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Der Lächler

Der Lächler

Titel: Der Lächler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch auf einer Nebenstraße umfahren und bogen sehr bald in einen Weg ein, der direkt zum Ziel hinführte. Hinein in den Wald, der tatsächlich durch die tiefliegenden Strahlen der Sonne wie vergoldet wirkte. Selbst die dunklen Stämme der Bäume hatten einen matten Schimmer bekommen, und manche Blätter glänzten wie kostbare Taler oder Goldstücke.
    Eine wunderbare frische Luft drang durch die halbgeöffneten Seitenscheiben in den Rover. Es war wirklich ein Tag zum Spazierengehen, zum Faulenzen, zum nochmaligen Luftholen, bevor sich die schöne Jahreszeit endgültig verabschiedete und den dunklen Wintermonaten Platz schuf, mit seinen kurzen Tagen und langen Nächten.
    Ab und zu tauchte ein Hinweisschild auf das Hotel auf. Die Schrift war schon verwaschen, doch wer es finden wollte, der kannte den Weg sicherlich.
    Auch wir gelangten hin, und ich mußte unwillkürlich an ein Märchen denken, als sich der Weg verbreiterte, dann öffnete und uns den Blick auf ein Gebäude freigab, das beim flüchtigen Hinsehen tatsächlich an ein kleines Märchenschloß erinnerte, es aber nicht wahr, denn das Hotel bestand aus einem wie wuchtig dahingestellten Herrenhaus mit einer relativ glatten Fassade ohne viel Schmuck und Prunk, dafür aber von Efeu und anderen Pflanzen überwuchert, die die Flächen zwischen den einzelnen Fenster bedeckten und sich wie ein dünnes Spinnennetz spreizten.
    Man hatte die Wärme der Sonne ausgenutzt und zahlreiche Tische sowie Stühle nach draußen gestellt. Im Hochsommer wurden sie in den Schatten der Bäume gesetzt, das war um diese Zeit nicht mehr nötig, denn der glühende Ball hatte sich schon zurückgezogen.
    Von uns aus gesehen links standen die Wagen der Hotelgäste. Ich mußte zugeben, daß die Leute nicht gerade zu den ärmsten gehörten, denn einige Fahrzeuge zählten zur Oberklasse, die Geländewagen eingeschlossen, auf deren Lack sich noch letzte Sonnenstrahlen spiegelten. Wir fanden eine Lücke, rollten hinein, stiegen aus und holten unser Gepäck vom Rücksitz. Als ich den Wagen abschloß, bemerkte ich Sukos skeptischen Blick.
    »Was hast du?«
    Er hob die Schultern. »Es sieht seltsam aus, dieses Hotel. So leer, als wäre es unbewohnt.«
    »Vielleicht sind die Gäste im Wald.«
    »Mmh.«
    Wir gingen auf den Eingang zu, der aus einer doppelflügeligen Tür bestand, die, kurz bevor wir sie erreicht hatten, von innen geöffnet wurde. Eine junge Bedienung verließ das Hotel. Sie sah uns, lächelte und hieß uns willkommen. Ich sprach sie an. »Pardon, aber uns interessiert, ob die Mitglieder der Jagdgesellschaft schon eingetroffen sind.«
    »Natürlich.« Sie lächelte, und ihre Augen wurden groß. »Seit einigen Stunden schon. Sie haben sich im Jagdsaal versammelt.«
    »Wann startet die Jagd?«
    »Im Morgengrauen.«
    »Danke, das wollte ich wissen.« Die Kleine nickte uns zu. Dann ging sie zu den Tischen, um sie abzuwischen.
    Wir betraten das Hotel und gelangten in eine Halle, deren hohe Decke mir sofort ins Auge stach, wie auch die mit Bildern geschmückten Wände, deren Motive allesamt mit der Jagd zu tun hatten. Wir sahen Ölgemälde ebenso wie Stiche, aber auch Geweihe sowie präparierte Fuchs-, Hasen- und Rebhuhnköpfe.
    Die Einrichtung war dem Stil des Hauses angepaßt. Schwere Sessel mit grünem Leder bezogen, ein großer Teppich, rund wie ein gewaltiger Vollmond, auf dem ebenfalls Jagdmotive zu sehen waren.
    Ein Lüster hing von der Decke. Die Helligkeit seiner Lampen konnten durch einen Dimmer gesteuert werden. Noch war die Stärke nicht voll aufgedreht worden, aber das Licht reichte aus, um gewisse Einzelheiten erkennen zu können.
    Eine sehr breite Treppe führte nach oben. Sie war allerdings nur zur Hälfte einsehbar, dann knickte sie nach links weg. Die Rezeption befand sich in einem abgeteilten Areal der Halle rechts von uns, und zwei junge Damen mit weißen Blusen und grünen Westen lächelten uns entgegen.
    Wir sagten den üblichen Spruch auf, wurden noch einmal begrüßt und erhielten die Zimmerschlüssel. Eine der beiden Damen deutete auf einen Flur. »Wenn Sie sich nach rechts wenden, liegen die Zimmer in der ersten Etage.«
    »Danke.«
    Der Gang war nicht sehr breit. Die Wände zeigten ein trübes Weiß. Vor diesem Hintergrund malten sich die ausgestopften Tiere und Geweihe um so deutlicher ab.
    Wir konnten die Treppe nehmen oder den Lift. Da wir lange genug gesessen hatten, entschieden wir uns für die Treppe, gelangten in die erste Etage und hatten nur noch wenige

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