Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister
fragte Akazia, zog ein dickes Gummiband über seinen zugeklappten Skizzenblock und legte ihn beiseite.
»Vielleicht war er in was verwickelt, wovon wir nichts gehört haben«, meinte ein Junge mit dem Spitznamen Röv.
»Was soll das denn sein? Er war doch immer ein kleiner Fisch«, entgegnete Akazia.
»Wer weiß schon, was Greco vorhatte? Er war doch immer ein Einzelgänger, oder? Sein Tag ist nie zusammen mit anderen aufgetaucht. Von großen Greco-Aktionen weiß ich auch nichts«, sagte Röv.
»Jedenfalls hatte er sich eine krasse Stelle zum Sprayen aus gesucht. Ich frage mich, was das hätte werden sollen. Ver dammt seltsamer Ort, um zu sterben«, meinte Akazia.
Eine Gestalt tauchte aus einer dunklen Ecke auf. Das Mädchen, das sich Straycat nannte, nahm ihren Rucksack vom Boden und ging auf die Tür zu. Sie zog die Kapuze ihres Camouflage-Anoraks hoch und blieb beim Vorhang aus Perlenschnüren stehen.
»Wohin willst du?«, wollte Röv wissen.
»Ein paar Caps und Stifte besorgen. Wollt ihr mit?«
Niemand erhob sich, um sie zu begleiten.
»Okay, bis später dann«, sagte sie und zuckte mit den Achseln.
Die Perlenbänder teilten sich, als sie ging, und der Duft frischgewaschener Wäsche drang zu ihnen herein.
»Was meint ihr, sollen wir heute Nacht eine Aktion starten? Röv und ich könnten Wache schieben, und ihr könntet euch vielleicht einen S-Bahn-Zug vornehmen«, meinte Akazia zu den Übrigen.
Es war lange her, dass vollkommen bemalte Züge durch die Stadt gefahren waren, da Waggons mit Graffiti sofort aus dem Verkehr gezogen wurden. Akazia begriff nicht, dass man müde Pendler lieber warten ließ, aber eigentlich bereitete ihm das nur bessere Laune.
»Mal sehen, was wir tun. Haben wir genügend Farbe?«, fragte Röv.
»Ja, ich glaube schon«, sagte Akazia und zog den Vorhang vor einem Holzregal beiseite. Dort standen dicht an dicht Spraydosen. Rot, Blau und Silber dominierten, Rostschutzfarbe gab es auch.
»Dann sehen wir uns heute Nacht, vergesst die Kamera nicht. Und die Leitern.« Akazia verschwand durch den rasselnden Vorhang.
B o Såtenäs war groß und schlank. Sein etwas furchtsames Aussehen täuschte jedoch. Als Ausbilder mit Schwerpunkt Überlebenstraining bei der Marineinfanterie war er alles andere als harmlos. Es gehörte jedoch einiges dazu, Bo Såtenäs aus der Fassung zu bringen. Seine grüne, penibel saubere Uniform saß tadellos und passte farblich zu den grünen Aktenordnern, die in akkuraten Reihen im Bücherregal hinter ihm standen.
»Die einzigen Kämpfe, die ich im Augenblick zu bestehen habe, sind mit denen da«, sagte er und deutete mit dem Daumen über die Schulter.
Ulf Holtz lächelte. Seit er Bo Såtenäs kannte, beklagte sich der Soldat über die Bürokratie.
»Es gibt nicht einmal mehr Wehrpflichtige, die man ausbilden könnte, und Offiziere sind auch bald Mangelware«, meinte Såtenäs. »Jetzt muss man froh sein, wenn jemand auf einen Studienbesuch vorbeischaut.«
»Ich bin gewissermaßen auch zu Studienzwecken hier«, sagte Holtz.
Er hatte am Vormittag angerufen und gefragt, ob er vorbeikommen dürfe. Mit dem Auto brauchte er nur eine Stunde. Bo Såtenäs hatte sich gefreut, seinen Freund wiederzusehen und ihn ohne weitere Umschweife zum Abendessen und zum Übernachten eingeladen. Außerdem war er neugierig gewesen. Da Holtz wusste, dass er vermutlich auf einer Isomatte unter freiem Himmel oder möglicherweise unter einer Plane hätte schlafen müssen, hatte er lachend abgelehnt und vorgeschlagen, sich dies für ein anderes Mal aufzuheben. Gegen ein Abendessen hingegen habe er nichts einzuwenden.
»Und wie geht es dir?«, fragte Bo Såtenäs.
»Gut, die Mädchen kommen ja schon lange allein zurecht, und ich sehe sie auch nicht sonderlich oft. Es geht ihnen aber beiden gut. Eva arbeitet noch im Justizvollzug, bei den Überstellungen, und Linda arbeitet nach wie vor fast gratis für verschiedene Friedensorganisationen. Sie lassen dich übrigens grüßen.«
»Und die Arbeit?«
»Allmählich kommen die Dinge wieder in Bewegung, könnte man sagen, wie gesagt … gut.« Holtz wollte nicht darüber sprechen.
Beide schwiegen lange. Sie waren immer der Meinung gewesen, dass es keine Rolle spiele, wie viel Zeit zwischen ihren Treffen verstrich, sie könnten stets dort anknüpfen, wo sie das letzte Mal aufgehört hatten. Aber Holtz fand das nicht mehr so einfach. Es fiel ihm immer schwerer, den Faden wiederzufinden. Er fragte sich, ob das an ihm lag.
»Du wolltest
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