Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister
Nummer eins und arbeiten uns dann vor«, sagte Pia Levin.
Nahid Ghadjar streifte sich Gummihandschuhe über und knöpfte den obersten Knopf ihres Kittels zu. Dann strich sie sich ihr dunkles Haar hinter das rechte Ohr und rückte ihre Brille mit dem auffälligen schwarzen Gestell zurecht.
»Wonach suchen wir?«
Ihre Stimme klang unsicher.
Die letzten Jahre hatte sie überwiegend an der Uni verbracht, obwohl sie schon fast dreißig war. Glück und viel Talent hatten ihr ermöglicht, Kriminaltechnik oder Forensische Wissenschaften zu studieren. Sie hatte bereits ein Examen in Biologie und wollte dieses jetzt um »biologische, chemische und technische Fragestellungen aus einer überwiegend forensischen Perspektive erweitern«, wie verlockend in der Broschüre zu lesen gewesen war.
Nahid Ghadjar wusste nicht so genau, worauf sie sich da eingelassen hatte, aber sie fand, dass es aufregend klang, nicht zuletzt, weil sie auch einen allgemeinen Überblick über die juristischen Abläufe und das Rechtssystem erhalten würde. Zu der Ausbildung gehörte auch ein Praktikum, und sie hatte sich um einen Platz bei der Kriminaltechnischen Abteilung beworben. Zu ihrer großen Enttäuschung hatte sie erst eine Absage erhalten, aber aus irgendeinem Grund hatte es sich der Chef der Abteilung wenig später anders überlegt. Deswegen hatte ihr Praktikum auch mitten in den heiß ersehnten Sommerferien begonnen. Sie hatte sich die Möglichkeit nicht entgehen lassen wollen und eingewilligt.
Pia Levin war zu ihrer Mentorin ernannt worden. Sehr gegen ihren Willen.
»Ich führe die eigentliche Untersuchung durch, aber du darfst auch das eine oder andere ausprobieren, okay?«, sagte Levin.
Ghadjar nickte. Sie hatte sich die Arbeit anders vorgestellt. Sie hatte sterile Labors und komplizierte technische Apparate vor sich gesehen.
Jetzt stand sie in einer Tiefgarage.
»Drei Personen sind gestorben, als das Auto einen Betonpfeiler gerammt hat. Ein volltrunkener Mann hat überlebt. Er behauptet, dass er nicht am Steuer saß. Dies hier ist die zerlegte Innenausstattung des Fahrzeugs«, sagte Pia Levin und deutete auf den Tisch.
Nahid Ghadjar versuchte, sich zu konzentrieren.
»Die Rettungsarbeit ist chaotisch verlaufen. Schwerverletzte und Tote lagen in und um das Auto herum. Niemand hat darauf geachtet, wer wo saß. Es ging darum, Leben zu retten. Der Überlebende behauptet, auf dem Beifahrersitz gesessen zu haben. Einer der Getöteten sei gefahren. Unsere Aufgabe ist es, seine Aussage zu überprüfen.« Levin schaltete eine kräftige Deckenlampe ein.
»Wie soll das gehen? Sollen wir nach Blutspuren suchen?«
»Nein, Blutspuren sind als Beweis wertlos, da das Blut bei einem Zusammenstoß in einem Auto in alle Richtungen spritzt und überall Blut zu finden ist. Obwohl es durchaus Rückschlüsse darauf zulässt, wer wo gesessen hat, lässt es sich bei Gericht nicht verwenden.«
Nahid Ghadjar sah erst abwartend, dann immer interessierter zu, als Levin den Lichtkegel langsam über das graue Plastikteil mit der Nummer eins gleiten ließ. Nach einigen Minuten legte Levin die Lampe beiseite.
»Versuch es auch einmal«, sagte sie und reichte Ghadjar die Lampe. »Such nach einem dunklen Fleck, der wie Schmutz aussehen könnte. Richte den Lichtkegel schräg auf den Gegenstand, so dass die Schatten sehr lang werden. Dann lassen sich eventuelle Flecken besser erkennen.«
Nahid Ghadjar nahm die Lampe entgegen und wiederholte die Prozedur. Sie fand nichts Auffälliges und keinen Fleck.
»Dann nehmen wir uns das nächste Teil vor«, sagte Levin und griff zur Nummer zwei. Es schien sich um ein Stück einer Türinnenverschalung zu handeln.
Auch dieses Mal untersuchte sie es zuerst selbst und reichte die Lampe dann an Ghadjar weiter.
»Hier ist ein Fleck, aber der sieht eher danach aus, als hätte jemand etwas gegen das Plastik gerieben«, meinte Ghadjar unsicher.
Levin nickte lächelnd.
»Sehr gut. Jetzt schauen wir uns diesen Fleck näher an. Vielleicht hast du das Rätsel ja gelöst«, sagte sie aufmunternd.
Obwohl Nahid Ghadjar nicht recht wusste, was sie gefunden hatte, freute sie sich über den Kommentar. Sie mochte Levin, obwohl ihre Mentorin bei ihrem ersten Treffen am Morgen etwas kühl gewirkt hatte.
»Wir machen eine Pause, dann erkläre ich es dir. Willst du was von oben aus dem Automaten? Ich hole mir einen Kaffee und vielleicht einen Keks«, meinte Levin.
»Nein, danke.«
Als Levin verschwunden war, betrat Ghadjar das kleine
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