Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss Im Kristall

Der Kuss Im Kristall

Titel: Der Kuss Im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Ranstrom
Vom Netzwerk:
Farbe aus dem Gesicht wich, und musste sich schütteln, als sie begriff, welche Grausamkeiten McHugh durchgestanden haben musste. Da war es kein Wunder, dass er so launisch war. In dem einen Moment küsste er sie, als hinge sein Leben davon ab, und im anderen forderte er sie auf, sich von ihm fernzuhalten, ihm nicht zu vertrauen oder sich auf ihn zu verlassen. Oh, das alles ergab jetzt einen Sinn. Tränen stiegen ihr in die Augen.
    „Da! Ich habe Sie aufgeregt“, murmelte Sir Martin. „Ich ahnte doch, dass Sie sich Hoffnungen machen …“
    „Ich bin nicht meinetwegen aufgeregt, Sir Martin, sondern wegen Lord Glenross. Wie schrecklich für ihn, ein solches Schicksal zu erleiden. Wie abscheulich. Hat er nicht schon genug Verluste in seiner Familie ertragen müssen? Ich fühle mich so schuldig, weil ich ein paar unfreundliche Gedanken ihm gegenüber gehegt habe. Ich sollte freundlicher und nachsichtiger sein, wenn er gelegentlich die guten Manieren vergisst.“
    Sir Martin sah sie konsterniert an. „Ich habe Ihnen das anvertraut, damit Sie ihm aus dem Weg gehen können, Miss Lovejoy. Seine – äh – Unfähigkeit versetzt ihn in eine – äh – große Anspannung, und er könnte jeden Moment überreagieren.“
    „Vielen Dank für Ihre Besorgnis, Sir Martin, aber was sollte er denn tun? Sie glauben doch nicht, dass er mich schlagen würde?“
    „Das kann man nie wissen. McHugh war schon immer gnadenlos, aber jetzt ist er auch noch zornig. Tagelang in einer kleinen Kiste eingesperrt gewesen zu sein, hat solche Auswirkungen auf einen Mann. Er könnte auch – den Verstand verlieren.“
    Den Verstand verlieren? Himmel! Vielleicht kannte sie McHugh überhaupt nicht. Alethea stellte ihre Punschtasse auf den Tisch und faltete die Hände, damit sie nicht zitterten. Am liebsten hätte sie geweint vor lauter Mitgefühl und Bedauern.
    Douglas McHugh stürmte in Robs Hotelzimmer, die Hände zu Fäusten geballt. „Sie ist einfach verschwunden! Das Mädchen und ihr italienischer Geliebter sind wie vom Erdboden verschwunden!“
    „Beruhige dich, Doogie“, sagte Rob beschwichtigend und blickte durch die geöffnete Tür den Korridor hinunter, um zu sehen, ob jemand sie gehört hatte. Das Letzte, was er sich für seinen Bruder wünschte, war, dass die Nachbarn Zeugen seiner Aufregung wurden.
    „Ich hoffte, ich würde bei meiner Rückkehr meine Verlobte in ihrem Zimmer vorfinden, wo sie mich um Verzeihung für ihr dummes Verhalten anfleht. Sag mir, dass sie zurückgekommen ist, Rob. Sag mir, dass das alles nur ein dummer Scherz war.“ Douglas strich sich mit den Fingern durch das dichte dunkle Haar und ließ sich in den Clubsessel am Kamin sinken.
    Rob warf noch einmal einen Blick in den Gang, um zu überprüfen, ob Mr. Barlow zusammen mit Doogie zurückgekehrt war. Als er nichts von dem Mann entdecken konnte, schloss er die Tür, ging zu einem kleinen Seitentisch, schenkte Douglas großzügig Brandy ein und reichte ihm das Glas. Er zog den Gürtel seines Hausmantels fester und sah auf die Uhr. Halb drei in der Früh. Offensichtlich war sein Bruder direkt zum Pultney gegangen, als er Bebe nicht zu Hause angetroffen hatte.
    Rob seufzte. „Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass das alles nur ein Scherz war, aber ich habe kein Wort von ihr gehört.“
    „Was hat sie sich nur gedacht!“ Douglas schüttelte den Kopf. „Diese ganze Angelegenheit ist für uns alle peinlich. Du bist ein Heiliger, Robbie! Ich habe gar nicht verdient, dass du so gut bist zu mir. Und dass du dann noch versuchst, ihren Ruf zu retten, das ist mehr, als sie verdient. Wie konnte sie uns das antun? Man sollte sie an den Pranger stellen!“
    Rob fand, dass das ein wenig zu weit führte, aber es machte deutlich, was Douglas nun für seine Geliebte empfand. Vielleicht war Liebe immer so – flüchtig und abhängig vom Verhalten des anderen. Da er noch nie geliebt hatte, würde er es wohl nie erfahren. „Beruhige dich, Doogie. Ich werde die Kränkung überleben, aber was ist mit dir? Diese Verbindung war offensichtlich nicht gerade leidenschaftlich, jedenfalls nicht von Bebes Seite aus. Und wo ist Mr. Barlow? Hast du ihn in Schottland zurückgelassen?“
    Douglas schnaubte. „Sobald wir festgestellt hatten, dass sie bereits in Gretna Green gewesen und dort getraut worden waren, bin ich zurückgeeilt. Barlow will versuchen, sie einzuholen, aber was das jetzt nützen soll, verstehe ich nicht. Er sagte, er wollte sie zurückbringen und dazu zwingen, der

Weitere Kostenlose Bücher