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Der Kuss

Der Kuss

Titel: Der Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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Michael.
    „Welcher Kuss?“, grunzte Lukas, schien sich dann aber zu erinnern, „Ach! Du meinst, als du gejammert hast, dass du ja noch – buhuhu – eine Jungfrau bist und von mir erfahren wolltest, wie sich ein Kuss anfühlt? Meinst du
das
?“
    Es war ein mentaler Schlag unter die Gürtellinie. War es wirklich nur das gewesen? Ein billiger Gefallen, weil Michael sich so wehleidig aufgeführt hatte? Hatte er das alles überbewertet? Die Art, wie Lukas über diesen – wie Michael empfand – bisher wichtigsten Moment seines Lebens redete, trieb ihm Tränen in die Augen. Aber er kämpfte sie runter.
    „Ich habe dich niemals gebeten mich zu küssen.
Andere
Menschen –
normale
Menschen – können das beschreiben, mit
Worten!“
    „Normale
Menschen, ja? Was genau
bin
ich denn in deinen Augen, wenn ich kein
normaler
Mensch bin?“, spie Lukas und baute sich vor Michael auf.
    „Das wirst
du
wohl am allerbesten wissen“, warf Michael seinem Freund hin und kämpfte damit, wie sich sein Herz zusammenballte.
    „Na los! Sag es schon. Sag schon was du denkst!“, provozierte Lukas und stemmte seine Fäuste in die Hüften. Sein Blick war glasig vor Zorn, seine Erregung zeigte immer noch auf Michael.
    „
Vergiss
es!“, raunte dieser und wandte sich ab. In unzähligen Fantasien die er gesponnen hatte, hatte Lukas ihm gestanden, das Gespräch über die Jungfräulichkeit als Vorwand benutzt zu haben um seiner Liebe Ausdruck zu verleihen. Jetzt zerbrach gerade sehr viel. Das war nicht richtig. Es war nicht fair. Lukas packte ihn grob am Oberarm.
    „Sag es!“, presste er zwischen den Lippen hervor.
    „Ich möchte das nicht“, erklärte Michael weich, „Ich hab das nicht so gemeint. Lassen wir es einfach gut sein.“
    „Du hältst mich für schwul, oder?“, zischte Lukas und es klang nicht so, als wäre er mit dieser Unterstellung einverstanden.
    „Und wenn schon!“, raunte Michael und war versucht, seine Arme um Lukas zu schlingen. Er hatte erst letzte Woche einen Bericht über die Festhaltetherapie gesehen. Da umarmten sich Menschen so lange und sahen sich dabei in die Augen, bis sie Aggressionen und Ängste kommen und gehen lassen konnten und sich die Probleme, die sie miteinander hatten, auflösten. Michael hätte das nun am liebsten getan, aber er wusste, dass er zu schwach war – gegen seinen aufgebrachten Freund nicht die geringste Chance hatte.
    „Und wenn schon?“, keuchte Lukas empört, „Weißt du, was Schwule
machen?“
    Was sollte
das
denn jetzt schon wieder? Michael musterte Lukas irritiert, versuchte herauszufinden, ob dieser die Frage ernst meinte.
    „Zähne putzen, arbeiten, einkaufen, essen, schlafen, sich rasieren, …?“, zählte Michael auf.
    „Ja, nein – außer das“, zischte Lukas.
    „Hmmm,
Wäsche waschen
?“ Michael musste grinsen.
    „Du weißt
genau
, was ich meine!“, knurrte Lukas, und plötzlich glaubte Michael, eher Angst als Zorn zu sehen. Soll ja manchmal eng beisammen liegen.
    „Nein, Lukas, ich weiß nicht, was präzise du meinst.“
    „Im Bett!“, schnaufte Lukas voller Abscheu.
    „Außer schlafen? Meinst du Sex? Ja, ich tippe darauf, die meisten Schwulen haben Sex. Und das nicht nur im Bett!“
    Allmählich kam Michael das Gespräch ein bisschen komisch vor. So hätte er sich vielleicht ein 'Coming Out' bei seinem Vater vorgestellt, den er zwar nicht kannte, den er sich aber oft ziemlich reaktionär vorstellte. Mit Lukas, der offensichtlich kein Problem damit hatte nackt im Keller herumzurennen, der ihn geküsst hatte, auf dem Konzert die Hand gehalten und hinterher im Treppenhaus – ach, mit dem er sich vorhin auf eine ganz und gar wilde Art geküsst hatte und der immer noch sichtbar erregt war … das war völlig absurd.
    „Ich meine die Art und Weise!“, grunzte Lukas genervt.
    „Die Praktiken?“
    „Ja“, bestätigte Lukas und ließ Michaels Arm endlich los.
    „Und was ist damit?“
    „Ist dir das – egal?“ Er klang nun etwas weniger wütend, eher verstört.
    „Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, was du genau meinst, aber ich hoffe nicht, dass es mir egal ist – genau genommen wünsche ich mir das Gegenteil.“
    „Wirklich?“, entfuhr es Lukas fassungslos. Er ließ die Schultern sinken und blickte Michael verstört an. „Bist du – schwul?“
    „Ich weiß es noch nicht genau, aber wie die Sache ausschaut, vermutlich schon!“, erklärte dieser gelassen.
    „Und du kannst dir vorstellen, dass …?“
    „Bitte Lukas, tu mir den

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