Der Lächler
Schritte bis zu den beiden Zimmern, die direkt nebeneinander lagen. Die Türen zeigten einen rustikalen Touch. Ihre Farbe lag zwischen Grün und Braun, doch wir kamen nicht mehr dazu, sie zu öffnen.
Aus dem Hintergrund des Flurs löste sich ein Schatten, und eine uns bekannte Stimme erreichte unsere Ohren. »Willkommen im Jagd-Hotel, ihr Geisterjäger…«
Uns hatte es vor Überraschung den Atem verschlagen, denn gesprochen hatte Wladimir Golenkow…
Urplötzlich war Onopko wach, blieb aber noch wie tot liegen und öffnete die Augen auch nur spaltbreit.
Er hatte etwas gehört!
Oder auch nicht?
Wie dem auch sei, jedenfalls hatte sein Unterbewußtsein eine Warnung an das Bewußtsein geschickt – falls das überhaupt möglich war.
Jedenfalls war er wach.
Und er atmete tief ein.
Es entstand dabei ein zischendes Geräusch, und nach diesem Atemzug fühlte er sich regelrecht leicht und beschwingt. Dennoch blieb er liegen.
Er wußte ja, was er sich selbst und seinem Job schuldig war. Nur nichts übereilen, immer abwarten, bis der günstigste Zeitpunkt eingetreten war, um dann überraschend zuzuschlagen.
Stille umgab ihn. Er hörte nicht mal das Plätschern des Wassers. Er öffnete die Augen völlig und konnte jetzt die beiden Fenster links und rechts der zweiten Tür sehen, hinter der der Steg begann und ein Stück ins Wasser hineinführte.
Es war schon ziemlich finster geworden. Ideale Verhältnisse für jemand, der sich ungesehen an ein Ziel heranschleichen wollte.
Hatte ihn dieser Gedanke geweckt? War er durch sein Unterbewußtsein gegeistert?
Möglich, nein, bestimmt sogar. Onopko dachte darüber nach, als er sich aufrichtete und zugleich das Gesicht verzog, weil er das Knarren seines provisorischen Betts nicht verhindern konnte. Er blieb sitzen. Wieder lauschte er. Onopko war jetzt hellwach. Mit der rechten Hand tastete er nach seinem Messer. Es war noch da. Die Schneide verbarg die Klinge.
Er grinste in das Zwielicht hinein, als er seine Beine zur Seite schwang und die Füße auf den Boden stellte. Seine klobigen Schuhe hatte er nicht ausgezogen. Sie hatten glücklicherweise eine weiche Sohle, so daß er sich beinahe lautlos bewegen konnte.
Für einen Moment blieb er stehen, um sich zu recken, dann ging er vor und blieb direkt am rechten der beiden Fenster stehen. Der erste Blick nach draußen. Es war nichts zu sehen, wie er sich schon gedacht hatte.
Der stumme Fluß und das Buschwerk verschwammen im Zwielicht. Er war kaum in der Lage, Unterschiede auszumachen. Grüne und graue Farben mischten sich. Der Himmel hatte die Röte der untergehenden Sonne nicht ganz verloren. Sie war noch im Westen zu sehen, wo sie dem Himmel einen schalen Glanz gab, in dem das Grau der hereinbrechenden Dunkelheit immer mehr die Oberhand gewann.
Onopko leckte über seine wulstigen Lippen. Es war widerlich anzusehen.
Hinzu kam das leise Lachen, das dieses Lecken begleitete, und er zog auch die Schultern in die Höhe, als würde er frieren. Seine Augen hatten sich geweitet, nur so glaubte er, die Dunkelheit durchdringen zu können.
Er war geweckt worden, eine Gefahr sah er nicht, aber er spürte sie.
In seinem Gehirn begann es zu arbeiten. Es war nicht das Gehirn eines Menschen, das mußte er sich immer wieder ins Gedächtnis zurückrufen, er dachte zwar wie ein Mensch, wenn es um die lebensnotwendigen Dinge ging, tatsächlich aber war er besser, viel besser geworden. Man hätte ihn auch als sensibler bezeichnen können, aber darauf iegte Onopko keinen Wert. Er war auf der Welt, um gewisse Vorgänge zu führen, auch diejenigen, die hinter den normal sichtbaren waren.
Das schaffte er.
Und deshalb hatte ihn die Kraft geweckt. Die Warnung eben seines fremden Gehirns, und urplötzlich war er sich sicher, daß die Gefahr nahte. Sie war nicht mehr weit entfernt. Er konnte sie nur nicht sehen, aber durch sein verändertes Gehirn tasten.
Sie lauerte…
Aber auch er lauerte!
Und sein Mund zog sich wieder in die Breite, um zu einem grinsenden Maul zu werden. In den Augen erschien kein Leuchten, sie blieben starr, aber sehr aufmerksam.
Und noch etwas war geschehen. Hinter der Stirn begann das Gehirn zu arbeiten.
Die Stelle, die wegen der Operation aufgeschnitten worden war, fing an zu glühen. Es sah aus, als hätte ihm jemand einen roten Faden querüber die Stirn gezogen, und auch im Innern seines Kopfes wollte das Glühen nicht aufhören.
Er war bereit!
Mit einem Schritt nach rechts war er vom Fenster weggetreten. Für
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