warst du gestern Abend noch so spät?“
    „In Tante Henriettas Salon. Mit …“ Sie unterbrach sich und schüttelte dann den Kopf. Tante Grace würde es erfahren müssen. „Mit Rob McHugh.“
    Nachdenklich legte Grace eine Hand an ihre Stirn. „Ich verstehe“, sagte sie. „Liebst du ihn?“
    Alethea nickte, und Tränen traten ihr in die Augen. „Aber letzte Nacht sagte er, dass nichts daraus werden könnte.“
    Grace runzelte die Stirn. „Das klingt nicht nach McHugh. Es fällt mir schwer zu glauben, er könnte – und dir dann den Rücken zukehren. Ist er noch immer böse wegen Zoes Hellseherei?“
    „Das hatte damit nichts zu tun, Tante Grace. Er hat jetzt seit Tagen Kenntnis davon, wer ich bin. Zuerst war er wütend, und ich sorgte mich, er würde mich bloßstellen, aber dann vereinbarten wir, einander zu helfen. Wir – ich hoffte, ich könnte mich mit dem begnügen, was er zu geben bereit war, aber ich stellte fest, dass ich es nicht ertrage, nach Maeve nur zweite Wahl zu sein.“
    Grace

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