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Der Lächler

Der Lächler

Titel: Der Lächler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er eine gute Wahl getroffen hatte, denn der Tank war fast voll.
    Onopko war zufrieden.
    Er fuhr seinem Gefühl nach, blieb nahe der Themse, unterquerte sie durch den Blackwell Tunnel, fuhr dann in Richtung Woolwich, hielt sich dabei oft in Sichtweite des Flusses, dessen Bett von Meile zu Meile an Breite zunahm. Auch die Gegend hatte sich verändert. Die Stadt lag hinter ihm, er glitt hinein in die Natur, wo die Straße schmaler wurde.
    Onopko ließ sich Zeit. Er wußte, daß er das Ziel bis zum Einbruch der Dunkelheit erreicht haben würde. Die Signale in seinem Gehirn hatten sich verstärkt, sie wiesen ihm den Weg, und er freute sich darüber. Nur schaffte er es nicht, herauszufinden, wer ihm diese Signale zusandte, ob es nun Krommow oder Tacharin war.
    Er schaltete auch das Radio ein.
    Fremde Musik erreichte seine Ohren. Für Onopko war es keine Musik, nur eine Anhäufung von Tönen und Geräuschen. Von Techno hatte er noch nie etwas gehört, es gefiel ihm nicht, und er schaltete die Dudelkiste wieder aus.
    Der Lächler konzentrierte sich auf seine Fahrt. Er kam sich vor wie in einem Märchen. Es gab eine wunderbare Welt um ihn herum, vom Sonnenschein gefärbt, von Wäldern und Feldern duchzogen, wobei die Bäume bereits ihr buntes Kleid übergestreift hatten, denn das Laub schillerte in zahlreichen Farben.
    Er fing an, dieses Land zu lieben, denn die letzten Jahre wollte er vergessen. Da hatte er den Sonnenschein vermißt, da war viel Dunkelheit um ihn herumgewesen. Das Grau der Zelle, vermischt mit einer widerlichen Kälte, denn einen Ofen hatte es in seinem Knast nicht gegeben.
    Diese Welt hier war anders. Sie gefiel ihm, er würde sich wohl fühlen können, und trotzdem wuchs sein Haß an, denn er dachte daran, was mit ihm geschehen war. Was man ihm in den letzten Jahren vorenthalten hatte. Das alles hier hätte er viel früher haben können, und er regte sich schrecklich darüber auf, daß dem nicht so gewesen war. Seine Rachepläne nahmen konkretere Formen an. Er malte sich aus, wie er wen umbringen würde, denn seine Väter hatten diese Landschaft im Gegensatz zu ihm schon lange genießen können.
    Die Hände mit den breiten Gelenken umkrampften das Lenkrad so hart, als wollten sie es zerbrechen. In seinem Kopf spürte er das dumpfe Gefühl, er hatte den Eindruck, schwer darunter zu leiden, und seine Gesichtsmuskeln fingen an zu schmerzen.
    Er grinste und schaute sich dabei im Innenspiegel an. Sein Gesicht war zu einer bösartig wirkenden Maske erstarrt, die Augen glichen kalten Kugeln, aber er fand sich gut. Er fand sich wunderbar, und noch besser fühlte er sich, als er sich auf den Druck des Messers in seinem Rücken konzentrierte. Er würde es ihnen zeigen, allen würde er es zeigen. Sie sollten sich wundern.
    Schatten lenkten ihn ab.
    Wie flüchtig gemalte Bilder huschten sie über die Scheiben des Honda hinweg, als wäre er von seltsamen Lebewesen umringt, was nicht so recht stimmte, denn die Schatten wurden von den Zweigen der Bäume hinterlassen, die den Wald bildeten.
    Er schloß ihn und die Straße ein. Wie ein rollendes Phantom huschte das Auto durch die Einsamkeit. Der nächste Ort lag einige Meilen entfernt, und als der Killer ihn erreicht hatte, langsamer fuhr, sich dabei noch umschaute, da fiel ihm auch die Idylle auf, die hier herrschte.
    Verschlafen, verträumt, wenig Verkehr, so lag das Dorf inmitten eines flachen Geländes und auch nicht weit vom Fluß entfernt, in dessen Nähe er fahren mußte, das spürte der Killer.
    Der Strom mit seinen zahlreichen Nebenarmen drückte der Landschaft sein Zeichen auf.
    Der Lächler war in einen schmalen Pfad abgebogen. Er hatte einfach das Gefühl gehabt, dies tun zu müssen, wahrscheinlich auch deshalb, weil hin und wieder das Dach einer Hütte oder eines kleinen Hauses über das Strauchwerk hinweggeschaut hatte.
    Onopko wußte, daß er sich nicht mehr weit von seinem Ziel entfernt befand. Einige Meilen noch, dann war er da, und der Kontakt hatte sich verdichtet.
    Riefen sie ihn?
    Rief er sie?
    Es stand nicht fest. Es war auch möglich, daß sie ihn nicht wollten und schon ihre Vorbereitungen getroffen hatten, aber das störte ihn nicht im geringsten.
    Er würde kommen, er würde sie packen, denn das Band zwischen ihnen konnte nur durch den Tod des anderen zerrissen werden. Ansonsten waren sie stets an einer langen Leine miteinander verbunden.
    Das wiederum freute ihn. Da konnten sie machen, was sie wollten, er würde sie immer finden.
    Der schmale

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