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Der Kuss Im Kristall

Der Kuss Im Kristall

Titel: Der Kuss Im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Ranstrom
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können Sie es beim Hinausgehen mitnehmen. Oh, und mein Mann möchte sich morgen mit Ihnen treffen, um über Ihre kleine Liste zu sprechen, ja? Hier um zwei Uhr?“
    Alethea nickte, erfreut bei der Vorstellung, dass Mr. Renquist Neuigkeiten über die Personen von der Liste hatte. Sie schob ein Paneel zurück, und die geheime Treppe wurde sichtbar. „Danke, Marie“, rief sie noch, ehe sie die Vertäfelung wieder zuschob.
    Als sie oben war, entzündete sie eine Kerze und das Feuer, das im Kamin vorbereitet war. Dann zog sie sich in den kleinen Raum zurück, um sich zu verkleiden. In Gedanken beschäftigte sie sich immer noch damit, worin der Zusammenhang zwischen ihrer Tante und James Livingston bestand. Der Rabe?
    Sie trat an den Spiegel über dem Kamin und überprüfte ihre Erscheinung, vergewisserte sich, dass nichts an ihr an Alethea Lovejoy hinwies. Nein, alles war so, wie es sein sollte.
    Sie schüttelte die Nachdenklichkeit ab und richtete alles für ihren Klienten her – die Tarotkarten, die Kristallkugel und die Teeblätter. Dann stellte sie einen Teekessel auf den Herd und ging zu dem Fenster, von dem aus man die Straße überblicken konnte, um die schweren Samtvorhänge zu schließen.
    Etwas veranlasste sie dazu, in der Bewegung innezuhalten. Dort unten auf der Straße stand Lord Glenross. Er verharrte vollkommen reglos, und von der Straße aus hätte sie ihn niemals gesehen. Er schien auf die Ankunft von jemandem zu warten.
    Madame Zoes Ankunft.
    Ganz langsam hob er die Hand an den Mund, und in der Dunkelheit glühte das Ende einer Zigarre auf. Er blickte zu ihr herauf, um sie zu grüßen. Er wusste, dass sie da war! Schnell überprüfte sie, ob der Schleier noch immer richtig saß und sie nicht als Alethea zu erkennen war. Ohne darüber nachzudenken, trat sie zurück und presste sich an die Wand, als würde sie das vor Schlimmerem bewahren.
    Er verfolgte sie! Er wollte sie wissen lassen, dass er da draußen war, ihr auflauerte, wenn sie fortging, sie nicht mehr in Ruhe lassen würde. Seine Haltung verriet, dass er gewillt war, so lange zu verweilen, wie es notwendig war. Zum Glück würde sie Madame Maries Laden nicht durch die Haupttür verlassen, sondern durch die enge Tür zur Straße. Trotzdem – würde es ihm nicht seltsam erscheinen, dass sie sich zur selben Zeit wie Madame Zoe in dem Gebäude aufgehalten hatte?
    Vorsichtig kehrte sie zurück zum Fenster und spähte hinunter. Glenross hatte ihre Klientin Mrs. Murray, die auf dem Weg zu Zoes Salon war, in ein Gespräch verwickelt. Die Dame hörte einen Moment lang zu, machte dann kehrt und ging denselben Weg zurück, den sie eben gekommen war.
    Verflixt! Die wenigen Klienten, die Alethea noch hatte, vergraulte er. Er warf einen Blick zum Fenster hinauf und tippte sich an den Hut. Der Kerl provozierte sie! Rechnete er damit, dass sie hinauslief und ihn für seine Einmischung beschimpfte? Diese Befriedigung würde sie ihm niemals gönnen. Genau genommen wagte sie es gar nicht.
    Glenross verbarg sich nun tiefer in den Schatten, offensichtlich immer noch darauf wartend, dass sie herauskam, was sie, wie er sich sicher sein konnte, früher oder später tun würde. Aber er irrte sich. Madame Zoe würde diese kleine Wohnung niemals verlassen. Alethea Lovejoy würde aus dem La Meilleure Robe heraustreten.
    Mit einem ärgerlichen Ruck schloss sie die schweren Vorhänge vor dem Fenster. Dann eilte sie in das Ankleidezimmer und zog sich erneut um. Fest entschlossen, keine Spuren zu hinterlassen, nahm sie sich die Zeit, ihre Verkleidung zusammenzufalten und in die kleine Kleiderpresse zu legen.
    Ehe sie aufbrach, blies sie die Kerzen aus, deckte das Feuer ab und überprüfte den Riegel an der Tür. Zufrieden, dass alles in Ordnung war, stieg sie rasch die Stufen zu Madame Maries hinterem Ankleidezimmer hinunter.
    Wie versprochen, hatte die Schneiderin eine mit einer Schleife zugebundene Schachtel auf einem der Stühle für sie hinterlegt. Alethea lächelte und war froh, dass sie etwas in den Händen halten würde, wenn sie aus der Schneiderei kam. Falls Glenross sie bemerkte, würde sie eine Erklärung für ihre Anwesenheit in dem Laden haben.
    Sie trat auf die Straße hinaus und stülpte sich die Kapuze über, um ihr Haar zu bedecken. Einen Moment noch, dann würde sie es geschafft haben, sich unbemerkt davonzustehlen, und Glenross hätte gar nichts erreicht. Sie klemmte sich die Kleiderschachtel unter den Arm, während sie sich die Handschuhe überstreifte.

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