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Der Kuss Im Kristall

Der Kuss Im Kristall

Titel: Der Kuss Im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Ranstrom
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nicht sehen konnte. Hatten sie den Zusammenhang zwischen den Raben und McHugh hergestellt? „Mir erschien er immer recht vernünftig“, bemerkte sie.
    Lord Barrington räusperte sich und richtete seine Krawatte. „Nun ja. Hat er jemals einen Menschen erwähnt, gegen den er etwas hat?“
    Abgesehen von Madame Zoe hatte er das nicht getan. Aber das würde sie natürlich niemals zugeben. Sie runzelte die Stirn, versuchte, nachdenklich auszusehen, und schüttelte den Kopf.
    „Vielleicht ein alter Vorgesetzter? Jemand, der ihm im Wege war oder ihn daran hinderte, irgendetwas zu tun?“
    „Lord Barrington, ich möchte nicht unhöflich sein, aber warum stellen Sie mir all diese Fragen? Lord Glenross war stets ein Musterbeispiel an …“ An was? Gewiss nicht an Schicklichkeit, und auch nicht an Galanterie. „An Anstand.“
    Grace hustete, und Lord Barrington klopfte ihr den Rücken, ohne den Blick von Alethea abzuwenden. „Heute Morgen fand die Haushälterin Glenross’ früheren Vorgesetzten in seinem Arbeitszimmer. Er ist ermordet worden.“
    Alethea versuchte nicht einmal, ihre Überraschung zu verbergen. Sie dachte an das blutverschmierte Tuch, das Glenross aus der Themse gefischt hatte. Sie hätte all ihren Besitz darauf gewettet, dass Glenross’ früherer Vorgesetzter in der Downing Street gewohnt hatte. „Das ist ja entsetzlich!“, stieß sie hervor.
    „Haben Sie Glenross gestern Abend gesehen?“
    Gütiger Himmel! Wenn sie zugab, mit McHugh zusammen gewesen zu sein, würde das zwangsläufig weitere Fragen aufwerfen. Wie ein Kartenhaus würde alles zusammenbrechen, was sie und Tante Henrietta so kunstvoll aufgebaut hatten. Bennett würde Eton in Schande verlassen müssen, Dianthe würde unverheiratet bleiben und als alte Jungfer sterben, und sie würden das Anwesen in Little Upton verlieren.
    Nein, sie konnte nicht zugeben, dass sie sich mit McHugh getroffen hatte, ohne den Grund zu erwähnen und wo sie gewesen waren. Dringend musste sie mit ihm reden. Irgendwie musste sie Lord Barrington ablenken. „Wollen Sie damit sagen, dass – er etwas damit zu tun hat?“
    „Ich meine nur, dass die Umstände gegen ihn sprechen, Miss Lovejoy. Ich bin sicher, dass die ermittelnden Behörden bald viele Fragen an ihn haben werden, und ich möchte darüber, so gut es geht, Stillschweigen bewahren. Schlechte Presse für das Außenministerium, wissen Sie, und wir sind verpflichtet, unsere Leute zu schützen, vor allem, wenn sie in den Wahnsinn getrieben wurden.“
    Wahnsinn? War es das, was sie Behörden dachten? Sie wollte es nicht glauben. Sie stand auf, um das Gespräch so schnell wie möglich zu beenden, ehe sie etwas verriet. Sie musste McHugh finden und ihn warnen. „Es tut mir leid, dass ich nicht helfen konnte, Lord Barrington. Wenn mir etwas einfällt, werde ich es Sie wissen lassen.“
    Bis McHugh gegen Mittag in seinem Club eintraf, hatte der Klatsch ihn schon erreicht. Männer standen in kleinen Gruppen zusammen, sprachen leise miteinander und schüttelten die Köpfe. Ihm war nicht wohl zumute, da er das blutverschmierte Tuch, das er in der Nacht zuvor aus der Themse geholt hatte, bei sich zusammengerollt in der Tasche trug. Er unterdrückte den Wunsch, es zu berühren und sich zu vergewissern, dass es nicht zu sehen war.
    Er schlenderte in den Billardraum, in dem ungewöhnliche Stille herrschte, und blickte sich um. Ethan Travis nickte ihm zu.
    „Du hast es gehört?“, begrüßte Ethan ihn.
    McHugh erwiderte: „Nein, aber ich kann es mir denken.“
    Ethan zog eine Braue hoch und wartete ab.
    „Kilgrew?“
    „Ermordet in seinem Haus in der Downing Street letzte Nacht.“
    „Wie?“
    „Vermutlich wurde er erstochen. Und das Gerücht sagt, es hätte auch ein Strick um seinen Hals gelegen.“
    McHugh stöhnte und schüttelte den Kopf. Es war dieselbe Methode wie bei den anderen. „Verdammt. Das hatte ich befürchtet. Gestern Nacht war ich vor Kilgrews Haus, Ethan. Ich sah einen Mann aus dem Haus kommen und lief ihm nach.“
    „Gütiger Himmel! Weißt du, wer es war?“
    Rob nickte. „Ja.“
    „Wer? Halb London sucht nach dem Schurken.“
    „Ich kann nicht mit Gewissheit sagen, dass er der Mörder war. Ich sah, wie er das Haus betrat und wenig später eilig davonrannte. Sein Verhalten wirkte sehr gehetzt. Er überquerte die Westminster Bridge und warf etwas ins Wasser. Ich musste mich entscheiden. Ihm folgen oder feststellen, was er weggeworfen hatte.“
    Ethan kniff die Augen zusammen, aber er

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