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Der Kuss Im Kristall

Der Kuss Im Kristall

Titel: Der Kuss Im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Ranstrom
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Beobachtungen zufolge wollte Lady Enright oft einfach nur über Probleme sprechen und eine zweite Meinung einholen. Alethea vermutete, sie konnte auf diese Weise ihre Gedanken besser ordnen. „Das freut mich, chérie “, sagte sie mit ihrem französischen Akzent. „Sollen wir die Tarotkarten …“
    „Ah ja, das ganze Drumherum.“ Lady Enright wedelte ungeduldig mit der Hand. „Die Kristallkugel, Madame . Ich habe heute nicht die Geduld zum Mischen und Geben.“
    Alethea nahm die kleine Kristallkugel aus dem Regal, zog den schwarzen Samt herunter und stellte sie in die Halterung in der Mitte des Tisches. „Möchten Sie Tee, Mylady?“, fragte sie.
    „Heute nicht, Madame .Wenn Sie ein Glas Sherry haben, wäre ich Ihnen sehr dankbar.“
    „Aber natürlich“, murmelte Alethea. Was immer Lady Enright beschäftigte, es musste etwas Ungewöhnliches sein. Sie ging zum Schrank, schenkte ein Glas Sherry ein und reichte ihrer Klientin das Getränk. Als sie ihr gegenüber Platz genommen hatte, begann sie: „Sagen Sie, was Sie sich wünschen, chérie .“
    „Wünschen? Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, was ich mir wünschen soll. Sagen Sie mir, was Sie sehen, falls Sie etwas sehen.“
    Alethea tat so, als würde sie etwas in der Kugel erkennen können. Wenn sie eine Weile ohne Blinzeln hineinstarrte, vermochte sie oftmals, Schleier auszumachen oder unscharfe Formen und Bewegungen. Wenn das geschah, gestattete sie sich, die Eindrücke in Worte zu fassen. „Ich sehe einen Mann …“ Sie wartete auf die unvermeidliche Antwort.
    „Natürlich sehen Sie einen Mann.“ Lady Enright seufzte. „Gibt es nicht immer einen Mann, oder auch zwei?“
    Diese Entgegnung war äußerst ungewöhnlich für Aletheas Klientin. Was immer die Dame beschäftigte, es war offensichtlich so wichtig, dass es ihr nicht leichtfiel, die Worte auszusprechen. Ohne den Blick von der Kugel zu wenden, stimmte Alethea zu. „Immer. Schönheit kann ein Fluch sein, nicht wahr?“
    „ Oui “, erwiderte Lady Enright mit einem Seufzer.
    Das war nicht hilfreich. Alethea runzelte die Stirn, als etwas Dunkles in der Kugel umherwirbelte. „Irgendetwas bereitet Ihnen Schwierigkeiten.“
    Auf diese Erklärung folgte ein freudloses Lachen, das so wenig zu Lady Enright passte, dass Alethea blinzelte und die Hellsichtigkeit verlor. „Sie sind jetzt besorgt, chérie ?“
    „Besorgt …“ Lady Enright zögerte. „Ja. Besorgt trifft es wohl.“
    „Und es geht um einen Mann“, meinte Alethea. Die Schleier in der Kugel kehrten zurück, und Alethea bildete sich ein, eine dunkle Gestalt zu erkennen, die sich dann verdoppelte. „Zwei Männer“, verbesserte sie sich. Dann teilte sich die Gestalt noch einmal. „Da! Drei Männer!“
    „Drei? Mir fallen nur zwei ein. Großartig! Genau das brauche ich jetzt. Noch einen Mann, um alles noch schwieriger zu machen.“
    Aletheas Kopf begann zu schmerzen, und ihr wurde kalt. „Mylady, in Ihrem Leben sind viele Kräfte am Werk. Einige sind Ihnen bekannt, andere nicht. Es gibt eine Bedrohung, und es besteht möglicherweise Gefahr. Sie müssen Ihre Entscheidungen mit sehr viel Bedacht fällen. Und auf das achten, was Sie tun.“
    „Gefahr, ja. Und Verrat.“ Lady Enright presste die Fingerspitzen an die Schläfen und verzog das Gesicht. „Das ist das Problem, liebe Zoe. So viele Entscheidungen, und keine Möglichkeit festzustellen, welche die richtige ist.“
    Sie seufzte und nippte an ihrem Sherry, ehe sie fortfuhr. „Um ehrlich zu sein, heute bin ich Ihretwegen gekommen – wegen der Freundschaft, die wir während der letzten Jahre aufgebaut haben. Ich will nicht so tun, als hätte ich den Klatsch nicht gehört. Sie haben die Gunst des ton verloren. Wie dumm die Leute sind. Sie lassen sich vom Wind hierhin und dorthin treiben.“
    Alethea lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Sie hatte nicht erwartet, dass Lady Enright das Thema anrühren würde. Aber jetzt beschäftigte sie gerade noch etwas anderes. „Was ich in der Kugel sah, hat nichts mit mir zu tun, Lady Enright“, erklärte sie in der Überzeugung, dass ihrer Wohltäterin eine Gefahr drohte.
    „Zoe, die Fassade interessiert mich nicht. Mir ist es gleichgültig, ob Sie eine Schwindlerin sind oder nicht. Ihr gesunder Menschenverstand und ihre Diskretion waren alles, was ich je von Ihnen erwartet habe. Sie haben mir die Möglichkeit gegeben, über die meisten meiner Probleme zu sprechen, und stets einen ausgezeichneten Rat für mich gehabt. Aber andere

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