Der Kuss Im Kristall
Lippen, noch leicht geschwollen von seinen Küssen, waren ein wenig geöffnet, als wartete sie auf ihn, und ihre schimmernden kupferroten Locken, die noch feucht waren von der Anstrengung ihrer Liebe, umrahmten ihr Gesicht.
Alethea war nicht Maeve, nicht so zerbrechlich, dass ihr das kleinste Verlangen ihres Mannes schon zu viel war. Alethea lud ihn ein. Forderte ihn heraus. Sie war ebenso leidenschaftlich wie er. Er fragte sich, ob ihr wohl bewusst war, dass sie geweint hatte, als er in sie eindrang. Sie hatte die Beine um ihn geschlungen und das Süßeste gesagt, was er je gehört hatte. „Ja, Rob, ja …“
So wollte er sie in Erinnerung behalten. Dieses Bild wollte er sich einprägen, um es sich vorzustellen in jenen Nächten im Hochland, wenn er die Einsamkeit vertreiben musste. Dann würde dieser eine vollkommene Augenblick alles sein, was er von ihr hatte. Das und das lebenslange Bedauern darüber, dass er Alethea Lovejoy nicht bieten konnte, was sie verdiente.
Sie bewegte sich und murmelte etwas, das wie sein Name klang. Dann flackerten ihre Lider, sie öffnete die Augen, und noch immer las er den Ausdruck träger Sinnlichkeit darin. Sie wirkte so rührend verletzlich.
„Ah, da bist du ja.“ Er lächelte.
Sie erwiderte das Lächeln und hob die Hand, um ihm über die Wange zu streichen. „Hier bin ich. Wie lange habe ich geschlafen?“
„Ein oder zwei Stunden.“ Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und küsste ihre Stirn.
Sie reckte sich und zog die Decke ein wenig höher. „Warum hast du mich nicht geweckt?“
„Ich habe dir zugesehen. Weißt du, dass du leise seufzt, wenn du dich umdrehst? Oder dass du im Schlaf sprichst? Keine Sätze, nur einzelne Worte. Wie Rob und bitte und ja …“
Sie errötete. „Ich glaube kaum …“ Die Uhr auf dem Kaminsims schlug zweimal und verstummte dann. „Zwei Uhr?“ Alethea richtete sich ruckartig auf. „Ich bin schon zu lange fort. Ich muss zurück, ehe Tante Grace mich vermisst.“ Sie schlug die Decken zurück und fing an, ihre Kleidung zu suchen. „Ich lasse dich nicht gern so zurück, McHugh. Aber du hast Essen und Holz, um den Tag zu überstehen. Heute Abend komme ich wieder.“
„Ich kann hier nicht bleiben, Alethea. Ich bringe dich nach Hause und suche dann nach Douglas. Er sollte in einem Gasthaus unten am Fluss ein Zimmer für mich mieten.“
„Aber der Salon wäre wesentlich sicherer“, widersprach sie. „Wer würde hier nach dir suchen?“
Er schüttelte den Kopf. „Wenn man mich hier entdeckt, Alethea, dann wäre das nicht gut für dich oder deine Familie. Dann könntest du dein Geheimnis nicht mehr für dich behalten.“ Er setzte sich auf und angelte ihr Chemisier aus dem Kleiderhaufen auf dem nackten Holzfußboden.
Sie nahm es, streifte es sich über den Kopf und begann dann, ihr Kleid auszuschütteln. „Wie kann ich dich finden?“, fragte sie über die Schulter hinweg.
„Gar nicht.“ Er zog seine Hose an und wappnete sich. „Du weißt, dass dies …“, er deutete auf das Bett, „… das letzte Mal war, oder?“
Sie drehte sich zu ihm um. Der Schmerz stand ihr unverhüllt ins Gesicht geschrieben. „Ja.“
Er hoffte sehr, sie bedauerte nicht, dass er das Bett mit ihr geteilt hatte. „Was heute Nacht angeht …“
Sie wandte sich ab und beschäftigte sich mit ihren Knöpfen.
„Alethea, das war das schönste Geschenk, das ich je bekommen habe“, erklärte er. „Aber das macht das unvermeidliche Ende nur noch schwerer.“
Sie nickte und griff nach ihren Strümpfen und Strumpfbändern.
„Ich würde dich nur unglücklich machen. Es würde nicht lange dauern, und du würdest mich verabscheuen.“
„Das ist mir klar“, sagte sie. Dann blickte sie ihn an. Ihr Gesicht wirkte jetzt gefasst, und ihre Augen waren zwar gerötet, aber frei von Tränen. „Ich habe immer gewusst, dass ich niemals an Maeve herankommen würde. Und ich würde es nicht ertragen, in ihrem Schatten zu leben. Es würde mir das Herz brechen, jeden Tag in der Gewissheit zu erwachen, dass du immer eine andere lieben wirst.“
„Was?“ Er begriff die Worte nicht. Sagte sie gerade, sie könnte wegen seiner Liebe zu Maeve nicht mit ihm zusammen sein?
Mit bloßen Füßen stieg sie in ihre Schuhe und warf den Umhang über. „Deine unsterbliche Liebe zu deiner Frau ist legendär.“
„Maeve? Nein, Alethea. Du verstehst nicht. Das ist meine Schuld. Ich dachte …“
„Nein“, unterbrach sie ihn. Mit einer Handbewegung bedeutete sie ihm zu
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