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Der Kuss Im Kristall

Der Kuss Im Kristall

Titel: Der Kuss Im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Ranstrom
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befürchtet, sie mit seiner Kälte zum Frösteln zu bringen, hätte er sie umarmt und an sich gezogen. Ihr Duft, ihr weicher Körper rührten ihn an und weckten die Sehnsucht nach mehr in ihm. „Alethea …“, raunte er.
    Sie hielt in der Bewegung inne, und ihre Hände begannen zu zittern. Er wünschte, sie würde ihn ansehen, aber sie tat es nicht. Nach einer Weile trat sie zurück und bückte sich, um seinen Rock und die Krawatte aufzuheben. Mit einer Hand reichte sie ihm die Decke. „Kleide dich zu Ende aus und wickle dich hiermit ein“, forderte sie ihn auf. „Ich werde deine Kleidung an den Kamin hängen, damit sie trocknet.“
    Obwohl er es nicht gewohnt war, Anweisungen entgegenzunehmen, war es ihm recht, dass Alethea bestimmte, was geschah. Er spürte, wie angespannt sie war, und dass die geringste Komplikation genügen würde, sie aus der Fassung zu bringen. Er hatte Männer in außergewöhnlich herausfordernden Situationen kommandiert, und er wusste, dass ihr Wunsch nach Beschäftigung für sie wichtig war, um die Haltung wahren zu können.
    Sie schloss den Vorhang, damit niemand sie beobachten konnte. Es war nicht leicht, sich mit steifen Fingern auszukleiden, doch er bewältigte die Aufgabe in wenigen Minuten und ließ seine Kleider als nassen Haufen am Boden liegen.
    Alethea zog den einzigen Stuhl an den Kamin und bedeutete ihm, sich hinzusetzen. Nur zu gern gehorchte er und hielt seine bloßen Füße ans Feuer. Langsam wich die Taubheit aus seinen Gliedern, was sich durch ein unangenehmes Stechen unter der Haut bemerkbar machte.
    Er ignorierte den Schmerz und sah Alethea zu, wie sie seine Kleidung auswrang und sie vor dem Kamin zum Trocknen aufhängte. Sie wirkte so makellos schön mit dem Haarknoten in ihrem Nacken und den Kupferlocken, die ihr Gesicht umrahmten, dass er sie gern berührt, ihre Wärme und Weichheit gespürt hätte. Wie sehr er nach ihr verlangte! Welch bittere Ironie, dass die Liebe im Gewand der Person zu ihm gekommen war, die er eigentlich am meisten hassen musste. Aber er musste sich eingestehen, dass sein Durst nach Rache sich nicht mehr auf Alethea oder Madame Zoe richtete. Vielmehr empfand er eine nie gekannte Wut auf die Person, die seit Wochen ihr Unwesen in London trieb und ihn dafür büßen lassen wollte. Dieser Mann, von dem McHugh noch immer nicht wusste, wer er war, hatte versucht, Alethea zu ermorden, und das würde er dem Schurken nie verzeihen.
    Ehe sie seinen Rock ausschüttelte, nahm sie den eingewickelten Gegenstand aus seiner Tasche. Als erinnerte sie sich erst jetzt daran, warum sie eigentlich hier waren, hob sie das weiße Päckchen hoch und betrachtete es. Als sie es öffnete, zog sie ein dreieckiges Halstuch daraus hervor, das übersät war von tiefroten Flecken. Alethea hielt Rob das Tuch entgegen, damit er es untersuchen konnte. „Blut?“, fragte sie.
    Er griff nach dem Tuch und drehte es herum. „Verdammt. Wenn es das bedeutet, von dem ich meine, dass es das tut …“ Er wollte sich erheben, doch Alethea drückte ihn zurück auf den Stuhl.
    „Was dann, McHugh? Wirst du dann deine nasse Kleidung wieder anlegen und die Jagd aufs Neue beginnen?“ Voller Abscheu hob sie die Hände. „Was immer es bedeuten mag, es ist zu spät, etwas daran zu ändern. Du kannst niemandem helfen, wenn du mit einer Lungenentzündung auf dem Sterbebett dahinsiechst.“
    Was sie sagte, war vernünftig, das wusste McHugh. Sich selbst einem weiteren Risiko auszusetzen, würde nichts ändern, doch es drängte ihn danach, etwas zu tun. Irgendetwas. „Alethea, ich kann nicht hier herumlungern …“
    „Herumlungern? Dies ist nichts dergleichen. Um ein Haar wärest du ein Opfer deines eigenen Leichtsinns geworden!“
    „Das Schicksal ist mit den Mutigen, Alethea!“, gab er zurück, ein wenig amüsiert von ihren Vorwürfen.
    „Mutig?“, wiederholte sie. Zuerst schien sie verwirrt, dann wütend. Tränen traten ihr in die Augen, und sie wandte sich ab. „Du magst vielleicht so denken, aber ich denke anders. Ich versichere dir, dass du in dem Ruf stehst, Mut zu haben. Das sagt jedes einzelne Mitglied des ton . Alle sprechen davon, wie furchtlos und beharrlich du noch im Angesicht der Niederlage bist. Aber ich glaube dennoch, du bist einer der größten Feiglinge, denen ich je begegnet bin. Und zwar von der schlimmsten Sorte – von jener, die sich hinter Tapferkeit versteckt und damit die anderen erfolgreich täuscht.“
    Ihre Erklärung erstaunte ihn. Man hatte ihm in

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