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Der Kuss Im Kristall

Der Kuss Im Kristall

Titel: Der Kuss Im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Ranstrom
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Zeit für einen Spaziergang nach Seven Dials und zurück hatten, und so lenkte er sie gemächlichen Schrittes in Richtung dieses Platzes.
    Eine kleine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her. Dann sagte sie: „Sie geben sich große Mühe, mich auf Distanz zu halten, McHugh. Sie versäumen keine Gelegenheit, mich vor sich selbst zu warnen oder mich mit irgendeiner Anspielung auf Ihre Vergangenheit hinzuweisen.“
    „Tue ich das?“, fragte er, wohl wissend, dass es stimmte.
    „Warum?“ Sie blickte ihn aus ihren blauen Augen an und senkte dann die Lider mit den so unglaublich langen Wimpern darüber.
    „Warum?“, wiederholte er ein wenig verwirrt. Er konnte Maeves Stimme wieder hören. Sag es ihr, McHugh der Zerstörer. Warne sie, ehe … „Ich vermute, es liegt daran, dass ich mir Dinge mit Ihnen zu tun vorstellen könnte, die nicht wirklich schicklich sind. Und anständigerweise warne ich Sie vorher, dass ich mich aus verschiedenen Motiven heraus mit Ihnen beschäftige.“
    „Nicht schicklich, McHugh? Wollen Sie mir etwas Böses?“
    Ihre Stimme klang etwas unsicher, als wollte sie ihn anklagen, und er musste schmunzeln. „Gütiger Himmel, Miss Lovejoy, so unbedarft können Sie doch gar nicht sein.“
    „Gefahr kann überall lauern. In welcher Hinsicht, McHugh, bedeuten Sie eine Gefahr für mich?“
    „Ich versuche, mich wie ein Gentleman zu benehmen, was keine leichte Aufgabe für mich ist.“
    „Da! Sie haben es schon wieder getan! Soll ich jetzt weglaufen und mich in Sicherheit bringen?“
    Er lachte. „Wäre es Ihnen lieber, ich würde Sie nicht warnen?“
    „Ich bin genug gewarnt worden, McHugh. Von Ihnen, von meiner Tante und der halben Gesellschaft. Trotzdem würde ich mir lieber selbst ein Urteil bilden. Verraten Sie mir, was Ihre anderen Motive sind.“
    „Noch einen dieser Küsse von Ihnen zu bekommen wie im Ballsaal der Woodlakes. Sehr außergewöhnlich.“ Und mehr als das, dachte er. Beim nächsten Mal würde er es nicht bei einem Kuss belassen.
    Sie errötete, und ihre Hand auf seinem Arm zitterte, aber sie antwortete nicht. Er sprach erst wieder, als sie in die Mercer Street einbogen und die Lichter von Seven Dials vor sich sahen. „Vermissen Sie noch immer Ihr Zuhause, Miss Lovejoy?“
    Sie seufzte. „Ich vermisse das einfache Leben, aber ich glaube, diese Zeit ist für immer vorüber.“
    „Wartet in Wiltshire nichts auf Sie?“
    „Nichts als Erinnerungen, fürchte ich“, meinte sie. „Dianthe wird heiraten und auf den Ländereien ihres Gemahls leben. Mein Bruder Bennett wird Eton abschließen und nach Hause zurückkehren, um das Anwesen zu leiten oder, wenn wir das Geld dafür aufbringen, nach Oxford oder Cambridge gehen. Und ich – nun, sobald ich das Versprechen erfüllt habe, das ich meinem Vater gab, werde ich bei Tante Grace bleiben, solange sie mich um sich haben will.“
    „Haben Sie keine Hoffnungen für Ihre eigene Zukunft? Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, Miss Lovejoy, aber sind Sie so ehrgeizig, was ihre Geschwister betrifft, dass Sie darüber hinaus sich selbst vergessen?“, fragte er. Der Gedanke, dass Miss Lovejoy vielleicht nicht das wünschen könnte, von dem er glaubte, dass es jede Frau haben wollte – einen Ehemann, Kinder, ein eigenes Haus – erschien ihm vollkommen abwegig.
    Wieder senkte sie die Lider, und ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie errötete. „Nein, so ist es keinesfalls, McHugh. Es bleibt abzuwarten, ob ich die mir gebotenen Gelegenheiten ergreifen werde.“
    Martin Seymour, dachte er. Miss Lovejoy und Seymour? Die Redewendung „Perlen vor die Säue werfen“ kam ihm in den Sinn. Dagegen musste etwas unternommen werden. Er war noch immer in Gedanken bei diesem Thema, als Miss Lovejoy die Hände aneinanderrieb und hineinblies. „Brr“, sagte sie und erschauerte leicht. „Ich habe meinen Muff im Theater gelassen.“
    Ein Händler zog seinen Karren mit glühenden Kohlen auf dem Weg zum Platz an ihr vorbei. „Maroni! Heiße geröstete Maroni!“
    Rob umfasste Aletheas zarte Finger und hob sie an seine Lippen. Als er in ihre Hände blies, stieg sein Atem in Wölkchen auf. Sie blickte ihn an, und er erkannte in ihren Augen seine eigene Unsicherheit. Eines aber war absolut sicher: Er war gefährlich nahe daran, sie wieder zu küssen.
    Wohl wissend, dass er ihr keine Sekunde länger widerstehen könnte, wandte er sich dem Maronihändler zu und rief ihn zurück. Für eine Münze erhielt er eine Papiertüte voll mit den

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