Der Kuss Im Kristall
Herausforderung angenommen“, raunte Rob. Er beugte sich zu ihr vor, und sie spürte wieder seinen warmen Atem an ihrer Wange.
Schicksal? In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie wusste, was nun geschehen würde, und ihr war klar, dass sie das um jeden Preis vermeiden musste. Stattdessen aber rührte sie sich nicht vom Fleck. „Wer bin ich, dass ich mich gegen das Schicksal stelle?“
„Ja, eine berechtigte Frage!“
Verborgen in der Dunkelheit küsste er sie, zuerst ganz sanft, dann fester, fordernder. Er legte den Arm um sie und zog sie an seine muskulöse Brust, und sie erschrak über sich selbst, weil sie ihn gewähren ließ. Eine nie gekannte Sehnsucht nahm von ihr Besitz, und sie meinte, in seinen Armen dahinzuschmelzen.
Als sie seine Zunge spürte, fuhr sie zusammen, gab dann aber seinem Drängen nach und konnte gar nicht anders, als seine Küsse zu genießen.
Warm und schwer spürte sie seine eine Hand an ihrem Rücken, während er mit der anderen plötzlich über ihre Schulter zu ihrem Mieder glitt. Sie fühlte einen Anflug von Angst. Zwar konnte niemand sie sehen, aber immerhin befanden sie sich in der Öffentlichkeit. Er wollte – wollte …
Dann stöhnte er plötzlich. „Die Kerzen! Wo sind diese verdammten Kerzen?“, keuchte er. „Wenn nicht bald jemand sie anzündet, dann lege ich Sie hier auf den Boden, und niemand wird mich aufhalten können.“
Gütiger Himmel! Wenn er das tat, würde sie ihn daran hindern können? Würde sie das überhaupt wollen? Mit den Fingern berührte er ihre Brust, und ihr wurden die Knie weich, vor Schreck und vor dem Gefühl, das sie zu überwältigen drohte. Sie ließ sich gegen ihn sinken und hörte ihn leise fluchen.
Irgendwo im Saal wurde wieder eine Kerze angezündet, und auf einmal war es wieder so hell wie zuvor. Glenross trat zurück, während er Alethea weiterhin mit einem Arm stützte, bis sie ihre Fassung zurückgewonnen hatte. Um sie herum wurde laut geplaudert und gescherzt, aber für Alethea ergab nichts davon einen Sinn. Die Musiker versuchten, ihr Stück da weiterzuspielen, wo sie es unterbrochen hatten, und Glenross blickte sie mit glänzenden Augen an.
„Hat man Sie vor mir gewarnt, Miss Lovejoy?“
Sie nickte, unfähig, nach diesem Kuss irgendwelche Ausflüchte zu erfinden.
„Ich bin alles, was man über mich erzählt, und noch mehr. Wenn Ihnen etwas an Ihrer Zukunft liegt, werden Sie sich von mir so weit fernhalten, wie es Ihnen nur möglich ist.“ Sein Flüstern wurde noch eindringlicher, als er hinzufügte: „Und rechnen Sie nicht damit – rechnen Sie niemals mit mir! – dass ich Sie beschützen würde. Ich würde Sie sofort verführen.“
Alethea durchzuckte ein Schmerz, als ihr bewusst wurde, dass er völlig recht hatte. Und in Anbetracht der Art und Weise, wie er Alethea Lovejoy behandelte, die ihm nie etwas getan hatte, wie würde er dann mit Madame Zoe umgehen?
8. KAPITEL
„Eine Liste?“, wiederholte Monsieur Le Blanc. „Sie wollen eine Liste mit den Frauen, die Vent de Lis kaufen?“
Rob ließ die Münzen in seiner Tasche klimpern, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Genau das will ich“, bestätigte er.
Der dürre Mann rang die Hände und runzelte die Stirn. „Aber ich führe keine Listen über solche Dinge, Monsieur . Vent de Lis gehört nicht zu den beliebtesten Parfüms. Die meisten meiner Kunden empfinden den Duft als zu zart und lieblich.“
Verdammt. Was nun? Er konnte Madame Zoe nicht einmal beschreiben, abgesehen davon, dass sie weder alt war noch Französin. „Wenn Sie mir schon keine Namen nennen können, wäre es möglich, mir zu sagen, wie viele ungefähr dieses Parfum kauften?“
Der Mann zuckte die Achseln. „Sieben vielleicht, vielleicht auch zehn? Aber keine meiner Stammkundinnen.“
Rob versuchte es anders. „Welche Art von Frau bevorzugt diesen Duft?“
„Hmm.“ Monsieur Le Blanc runzelte wieder die Stirn und blickte zur Decke, als wollte er die Sterne um Rat fragen. „Anspruchsvolle Frauen? Raffinierte? Es ist nicht der teuerste Duft, aber auch nicht der günstigste. Vornehme Frauen? Adlige sogar?“
Rob nickte und dachte an Miss Lovejoy. Diese Beschreibung würde zu ihr passen. Aber nicht zu Madame Zoe. Sie entsprach dem genauen Gegenteil von Le Blancs Beschreibung, war betrügerisch, durchtrieben und schwer fassbar – und doch trug sie denselben Duft.
„Haben Sie Unterlagen über Lieferungen?“, begehrte er nun zu erfahren.
„ Mais non .“
„Bestimmt erinnern Sie sich
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