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Der Kuss Im Kristall

Der Kuss Im Kristall

Titel: Der Kuss Im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Ranstrom
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brannten ihr in den Augen. Wie sollte sie je eine solche Tragödie wiedergutmachen? McHugh preiszugeben, dass es ihre Tante gewesen war, die Maeve getroffen hatte, würde ihn nicht nachgiebiger stimmen. Schließlich war es Alethea gewesen, die für Bebes Schicksal verantwortlich war.
    „Wenn ich mich je in seinen Augen reinwaschen will“, fuhr Lady Enright fort, während sie aufstand und nach Hut und Handschuhen griff, „dann muss ich mich von Ihnen fernhalten. Ich kann nicht mehr herkommen, aber ich werde ihm auch nicht helfen, Sie zu ruinieren.“
    „Sie sind sehr freundlich“, erwiderte Alethea mechanisch, während sie sich ausrechnete, wie groß ihre Chancen waren, ihm das zu verheimlichen, was herauszufinden er so fest entschlossen war.
    Von seinem Platz in der gegenüberliegenden Loge aus sah Rob zu, wie der rundliche Sopran das hohe C erreichte und Miss Lovejoy die Fingerspitzen an ihre Schläfen presste. Die Oper hatte soeben begonnen, und wenn sie jetzt schon litt, dann würde sie das ganze Stück niemals überstehen. Genau genommen würde sie, wenn er sich nicht verschätzte, es nicht einmal bis zur Pause schaffen.
    Sie beugte sich zur Seite und flüsterte hinter vorgehaltenem Fächer ihrer Tante etwas zu. Mrs. Forbush runzelte besorgt die Stirn und machte dann Anstalten, sich zu erheben. Miss Lovejoy schüttelte den Kopf und drückte sie mit der Hand an der Schulter auf den Stuhl zurück. Sie gerieten offenbar in einen kurzen Streit, der damit endete, dass sich Miss Lovejoy ihren grünen Samtumhang von der Lehne ihres Stuhls schnappte und die Loge verließ. Die anderen Gäste in der Loge – Martin Seymour, Dianthe Lovejoy, Lord Ronald Barrington und zwei oder drei andere namenlose Herren, die Dianthe bewunderten – hielten den Blick unverwandt auf die Bühne gerichtet.
    Wenn Rob sich beeilte, würde er sie am Eingang des Theaters abfangen können. Ohne sich bei seinen eigenen Begleitern zu entschuldigen, schlüpfte er durch die Vorhänge zum ersten Rang.
    Er sah sie an der vorderen Treppe stehen, die Arme zum Schutz vor der Kälte um den Körper geschlungen. Als er ihre Schulter berührte, fuhr sie herum. Ihre Augen wirkten groß und schimmerten von Tränen.
    „Miss Lovejoy“, sagte er und umfasste ihren Ellenbogen. „Sind Sie krank?“
    „Nein“, stieß sie hervor. „Sie – Sie haben mich nur erschreckt.“
    Sie log. Diese Tränen rührten nicht von der Überraschung her. „Ich beobachtete Ihren Aufbruch und dachte, Sie bräuchten vielleicht jemand, der Sie nach Hause fährt“, lächelte er vorsichtig.
    „Ich gehe nicht nach Hause“, erklärte sie und wischte sich mit der behandschuhten Hand über die Augen. „Ich hoffte, ein kleiner Spaziergang in der kalten Luft würde mir helfen, meine Gedanken zu ordnen. Ich habe versprochen, bis zur Pause wieder da zu sein.“
    Er lächelte. Er sollte also ihre Tränen ignorieren? Das konnte er tun, aber er wollte wissen, was sie so aufgeregt hatte. „Die Gedanken ordnen, ja? Auf mich hat die Oper dieselbe Wirkung. Gestatten Sie mir, Sie zu begleiten, Miss Lovejoy. Es ist noch so früh, dass es keinen Skandal geben wird.“
    „Sagte der Jagdhund zum Fuchs.“ Sie erwiderte sein Lächeln. „Haben Sie mich nicht gestern Abend erst gewarnt, ich sollte Ihnen nicht trauen? Und dass Sie mich ohne Zögern ruinieren würden?“
    „Hmm. Sagte ich das? Wie ungewöhnlich fair von mir. Aber in Wirklichkeit, Miss Lovejoy, verführe ich nur selten junge Damen auf der Tanzfläche. In unseren Kreisen gilt das als schlechtes Benehmen. Also“, fragte er, „da die Jäger den Fuchs noch vor der Meute loslassen, soll ich Ihnen einen Vorsprung gewähren?“
    „Werde ich den benötigen, Mylord?“
    „Ich werde versuchen, meine Manieren nicht zu vergessen, aber die Wahl liegt bei Ihnen. Risiko, Madam, oder Sicherheit? Beides zugleich können Sie nicht haben.“ Mit einer kleinen Verbeugung bot er ihr seinen Arm und war nur ein wenig überrascht, als sie ihre Hand darauf legte. „Sie gehören also zu jener Sorte, die das Abenteuer lieben, ja, Miss Lovejoy? Keine Angst vor Risiken?“
    Sie lachte leise und erwiderte: „Mehr Liebe zum Abenteuer, als Sie vermutlich ahnen, Mylord.“
    „Ich dachte, diese Formalitäten hätten wir hinter uns. Mir wäre es lieber, Sie würden mich Rob nennen, aber mit McHugh wäre ich auch zufrieden.“
    „McHugh.“ Sie nickte, während sie sich an den Besuch in der Teestube erinnerte.
    Er schätzte, dass sie bis zur Pause genug

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