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Der Lächler

Der Lächler

Titel: Der Lächler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Bett und spürte plötzlich so etwas wie Müdigkeit. Er brauchte nicht unbedingt zu schlafen, er hätte über Tage wach bleiben können, wenn sich aber die Gelegenheit bot, dann legte er sich nieder. Zuerst schloß er die Tür.
    Fenster gab es in dieser Hütte nicht. Zumindest keine, die den Namen verdient hätten. Zur Wasserseite hin sah er zwei Luken, in denen aber kein Glas schimmerte. Er stellte sich vor eine und blickte auf den träge dahinfließenden Fluß. Die Sonne war mittlerweile tiefer gesunken, so daß das jenseitige Ufer bereits im Schatten lag. Auf der Fläche zeichneten sich schwach die Umrisse der Sträucher ab, sich manchmal bewegend im Rhythmus der Wellen.
    Er strich über seine Stirn. Kein Schweißtropfen hatte auf der Haut gelegen. Im Gegenteil, er spürte mehr eine gewisse Kälte in sich. Er konnte sich die Herkunft nicht erklären, sie war einfach da und schien sich wie Eis über seine Knochen gelegt zu haben.
    Er trat einen kleinen Schritt zurück. Dann probierte er das erste Feldbett aus. Er war zufrieden und streckte sich aus. Die Kälte aus seinen Gliedern war wie ein Spuk verschwunden, und er wollte auch nicht darüber nachdenken, wie es möglich gewesen war, daß sie ihn erwischt hatte. Alles war so anders geworden, so gleichgültig. Nur das eine Ziel interessierte ihn, und das hatte sich in seinem Kopf festgesetzt, allerdings nicht so stark, als daß es ihn hätte wach bleiben lassen.
    Es dauerte gar nicht lange, da war der Lächler eingeschlafen.
    ***
    »Na denn«, sagte Suko und atmete tief durch, als wir London endlich hinter uns gelassen hatten. »Was hast du?«
    »Nichts. Ich freue mich nur über diesen herrlichen Tag und die wunderbare Luft.«
    »Wie schön.«
    Suko hatte meine Antwort nicht gefallen. »Bist du sauer, wütend oder etwas in dieser Richtung?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Deine Stimme klingt so.«
    »Ich kann mich eben nicht verstellen.«
    »Hast du denn einen Grund?«
    »Und ob.« Ich erhöhte das Tempo, weil die Straße glatt wie eine Piste vor uns lag. »Man hat uns doch für dumm verkaufen wollen. Wenn wir nicht so stark nachgebohrt hätten, wäre gar nichts gelaufen, verstehst du? Überhaupt nichts. Sir James wäre verschlossen wie eine Auster geblieben, was er auch jetzt noch ist, denn Konkretes hat er nicht gesagt. Alles ist verschwommen, indirekt, und ich weiß nicht mal, ob wir in diesem Fall bei Sir James Rückendeckung haben.«
    »Warum das nicht?«
    »Kann er sich die leisten?«
    Suko lächelte und hob die Schultern. »Ich meine, daß du ihn nicht so verurteilen sollst, John. Der saß schon in einer Zwickmühle, das kannst du mir glauben. Wie sagt man? Sachzwänge oder so.«
    »Kann sein.«
    »Aber der indirekte Tip war gut.«
    »Das wird sich herausstellen.«
    Das kleine Jagdhotel lag auf halber Strecke in Richtung Caterbury. Wir rollten nach Westen, sahen hin und wieder die Themse, die hier breiter geworden war. Das Land war eben. Wälder, Wiesen, kleine Seen und schmale Flußarme zeichneten es wie Adern die Gesichtshaut eines Menschen.
    Auf dem Prospekt war angegeben worden, wie man zu fahren hatte, um das Hotel zu erreichen. Es lag abseits einer jeglichen Ansiedlung, umgeben von dichten Wäldern, und die Jagdreviere waren zu Fuß zu erreichen. Darauf wurde im Text extra hingewiesen.
    Die Welt um uns herum hatte ihre herbstliche Klarheit verloren. Leichter Dunst war aufgezogen. Vom Fluß her breitete er sich aus und trieb wie dünne Watte in das Land hinein. Das herrliche bunte Laub der Bäume begleitete uns ebenso wie die allmählich dunkler werdende Bläue des Himmels. Wir hatten eine Weile nicht gesprochen, und es war Suko, der das Schweigen brach.
    »Ich habe nur eine Befürchtung«, sagte er.
    »Welche?«
    »Daß man uns erkennt.«
    Ich hob die Augenbrauen und wollte von meinem Freund wissen, wer uns denn erkennen könnte.
    »Vielleicht ist uns das eine oder andere Mitglied der Jagdgesellschaft schon über den Weg gelaufen. Zudem ist vorstellbar, daß Tacharin und auch Krommow durch Bodyguards geschützt werden, und so unbekannt sind wir bei den Brüdern vom Geheimdienst auch nicht.«
    »Da könntest du leider recht haben.«
    Keiner von uns hoffte es. Trotzdem mußten wir uns darauf einstellen. Ich wartete darauf, daß eine Straßenkreuzung erschien, an der wir nach Nordwesten hin abbiegen mußten. Der Weg führte direkt zum Hotel, vorbei an einer kleinen Ortschaft, die Wood-on-Thames hieß, in der wir aber nicht anhalten würden. Wir konnten sie

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