Der Kuss Im Kristall
interessiert es. Vor allem …“
„Miss Barlows Vater und ihren Verlobten“, beendete Alethea den Satz für sie. Dann nickte sie. „Würde ich eine Möglichkeit finden, die Dinge zu ändern, meine Worte zurückzunehmen – ich würde es sofort tun. Ich habe niemandem schaden wollen. Während ich Miss Barlow versichern wollte, dass mit ihrer bevorstehenden Heirat alles gut wird, hat sie meine Worte anders interpretiert. Ich ahnte nicht, dass sie durchbrennen wollte.“
„Oh, das.“ Lady Enright winkte ab. „Bebe habe ich nie sehr gemocht. Sie ist ein albernes kleines Mädchen, das nichts als ein hübsches Gesicht hat. Sie passt nicht zu Douglas McHugh. Nein, ich meinte nicht die gelöste Verlobung, sondern die Art, wie eine andere Frau Ihre Worte deutete, und die Gefahr, die sich daraus für Sie ergeben hat.“
Alethea hüstelte, denn plötzlich fühlte sich ihre Kehle ganz trocken an. „Gefahr?“
„Ja, und meine reine Anwesenheit hier bringt mich schon in Schwierigkeiten, liebe Zoe. Robert McHugh will Sie öffentlich an den Pranger stellen. Er mobilisiert alle Kräfte dafür. Seinetwegen befinden Sie sich in großer Gefahr. Sie drohen Ihren Ruf zu verlieren. Schlimmer noch, Sie werden Ihre Einnahmequelle verlieren.“
„Welche andere Frau, Lady Enright? Und wie konnte mein Fehler Ihnen Schwierigkeiten bereiten?“
„McHugh versagt niemals, wissen Sie. Wenn er ein Ziel verfolgt, ist er ebenso entschlossen wie gewissenlos. Maeve nannte ihn immer: McHugh der Zerstörer. Ihre einzige Hoffnung besteht darin, aus der Stadt zu verschwinden und für viele Jahre nicht zurückzukehren.“
Jahre? Das konnte Alethea nicht einmal in Erwägung ziehen. Dann würde Dianthe die beste Zeit hinter sich haben, eine gute Partie zu machen. Dann würde Bennett Eton wegen des fehlenden Schulgelds verlassen müssen, und für seine Zukunft sähe es schlecht aus. Und was noch wichtiger war: Dann würde Tante Henriettas Mörder nicht mehr zu fassen sein. Nein. Alethea konnte es sich nicht leisten, Lady Enrights Rat zu befolgen.
„Ich würde Ihnen nicht empfehlen zu gehen, wenn es eine andere Lösung für diese Misere gäbe“, fuhr die Frau fort, als Alethea schwieg. „Sie sind mir eine gute Freundin gewesen, und ich werde Sie schrecklich vermissen. Aber Sie müssen es tun.“
Alethea seufzte. „Inwiefern hat Sie die Angelegenheit in einen Konflikt gebracht, Lady Enright?“
„Sie können mich ruhig Eloise nennen, meine Liebe. Wir können mit dem Getue ruhig aufhören. Ich weiß, dass Sie keine Französin sind. Ich vermute, Sie haben eine gute Erziehung genossen und sind in der Gesellschaft bekannt. Nein!“, rief sie aus, als Alethea widersprechen wollte. „Ich will nicht wissen, wer Sie sind. Denn hier kommt der Konflikt ins Spiel. Wenn ich es weiß, wird McHugh es aus mir herauspressen. Ich habe ihm noch nie widerstehen können, wenn er sich auf einem seiner Kreuzzüge befindet. Und er hat mich und einige andere Damen der Gesellschaft auserkoren, Sie zu enttarnen.“
Sie kennen ihn gut?“, fragte Alethea ohne Akzent.
„So gut, wie man ihn kennen kann, und besser als die meisten.“
Aletheas Herz schien langsamer zu schlagen. War McHugh einer von Lady Enrights heimlichen Liebhabern? Und warum beunruhigte dieser Gedanke sie mehr als der, dass er dabei war, sie zu zerstören?
„Ich bin eine enge Freundin der Familie“, erklärte Lady Enright in einer Mischung aus Stolz und Bedauern. „Seine Mutter war meine beste Freundin, bis sie bei Douglas’ Geburt starb. Und ich förderte seine Frau Maeve, als sie nach London kam.“
Alethea schüttelte den Kopf, erstaunt über die seltsamen Wege des Schicksals. Wieso war ihr die Verbindung zwischen den Enrights und den McHughs entgangen? Hätte sie sich doch nur die Zeit genommen, die älteren Aufzeichnungen ihrer Tante durchzusehen! Vielleicht hätte sie sich mehr in der Gesellschaft bewegen sollen. Aber dafür war es jetzt zu spät. Sie zog die dunklen Handschuhe aus und rieb sich durch den Schleier die Schläfen. „Ich verstehe. Dann ist die andere Frau, von der Sie sprachen, Lady Maeve McHugh?“
„Ja, meine Liebe. Robert ist wütend auf mich, weil ich Sie Maeve empfohlen habe. Er macht zum Teil mich für das verantwortlich, was Maeve und Hamish zugestoßen ist. Er meint, sie wären wegen meiner Einmischung gestorben. Und wegen Ihrer Voraussagen, Madame .“
Alethea nickte. So viel hatte auch McHugh bei seinem letzten Besuch in ihrem Salon gesagt. Tränen
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